Essen. Nun ist das Nein der EU zur geplanten Stahlfusion von Thyssenkrupp und Tata offiziell. EU-Kommissarin Vestager liefert auch eine Begründung.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat ihr Nein zur mittlerweile abgesagten Fusion von Thyssenkrupp und dem indischen Konkurrenten Tata Steel in Europa mit der Gefahr steigender Stahlpreise begründet. Der Zusammenschluss hätte Vestagers Einschätzung zufolge negative Folgen für Autokäufer oder Konsumenten von Lebensmittelkonserven gehabt.

Thyssenkrupp hatte die Fusionspläne bereits vor einem Monat nach einem Telefonat von Vestager mit Vorstandschef Guido Kerkhoff begraben. Kerkhoff betonte, der Essener Industriekonzern habe „alle Zugeständnisse gemacht, die wirtschaftlich vertretbar gewesen wären“. Um eine Freigabe der Wettbewerbshüter für die Fusion zu erlangen, wollten sich Thyssenkrupp und Tata von Standorten in Spanien, Belgien und Großbritannien trennen.

Pläne für Europas zweitgrößten Stahlkonzern gekippt

Thyssenkrupp hatte rund dreieinhalb Jahre an der Stahlfusion gearbeitet. Durch den Zusammenschluss wäre Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden entstanden.

Auftritte von Vestager werden derzeit besonders aufmerksam verfolgt. Die liberale Dänin hat Ambitionen, neue Chefin der EU-Kommission zu werden. Respekt hat sie sich unter anderem mit ihrem Vorgehen gegen die US-Internetriesen Google und Facebook erworben.

IG Metall hatte vor Überschreitung von roten Linien gewarnt

Mit den Fusionsplänen begrub Konzernchef Kerkhoff im Mai auch die geplante Aufspaltung des Revierkonzerns in zwei eigenständige Aktiengesellschaften. Stattdessen ist nun eine harte Sanierung mit dem Abbau von 6000 Arbeitsplätzen geplant. Um Geld in die leeren Kassen zu bekommen, soll die profitable Aufzugssparte des Konzerns an die Börse gebracht werden.

Der IG Metall zufolge wären die Bedenken Vestagers im Bereich Verpackungsstahl nur durch einen Verkauf der lukrativen Thyssenkrupp-Weißblechtochter Rasselstein auszuräumen gewesen. „Damit wären rote Linien überschritten worden“, hatte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler erklärt. Rasselstein ist eng mit dem Stahlstandort Duisburg verbunden.