Werdohl. Der Bahntechnikkonzern Vossloh AG setzt die „Fabrik der Zukunft“ ins Sauerland und bastelt an der intelligenten Schiene.
Die Bahn wird pünktlicher. Oder sie könnte es zumindest werden, wenn sie in naher Zukunft auf ein Produkt der Vossloh AG setzt. „Wir entwickeln in unserem Technologiezentrum am Standort Werdohl gerade die intelligente Schienenfahrbahn“, sagt der Vorstandsvorsitzende der AG, Andreas Busemann. Ein System, über das wichtige Daten über den Zustand der Strecke gesammelt werden können, die dann beim Bahntechnikkonzern aus dem Sauerland landen sollen. Ein neues Geschäftsfeld für Vossloh. Die AG wird bald womöglich ihr Geld nicht mehr nur mit Schienenbefestigungssystemen, Betonbahnbohlen und konventionellen Serviceleistungen verdienen.
Beschäftigungsgarantie bis 2025
Erst einmal wird aber investiert. Bis zu 40 Millionen Euro am Standort Sauerland, „weil hier die Fachkräfte sind, die man nicht auf die grüne Wiese verpflanzen kann“, hat Christian Renners, Geschäftsführer der Vossloh Fastening Systems GmbH, die Grundsatzentscheidung für die „Fabrik der Zukunft“ in Werdohl in einer frühen Projektphase begründet. Nun soll die Fabrik konkrete Formen annehmen.
Von der Idee über die Planung und Abbruch alter Gebäude, um am Stammsitz im Herzen Werdohls Platz zu schaffen, hat es bis zum ersten Spatenstich für die neue Produktionshalle am Donnerstag dieser Woche gut drei Jahre gedauert. Entstehen soll nun „der weltweit modernste Standort für die Produktion von Schienenbefestigungssystemen“, verspricht Renners. Eine Investition in die Zukunft, an der auch die Belegschaft beteiligt ist. Mit der Geschäftsführung wurde vereinbart, dass unentgeltlich Mehrarbeit geleistet wird, dafür gibt es den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2025. Der Betriebsratsvorsitzende des Werdohler Werks, Andreas Kretschmann, ist zufrieden: „Mit dem Bau beginnt ein neues Kapitel in der Firmengeschichte.“
Produktionsstart 2021
Modernste Robotertechnik und ein insgesamt hoher Automatisierungsgrad sollen den Standort zukunftsfest und Vossloh im globalen Wettbewerb wettbewerbsfähig halten. Der Vorstandsvorsitzende Busemann ist überzeugt, „dass Robotik und Automation den Kostenvorteil in Niedriglohnländern ausgleichen können.“
In Werdohl wollen sie mit der neuen Fabrik die Lieferzeiten für ein Kernprodukt, die Spannklemme, halbieren und die Wertschöpfungstiefe erhöhen. Diese Klemmen, weiß Busemann, sehen wie ein einfaches Produkt aus, „sie sind aber keineswegs trivial“. Dass Vosslohs Befestigungssysteme immer dann gefragt sind, wenn extreme Geschwindigkeiten und höchste Belastungen auf der Schiene absehbar sind, ist der Beleg für das besondere Know-how, das in der Metallklemme steckt – und für deren besondere Qualität. „Dafür sind wir nicht die billigsten“, ließ Renners einmal verlauten. Dennoch erhält die Vossloh AG regelmäßig Aufträge aus China, wo das Hochgeschwindigkeitszugnetz rasant ausgebaut wird. Zuletzt im Mai für eine Strecke zwischen Hangzhou und Taizhou südlich von Shanghai. Ein Auftrag von knapp 40 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr soll die Auslieferung der Befestigungssysteme nach China beginnen. Hergestellt werden sie noch auf den alten Produktionslinien. Die neue Fabrik wird erst Ende 2020 angefahren und voraussichtlich im ersten Quartal 2021 komplett hochgefahren.
Dass Werdohls Bürgermeisterin Silvia Voßloh die Investition in ihrer Stadt begrüßt, ist nicht verwunderlich. Neben der Sicherung von Arbeitsplätzen und den Steuereinnahmen soll die Fabrik der Zukunft aber noch mehr Vorteile haben. Der CO2-Abdruck in der Produktion wird deutlich geringer und es soll erheblich leiser rund um das Werk werden, das fußläufig zur Stadtmitte liegt.