Nachdem Mallorca im vergangenen Jahr überfüllt war, gehen die Buchungen in diesem Sommer stark zurück. Reisen in die Türkei wieder beliebter.
Die Bilder aus dem vergangenen Jahr von überfüllten Stränden auf Mallorca, stinkenden Kläranlage und chaotischen Zuständen am Flughafen haben deutsche Urlauber offenbar abgeschreckt. Die Reisebranche registriert für diesen Sommer deutlich weniger Buchungen für die spanische Sonneninsel. Der mallorquinische Hotelverband spricht von einem Minus um bis zu 15 Prozent.
„Wir hatten für diese Saison zwar einen Rückgang erwartet, aber niemals den Einbruch, den wir zur Zeit erleben“, sagte ein Sprecher von Mallorcas Hoteliers. Vor allem deutsche Touristen blieben ihrer einstigen Lieblingsinseln fern. Hiesige Reiseveranstalter bestätigen den Trend, sehen in der Abflachung des Mallorca-Booms aber auch eine gewisse Normalisierung. „2018 war ein Rekordjahr für die Reisebranche“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV).
Preis ist wichtiges Entscheidungskriterium
Nachdem die Türkei aus politischen Gründen als preisgünstiges Reiseland zuletzt weitgehend gemieden worden sei, hätten die Hotels auf Mallorca für 2018 und 2019 die Preise erhöht. „Der Preis ist für viele Touristen, gerade auch für Familien, ein wichtiges Entscheidungskriterium“, so Schäfer. Peter Fankhauser, Chef der Thomas-Cook-Gruppe, flog deshalb Anfang Juni nach Mallorca, um die Hotelbetreiber zu Preissenkungen aufzufordern. Die Konkurrenz im östlichen Mittelmeer biete bereits „mehr Qualität“ für weniger Geld.
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Um gegen die wieder aufholenden Reiseländer Türkei und Ägypten mithalten zu können, will Mallorca nun mit Last-Minute-Angeboten Touristen ködern. „Viele spanische Hoteliers gewähren derzeit attraktive zusätzliche Rabatte bis zu 40 Prozent auf den Hotelpreis, die wir an unsere Kunden weitergeben“, sagt Anja Braun vom größten deutschen Veranstalter TUI. Gleichwohl registriert der Konzern rückläufige Buchungen für Mallorca.
Schauinsland setzt auf Vertragshotels
Der Duisburger Reiseveranstalter Schauinsland verzeichnet dagegen ein stabiles Mallorca-Geschäft. „Wir haben langfristige Verträge mit Hotels, die Preiserhöhungen nicht mitgemacht haben“, sagt der touristische Leiter Andreas Rüttgers. In den freien Unterkünften auf der spanischen Insel seien die Preise in den zurückliegenden vier Jahren dagegen „unglaublich nach oben“ gegangen. „In Griechenland und Bulgarien ist das Preis-Leistungs-Verhältnis annehmbarer“, so Rüttgers. Zur Flaute auf Mallorca haben nach Einschätzung des Schauinsland-Experten aber auch die Berichte aus der völlig überfüllten Hauptstadt Palma geführt. „In Deutschland ist angekommen, dass das generell ein Problem auf Mallorca ist. Das stimmt aber nicht“, erklärt Rüttgers.
Alltours verzeichnet Zuwächse auf Mallorca
Der Düsseldorfer Reiseanbieter Alltours vermag ein nachlassendes Interesse an den Balearen gar nicht zu erkennen: „Mallorca entwickelt sich bei Alltours besser als im übrigen Markt und verzeichnet einen Zuwachs an Gästen“, erklärt Alexandra Hoffmann. Die 26 unternehmenseigenen Allsun-Hotels auf Mallorca seien ausgelastet.
Spanische Politiker und deutsche Reiseveranstalter sind aber auch davon überzeugt, dass die 2016 eingeführte „Ökotaxe“ ihre Wirkung zeige. Die Steuer, die Urlauber zahlen müssen, soll den Sauftourismus auf Mallorca eindämmen.