Tschechischer Investor bietet 5,8 Milliarden Euro. Er will auf Anhieb eine Zwei-Drittel-Mehrheit, die Metro anschließend von der Börse nehmen.
Essen. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky greift nicht einfach nach der Macht bei der Metro – er will den Traditionskonzern ganz erwerben und von der Börse nehmen. Mit dieser Ankündigung in seinem am Mittwoch offiziell vorgelegten Übernahmeangebot wagt der schillernde Investor die Konfrontation mit den verbliebenen Aktionären. Er will sie sämtlich aus dem im MDax notierten Handelsunternehmen herauskaufen.
Während sich die frühere Metro-Mutter Haniel bereits verpflichtet hat, ihre verbliebenen gut 15 Prozent an der Metro vollständig an Kretinsky zu verkaufen, wollen andere Eigner an ihren Metro-Aktien festhalten. Allen voran die Meridian Stiftung der Duisburger Händlerfamilie Schmidt-Ruthenbeck will sich nach Informationen dieser Zeitung von ihren knapp 15 Prozent nicht trennen. Sie fühle sich der Metro weiter verbunden, hieß es. Die Stiftung des verstorbenen Mülheimer Unternehmers und früheren Metro-Gesellschafters Otto Beisheim hält noch 6,56 Prozent, sich zu Kretinskys Angebot bisher aber bedeckt. Kretinsky gibt an, sich bisher 32,7 Prozent der Anteile gesichert zu haben.
Im Angebots-Prospekt an die Metro-Aktionäre bietet Kretinskys Gesellschaft EP Global Commerce wie angekündigt 16 Euro je Stammaktie an. Das ist nur unwesentlich mehr als der Startkurs von 15,82 Euro vom Dienstagmorgen. Und damit der Meridian-Stiftung wie auch der Kleinanleger-Schutzvereinigung DSW zu wenig. Der Metro-Vorstand hatte bereits im Juni erklärt, er sehe das Unternehmen durch Kretinskys Angebot „erheblich unterbewertet“. Die bis zum 7. August geltende Offerte ergäbe einen Marktwert des Großhändlers von 5,8 Milliarden Euro. Der Angreifer aus Tschechien hingegen nennt seine Offerte „eine einmalige Gelegenheit für alle Metro-Aktionäre, einen attraktiven Preis zu erzielen für ein Unternehmen, dem ein umfassender Transformationsprozess bevorsteht“. Im Klartext: Verkauft jetzt, mehr kriegt ihr absehbar nicht für das Papier des im Umbau befindlichen Konzerns.
Annahmeschwelle von 67,5 Prozent gesetzt
Am Mittwoch verwies die Metro lediglich darauf, das nun offiziell vorliegende Angebot zur Kenntnis zu nehmen, nun zu prüfen und eine begründete Stellungnahme vorzubereiten. Das dauert in der Regel etwa zwei Wochen. Schon jetzt sieht der Vorstand um Metro-Chef Olaf Koch aber deutlich klarer als bisher. Denn in den 107 Seiten der Angebotsunterlagen verstecken sich die bisher für Außenstehende noch eher rätselhaften Absichten des Milliardärs aus Tschechien.
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Sein Angebot hat er unter den Vorbehalt einer Annahmeschwelle von mindestens 67,5 Prozent aller Stammaktien gestellt. Mit dieser guten Zwei-Drittel-Mehrheit sähe er sich auf der sicheren Seite, den beabsichtigten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit der Metro schließen zu können. Das reicht Kretinsky letztlich aber immer noch nicht, der 44-Jährige will alleiniger Besitzer werden. Seine Entschlossenheit, sich auch in schwierige Märkte zu wagen, hat er spätestens 2016 bewiesen, als er das ostdeutsche Braunkohlegeschäft von Vattenfall übernahm.
„Losgelöst vom Druck des Kapitalmarkts“
Der entscheidende Satz versteckt sich auf Seite 34: Dort wirbt der Investor zunächst für eine „Vereinfachung der Aktionärsstruktur“ und wenig später langfristig für „eine komplette Privatisierung mit nur einem herrschenden Gesellschafter“ – ihm selbst natürlich. Mit seiner klaren Rückendeckung könne der Vorstand den Wandel beschleunigen und die Metro zurück „auf den Wachstumspfad“ führen, heißt es dort. Der Vorstand solle „losgelöst vom Druck des Kapitalmarkts und der Aktionäre“ handeln können, weil diese vor allem auf kurzfristige Gewinne aus seien.
Welchen Vorstand Kretinsky gern unter seiner Alleinherrschaft hätte, bleibt unklar. Den aktuellen Chef Olaf Koch hat er bereits mehrfach getroffen, er trägt seinen Plan, die kriselnde Supermarktkette Real zu verkaufen, ausdrücklich mit. Spekulationen, mit Kretinskys Einstieg sei zugleich das Ende der fast zehnjährigen Amtszeit von Koch an der Metro-Spitze besiegelt, finden zumindest in den Angebotsunterlagen keine Bestätigung. Dort gibt sich Kretinsky unzufrieden mit der aktuellen Lage des Unternehmens, aber einverstanden mit der Strategie, sich zum reinen Großhändler gesund zu schrumpfen.
Koch dürfte darum kämpfen, seinen weit gediehenen Umbau auch selbst zu Ende zu bringen. Dem Verkauf der Warenhauskette Galeria Kaufhof folgte vor zwei Jahren die Abspaltung von den Elektronikmärkten Media Markt und Saturn. Der nun exklusiv mit Redos verhandelte Verkauf von Real soll Schulden und Risiken der Metro weiter senken. Einem Gegenangebot von Kaufland wird derzeit keine Chance eingeräumt.