Essen. Der Essener Chemiekonzern Evonik schließt sein Kohlekraftwerk in Marl und setzt künftig auf Gas. Für Siemens ist damit ein Großauftrag verbunden.
Der Essener Konzern Evonik ersetzt sein letztes Kohlekraftwerk im Chemiepark Marl durch ein neues Gas- und Dampfturbinenkraftwerk. Der Baubeginn sei noch für dieses Jahr geplant, teilte das Unternehmen mit. Voraussichtlich im Jahr 2022 werde die Anlage, die Strom und Dampf in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen soll, in Betrieb genommen.
Das Chemieunternehmen Evonik ist aus dem Bergbaukonzern RAG entstanden. Mit dem neuen Gaskraftwerk beendet das Unternehmen eigenen Angaben zufolge nach mehr als 80 Jahren die Erzeugung von Strom und Dampf auf der Basis von Steinkohle in Marl. Der Chemiepark ist direkt neben einem Zechengelände entstanden.
Ausstoß von Treibhausgas CO2 soll deutlich sinken
Durch die Investition in das neue Kraftwerk senke Evonik seinen CO2-Ausstoß um bis zu eine Million Tonnen pro Jahr, erklärte das Unternehmen in einer Mitteilung. Die direkten jährlichen Treibhausgasemissionen der Anlagen von Evonik weltweit werden so um fast ein Fünftel reduziert.
Partner von Evonik ist Siemens. Die Verträge für den Bau des aus zwei Blöcken bestehenden Kraftwerks seien nun unterzeichnet worden. Das Projektvolumen liegt Unternehmensangaben zufolge im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die Siemens-Sparte Gas and Power verantwortet als Generalunternehmer gemeinsam mit dem konzerninternen Partner Siemens Financial Services die Planung und Errichtung des Kraftwerks einschließlich eines neuen zentralen Leitstandgebäudes. Evonik betreibt die Anlage im Verbund mit bereits vorhandenen Erdgaskraftwerken.
Mit 7000 Beschäftigten der wichtigste Standort von Evonik
Marl ist der größte Standort von Evonik. Allein Evonik beschäftigt rund 7000 Mitarbeiter in dem Chemiepark im nördlichen Ruhrgebiet.
Evonik-Vorstandsmitglied Thomas Wessel sagte, die Modernisierung des Kraftwerks sei „ein wesentlicher Baustein für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele von Evonik“. Ziel sei es, die Treibhausgasemissionen des Konzerns bis 2025 gegenüber dem Basisjahr 2008 zu halbieren. „Damit übertreffen wir sogar die ambitionierten Einsparziele der Bundesregierung“, betonte Vorstandschef Christian Kullmann unlängst im Gespräch mit unserer Redaktion.
Siemens sieht Projekt als beispielhaft für Energiewende
Siemens-Manager Willibald Meixner erklärte, das Projekt zeige, dass der Konzern die Energiewende in Deutschland aktiv mitgestalten wolle: „Dezentrale, für die Anforderungen der Digitalisierung gerüstete Industriekraftwerke sind wichtiger Bestandteil unseres Portfolios für die Reduzierung von CO2-Emissionen.“
Mit dem neuen Kraftwerk werde langfristig die wirtschaftliche und zukunftsfähige Energieversorgung für den Chemiepark Marl sichergestellt, betonte Evonik. Für die Produktion im Chemiepark sei neben dem Strom insbesondere die Dampferzeugung wichtig. Die Anlage hat nach Angaben von Evonik eine Leistung von 180 Megawatt Strom, was dem Strombedarf von fast 500.000 Haushalten entspricht. Zudem könnten bis zu 440 Tonnen Dampf pro Stunde erzeugt werden. Aus dem Dampfverbundnetz des Standorts werden auch zukünftig rund 2000 Haushalte mit Fernwärme versorgt.