Essen. Hunderte Beschäftigte in der Logistik von Galeria Karstadt Kaufhof verlieren voraussichtlich ihren Job. Verdi spricht von einem „Kahlschlag“.
Nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof schließt der Warenhauskonzern mehrere Logistikstandorte mit Hunderten Beschäftigten. Wie das Unternehmen in Essen mitteilte, sind die Logistikstandorte Frechen und Erfurt sowie vier regionale Verteillager in Stuttgart, Würzburg, Hannover und Berlin betroffen.
Künftig will der Konzern neben den verbliebenen großen Logistikstandorten in Essen-Vogelheim, Unna und Köln-Porz auch viele der 180 Warenhäuser als sogenannte „City Hubs“ für die Belieferung der Kunden nutzen.
Die Gewerkschaft Verdi reagierte auf die geplanten Einschnitte mit scharfer Kritik. „Die Schließung der Logistikstandorte kommt einem Kahlschlag gleich“, sagte Orhan Akman, der Leiter der Fachgruppe Einzelhandel der Gewerkschaft Verdi, unserer Redaktion. Mit Blick auf Konzernchef Stephan Fanderl fügte er hinzu: „Kosten kürzen und Personal rausschmeißen – das ist keine Strategie. Bislang ist nicht zu erkennen, wie Fanderl das Warenhaus erfolgreich nach vorne bringen will.“
Hunderte Mitarbeiter von Schließungen betroffen
Zur Zahl der Beschäftigten, die von den Standortschließungen betroffenen sind, gab es unterschiedliche Angaben. Es gehe um rund 600 Arbeitsplätze, erklärte das Unternehmen. Gewerkschafter befürchten hingegen, dass deutlich mehr Menschen ihren Job verlieren könnten. So sprach Hans Kaup, der Gesamtbetriebsratschef der Konzerntochter Galeria Logistik GmbH, von 800 Vollzeitstellen. Angesichts von Teilzeitbeschäftigung könne es in Summe um rund 1000 Menschen gehen. Ähnliche Informationen waren in Gewerkschaftskreisen zu hören.
Nach Angaben von Kaup waren unlängst noch knapp 1500 Mitarbeiter bei der Galeria Logistik GmbH beschäftigt. Dieser Rechnung zufolge wären zwei Drittel der Arbeitsplätze vom Wegfall bedroht.
„Die Beschäftigten brauchen jetzt schnell Klarheit für ihre berufliche Existenz“, mahnte Orhan Akman von der Gewerkschaft Verdi. Gesamtbetriebsratschef Kaup appellierte an die Geschäftsleitung von Galeria Karstadt Kaufhof, den Beschäftigten bei der Vermittlung „von Arbeit in Arbeit“ zu helfen. „Wir sehen den Arbeitgeber nach wie vor in einer Verantwortung, etwas für die Menschen zu tun“, sagte Kaup. Zahlreiche Mitarbeiter seien seit vielen Jahren im Betrieb gewesen. Ihnen werde es nicht leicht fallen, einen neuen Job zu finden, vermutete Kaup.
„Wir haben versucht, möglichst viel rauszuholen“
Ein Interessenausgleich und ein Sozialplan sind nach Angaben der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite bereits unterzeichnet worden. „Wir haben versucht, möglichst viel rauszuholen“, sagte Kaup. „Doch die Abfindungen befinden sich auf einem niedrigen Niveau.“ Als Beispiel nannte er: Ein Mitarbeiter, der derzeit monatlich brutto 2500 Euro verdiene und 20 Jahre im Unternehmen sei, könne mit einer zu versteuernden Abfindung in Höhe von 25.000 Euro rechnen. „Das ist ein bitterer Abschied für jemanden, der lange dabei ist“, konstatierte Kaup. Der Sozialplan sei schlechter ausgestattet, als es beispielsweise in der Auto- oder Chemieindustrie zu erwarten wäre.
Er rechne mit einer ersten Welle von Kündigungen im September, eine zweite Welle sei im November zu erwarten, berichtete Kaup. Die betroffenen Beschäftigten würden dann im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2020 ausscheiden.
„Die Last trägt nur Grün“
Mitarbeiter, die das für den Handel wichtige Weihnachtsgeschäft abwickeln, können nach Darstellung von Kaup bei entsprechender Leistung auf ein zusätzliches Monatsgehalt als Prämie hoffen. Kaup gab zu bedenken, dass die Einschnitte in der Logistik nun vor allem die Kaufhof-Belegschaft treffen. „Die Last trägt nur Grün“, sagte er in Anspielung auf die Unternehmensfarbe.
Der Warenhauskonzern erklärte in einer Mitteilung, für die „Gesundung des Unternehmens“ seien „erhebliche Einsparungen an Personal- und Sachkosten“ notwendig. Künftig verfüge Galeria Karstadt Kaufhof mit Unna, Essen-Vogelheim und Köln-Porz in der Logistik „über drei schlagkräftige Großstandorte mit idealer Verkehrsanbindung und modernster technischer Ausstattung“. Hinzu komme die Nutzung der Filialen für die Belieferung der Kunden „über die letzte Meile“. Rund 80 Prozent der urbanen Bevölkerung Deutschlands könnte das Unternehmen demnach so innerhalb von 15 Fahrminuten von den Filialen aus erreichen.