Essen. Thyssenkrupp droht der Abstieg aus dem Dax. Die Aktie des Revierkonzerns steht arg unter Druck. Potenzielle Nachfolger werden schon gehandelt.
Dem Essener Traditionskonzern Thyssenkrupp droht der Abstieg aus dem Deutschen Aktienindex (Dax). Uwe Streich, Indexspezialist der Landesbank Baden-Württemberg, kommt zu dem Urteil, dass „die Chancen für Thyssenkrupp äußert schlecht stehen“, auch weiterhin in der ersten Börsenliga des Landes zu bleiben, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Eine Entscheidung der Deutschen Börse soll am 4. September fallen, wirksam werden die Veränderungen voraussichtlich am 23. September. „Um im Dax zu bleiben, müsste Thyssenkrupp einen deutlichen Kurssprung machen, um so wieder auf eine höhere Marktkapitalisierung zu kommen“, sagte Streich.
Bei der Präsentation der Quartalszahlen hatte Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff bereits vor wenigen Tagen zu einem möglichen Dax-Abstieg gesagt: „Die Zugehörigkeit zu einem Index ist deutlich nachrangig zu dem, was wir als Aufgabe vor uns haben.“
Thyssenkrupp-Aktie massiv unter Druck
Ein wichtiger Faktor bei der Dax-Zusammensetzung ist die Frage, welchen Wert ein Unternehmen am Aktienmarkt hat. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 6,3 Milliarden Euro lag Thyssenkrupp zuletzt auf dem letzten Platz der 30 Dax-Konzerne. Auch am Mittwoch (14. August) stand die Aktie des Revierkonzerns wieder unter Druck. Mit einem Kurs von 9,53 Euro fiel die Thyssenkrupp-Aktie zwischenzeitlich auf einen neuen Tiefstand.
Potenzielle Dax-Aufsteiger nach einem möglichen Abstieg von Thyssenkrupp sind laut „Handelsblatt“ der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines und der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen.
„Der Dax ist kein Selbstzweck“
Angesichts der zwischenzeitlich geplanten Zweiteilung von Thyssenkrupp hatte Vorstandschef Guido Kerkhoff die Beschäftigten bereits vor einigen Monaten auf einen Abstieg des Essener Konzerns aus Deutschlands erster Börsenliga vorbereitet. „Der Dax ist kein Selbstzweck“, sagte Kerkhoff im vergangenen Oktober im Interview mit unserer Redaktion und fügte hinzu: „Es geht hier nicht um Eitelkeiten.“
Thyssenkrupp ist aktuell wieder tief in die roten Zahlen gerutscht. Kerkhoff musste bei der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen erneut die Gewinnprognose nach unten korrigieren. Ein Bündel von Problemen lastet auf dem Revierkonzern: Die Konjunktur schwächelt, weshalb beispielsweise die Nachfrage aus der Autoindustrie abnimmt. In der Stahlbranche sind die Rohstoffkosten insbesondere für Eisenerz massiv in die Höhe geschnellt. Dies führte in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres zu einem Nettoverlust des Konzerns in Höhe von 207 Millionen Euro – nach einem Nettogewinn von 189 Millionen Euro im Vergleichszeitraum.
Verkauf der Aufzugsparte soll Geld in die Kasse bringen
Unlängst hatte Thyssenkrupp bereits angekündigt, 6000 Arbeitsplätze abzubauen, wovon bis zu 2000 Stellen auf den Stahlbereich entfallen. Zusätzlich zu den bislang bekannten Einschnitten kündigte Kerkhoff nun an, mehrere Geschäftsbereiche mit insgesamt rund 9100 Beschäftigten auf den Prüfstand zu stellen.
Geld in die Kasse soll durch die Aufzugsparte (Elevator) kommen, die als Tafelsilber von Thyssenkrupp gilt. Je nach Kapitalmarktumfeld strebt Thyssenkrupp einen Börsengang im Laufe des Geschäftsjahres 2019/2020 an, wobei der Konzern den derzeitigen Planungen zufolge die Mehrheit der Anteile behalten will. Als potenzielle Käufer kommen aber auch Konkurrenten wie der Aufzugkonzern Kone oder Finanzinvestoren in Betracht. Kerkhoff erklärte dazu bei der Vorlage der Quartalszahlen: „Wir bereiten den Börsengang für Elevator vor, prüfen aber auch die vorliegenden Interessensbekundungen potenzieller Interessenten.“