Essen. Klimaschutz im Heizungskeller – Heizungsbauer Eschrich aus Erkrath warb dafür bei CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer. Jetzt hat er gemischte Gefühle.

Hans-Werner Eschrich kann sich noch gut an sein Gespräch mit Annegret Kramp-Karrenbauer erinnern. Als die CDU-Chefin Anfang Juni in Düsseldorf war, um von Parteifreunden die Auszeichnung „Bergischer Löwe“ in Empfang zu nehmen, ging Eschrich einfach auf die CDU-Vorsitzende zu. Seine Botschaft lautete damals wie heute: „Energiewende ist relativ einfach, wenn uns die Politik ein bisschen unterstützt.“

Eschrich ist Installateur- und Heizungsbaumeister aus Erkrath und führt eine Firma mit 22 Beschäftigten. Im Alltag könne er regelmäßig sehen, wie viele alte Heizkessel noch in den Haushalten in Betrieb seien, erzählt der 56-Jährige. „Das ist Wahnsinn“, sagt Eschrich. Es gebe „riesige Einsparpotenziale“ in den Haushalten, urteilt er.

Legen Bürger ihre Entscheidungen nun auf Eis?

Grundsätzlich sei die Idee gut, die Umrüstung auf moderne Anlagen staatlich zu fördern, wie es CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer anstrebt, sagt Eschrich. Doch kurzfristig befürchte er negative Auswirkungen auf die Branche. Angesichts der Diskussion über eine mögliche Abwrackprämie könnten Immobilieneigentümer, die schon mit einer Investition geliebäugelt hätten, ihre Entscheidung nun auf Eis legen – in der Hoffnung auf einen späteren staatlichen Zuschuss.

Dabei ist noch offen, ob es überhaupt eine Prämie geben wird und wie sie im Detail aussehen könnte. Eschrich erklärt, Investitionskosten für eine neue Heizung liegen erfahrungsgemäß zwischen 8000 und 25.000 Euro. Angesichts der aktuell niedrigen Zinsen sei das Geld aber schon jetzt meist gut angelegt.

„Wir haben erlebt, dass die Politik die Möglichkeit einer Abwrackprämie immer mal wieder thematisiert hat, aber nie konsequent umgesetzt hat“, berichtet auch Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. „Das hat bei den modernisierungswilligen Anlagenbesitzern verständlicherweise eher dazu geführt, den Heizungstausch gar nicht vorzunehmen und abzuwarten“, gibt er zu bedenken.

Ruf nach steuerlicher Förderung statt Abwrackprämie

Auch Adrian Willig vom Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) sieht grundsätzlich Erneuerungsbedarf in den Heizungskellern. Bundesweit gibt es nach Angaben des Instituts rund 5,5 Millionen Ölheizungen. Viele Anlagen entsprechen nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik, erklärt Willig. Anstelle einer „kurzfristig angelegten Abwrackprämie“ plädiert er aber für „dauerhafte Anreize“ durch eine steuerliche Förderung.

Zuspruch erhält CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer vom Eigentümerverband Haus & Grund und vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Fast jedes zweite Gebäude mit Ölheizung lasse sich sofort auf Gas umstellen, erklärt der BDEW.

Eon wünscht sich wirksamen CO2-Preis

„Die Abwrackprämie könnte eine spannende Idee sein – wenn die Rahmenbedingungen stimmen“, heißt es auch beim Bochumer Wohnungsriesen Vonovia. Das Unternehmen unterstütze das Ziel der Bundesregierung, den Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten. Daher wolle Vonovia mindestens drei Prozent der Gebäude des Konzerns jährlich energetisch sanieren. 2018 habe die Sanierungsquote bei fünf Prozent gelegen. „Der Klimawandel gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit“, betont Vonovia.

Der Essener Energiekonzern Eon äußert sich auf Anfrage unserer Redaktion indirekt zur Abwrackprämie: „Wir brauchen dringend eine echte Energiewende auch in den Bereichen Verkehr und Wärme“, betont ein Unternehmenssprecher. „Der beste Weg dafür ist ein wirksamer CO2-Preis. Denn wenn CO2-Emissionen teurer werden, dringen klimaschonende Technologien besser durch. Entscheidend dabei ist, das Aufkommen aus einer CO2-Abgabe dafür zu nutzen, Strom für alle billiger zu machen.“ Auf diesen Weg sollte sich die Politik nach Ansicht von Eon konzentrieren.

Neubau von Ölheizungen wird derzeit mit Steuergeld gefördert

Grünen-Bundestagsfraktionsvize Oliver Krischer kritisiert, bisher fördere das CDU-geführte Wirtschaftsministerium sogar noch den Neubau von Ölheizungen mit Steuergeld. Letztes Jahr seien rund 50 Millionen Euro geflossen, hinzu kommen noch verbilligte Kredite. „Es wäre schön, wenn die Union beim Klimaschutz eine steile Lernkurve hinlegen würde und Ölheizungen abwrackt“, sagt Krischer und fügt hinzu: „Wirtschaftsminister Altmaier hat vor nicht allzu langer Zeit noch stolz den Einbau einer Ölheizung in seinem Privathaus per Interview verkündet.“ Nötig seien bessere Anreize für Heizungen auf der Basis von erneuerbaren Energien, so Krischer.

Installateur- und Heizungsbaumeister Eschrich aus Erkrath will nun an CDU-Chefin Kramp-Karrenbauer einen Brief schreiben und seine Bedenken äußern. Ihm geht es jetzt vor allem darum, dass es keine Hängepartie gibt, sondern eine schnelle Entscheidung.