Ende/Werl. Kettler hat erneut Insolvenz angemeldet. Betroffen sind zwei Tochterunternehmen. Gehälter bis Ende September durch Arbeits-Agentur gesichert.
Die schlechte Nachricht von der erneuten Insolvenz ihres Arbeitgebers erfuhren viele der 500 Angestellten und Arbeiter des bekannten Kettcar-Herstellers mit Hauptverwaltung im kleinen Ense-Parsit und zwei Produktionsstätten in der Nachbarstadt Werl mitten im Urlaub. Die gute Nachricht: Ihre Löhne und Gehälter sind bis Ende September über die Bundesagentur für Arbeit gesichert.
IG Metall rät, Urlaub zu nutzen
Britta Peter als hauptamtliche Erste Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft (IG) Metall Hamm-Lippstadt rief die Kettler-Kollegen dazu auf, erst einmal Ruhe zu bewahren. Sie sollten ihren Resturlaub erst einmal nutzen, um sich zu erholen und Kräfte für die weiteren Herausforderungen nach den Sommerferien zu nutzen.
Zusammen mit den Betriebsräten der zwei insolventen Unternehmen und eigenen Rechtsanwälten will die Gewerkschafterin am kommenden Montag über das weitere Vorgehen in dem Fall beraten. Denn auch die Betriebsratsvorsitzenden Michael Heierhoff von der Kettler Plastics GmbH und Antonio Salerno von der Kettler Freizeit GmbH sind in Ferien und wurden nur durch eine anwaltliche Vertretung ihres Arbeitgebers telefonisch über die prekäre Situation informiert.
„Ich bin in Süditalien im Urlaub und von der Nachricht völlig überrascht worden“, erklärte Antonio Salerno im Gespräch mit unserer Redaktion. Vor seiner Abreise aus der Heimat sei noch keine Rede von der Insolvenz der zwei Tochterunternehmen der Kettler-Holding gewesen. Nun werde er seinen Urlaub natürlich abbrechen und schnellstmöglich nach Deutschland zurückkehren, so Salerno.
Unternehmen zukunftsfähig aufstellen
Geschäftsführung und Gesellschafter der Kettler-Gruppe wollten das Traditionsunternehmen mit der dritten Insolvenz binnen weniger Jahre endlich „zukunftsfähig aufstellen“, teilte Kettler-Pressesprecherin Stefanie Risse in einer schriftlichen Erklärung mit. Das vorherige Insolvenz-Verfahren sei „nicht hinreichend genutzt“ worden, um den Geschäftsbetrieb zu sanieren.
Zusammen mit der Rechtsanwaltskanzlei Lambrecht sowie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers GmbH wolle man nunmehr aber nachhaltige Maßnahmen treffen, um die Unternehmensgruppe dauerhaft wirtschaftlich zu stabilisieren, hieß es weiter.
Wörtlich teilte die Holding mit: „Die Gesellschafterin und die Geschäftsführung sind überzeugt von den Möglichkeiten, die das Unternehmen und die Marke bieten und sehen weiter großes Potential für eine zukünftig positive Geschäftsentwicklung.“ Der Betrieb laufe uneingeschränkt weiter. Die übrigen Gesellschaften der Kettler-Gruppe seien nicht von der Insolvenz betroffen.
Zum vorläufigen Sachwalter für das Verfahren in Eigenverwaltung sei der Düsseldorfer Rechtsanwalt Dr. Georg Kreplin bestellt worden, teilte Charlotte Merz als Direktorin des zuständigen Amtsgerichtes Arnsberg mit. Kreplin erklärte zur aktuellen Situation: „Ich bitte um Verständnis, dass ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben werde, da ich mir zunächst einen umfassenden Überblick verschaffen möchte. Ziel ist es auf jeden Fall, den Erhalt des Unternehmens nachhaltig zu sichern, nachdem die ersten Insolvenzen leider nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben.“ Im vergangenen Jahr war „Lafayette Mittelstand Capital“ aus Frankfurt am Main als Investor in die Kettler-Gruppe eingestiegen (wir berichteten).
Neuer Geschäftsführer
Die Arnsberger Amtsgerichtsdirektorin Charlotte Merz teilte mit, dass der bisherige Geschäftsführer Olaf Bierhoff in den vergangenen Tagen von seinen Führungsposten abberufen worden sei. Zum neuen Geschäftsführer der beiden operativen Kettler-Unternehmen sei Bernd Walczok bestellt worden. Dirk Brüggemann und Martin Topp seien im Handelsregister weiterhin als Prokuristen benannt. Die Pressestelle des Unternehmens ließ diese Personalie unerwähnt.