Essen. Nach der Trennung von Evonik erhält das Plexiglas-Geschäft den Namen Röhm. Trotz Konjunktureintrübung hält Evonik an der Gewinnprognose fest.

Nach der Trennung vom Essener Chemiekonzern Evonik soll das traditionsreiche Plexiglas-Geschäft mit einem altbekannten Namen neu starten. Das Unternehmen mit rund 3900 Mitarbeitern wird nach dem Plexiglas-Entwickler und Firmengründer Otto Röhm benannt. „Der Name Röhm steht für Qualität und Pioniergeist“, sagte Michael Pack, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Röhm GmbH. Der Chemiker Röhm hatte vor rund 85 Jahren mit der Entwicklung des transparenten, multifunktionalen Kunststoffs Plexiglas international den Durchbruch gefeiert.

Evonik gibt das Plexiglas-Geschäfts für drei Milliarden Euro ab. Den Zuschlag erhielt Anfang März der Finanzinvestor Advent. Die Plexiglas-Produktion ist Teil des Methacrylat-Verbunds von Evonik, zu dem etwa jeder zehnte Mitarbeiter des Ruhrgebietskonzerns gehört hat.

Evonik und Röhm erklärten, der Verkauf des Methacrylat-Verbunds sei nun abgeschlossen. Damit wird Röhm ein eigenständiges Unternehmen, das unter anderem Kunden der Automobil-, Elektronik- und Baubranche beliefert. Mit einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro (Stand: 2018) zählt Röhm zu einem der globalen Marktführer im Bereich der Methacrylat-Chemie. Zum Unternehmen gehören 15 Produktionsstandorte in Deutschland (Worms, Darmstadt, Weiterstadt, Wesseling sowie Hanau), China, den USA, Russland und Südafrika.

Evonik will „weniger konjunkturabhängig sein“

Der neue Röhm-Eigentümer, Advent International, verfüge mit über 30 Transaktionen in mehr als drei Jahrzehnten über umfangreiche Erfahrung in der Chemieindustrie, so Advent-Manager Ronald Ayles: „Wir sehen großes Potenzial, Röhm als globalen Markt- und Technologieführer im Bereich der Methacrylat-Chemie zu etablieren.“

Teil einer Ausstellung im Red Dot Museum in Essen war vor zwei Jahren auch ein Porträtfoto von Firmengründer Otto Röhm vor einem Plexiglas-Block.
Teil einer Ausstellung im Red Dot Museum in Essen war vor zwei Jahren auch ein Porträtfoto von Firmengründer Otto Röhm vor einem Plexiglas-Block. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Werkstoff Plexiglas kommt in Autos, bei Flugzeugfenstern, Bildschirmen oder Displays, als Bauverglasung, Lärmschutz oder in der Werbebranche zum Einsatz. Weitere Produkte von Röhm sind Methacrylat-Harze für die Herstellung von Industriefußböden und Fahrbahnmarkierungen sowie Cyanide zur Gewinnung von Edelmetallen in der Bergbauindustrie.

„Mit dem Verkauf fokussieren wir unser Portfolio weiter in Richtung Spezialchemie und stellen uns damit weniger konjunkturabhängig auf“, sagte Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann. „Wie das erste Halbjahr 2019 belegt, ist unser Portfolio schon heute robuster gegenüber konjunkturellen Schwankungen als in der Vergangenheit.“

Quartalszahlen von Evonik – Konjunktur trübt sich ein

Bei der Vorlage der aktuellen Quartalszahlen bestätigte Evonik am Donnerstag (1. August) trotz des sich weiter eintrübenden wirtschaftlichen Umfelds seine Jahresprognose. Der Essener Konzern erwartet einen Umsatz und ein bereinigtes Ergebnis (Ebitda) aus den fortgeführten Aktivitäten „mindestens auf der Höhe des Vorjahres“. Im Geschäftsjahr 2018 hatte Evonik – ohne das Methacrylat-Geschäft – einen Umsatz von 13,3 Milliarden Euro und ein bereinigtes Ebitda von 2,15 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Im zweiten Quartal dieses Jahres fielen die Erlöse von Evonik im Vergleich zum Vorjahresquartal um drei Prozent auf 3,31 Milliarden Euro. Infolge des wirtschaftlich schwachen Umfelds gingen die Verkaufsmengen zurück, die Absatzpreise konnte Evonik aber eigenen Angaben zufolge weitgehend stabil halten. Das bereinigte Ebitda von Evonik sank um acht Prozent auf 566 Millionen Euro.

Konzernchef Kullmann: „Wir bleiben auf Kurs“

„Wir bleiben auf Kurs und bestätigen unseren Ausblick“, betonte Evonik-Chef Kullmann. „Die Abkühlung im Welthandel und die zunehmende Schwäche in wichtigen Industrien machen es uns nicht leichter. Dennoch bleiben wir auf Jahressicht zuversichtlich.“

Anders als Evonik hatte der deutsche Branchenprimus BASF seine Gewinnprognose jüngst nach unten korrigiert. Die Chemiebranche gilt als wichtiger Konjunkturindikator, da ihre Produkte praktisch in allen großen Industriezweigen benötigt werden. Auch der Chemieverband VCI hatte wegen der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten seine Prognose für das Jahr 2019 gesenkt.