Düsseldorf. Teurere Autos, weniger Arbeitsplätze – Ford-Werke-Chef Gunnar Herrmann sieht massive Folgen höherer Klimaschutzauflagen für die Autoindustrie.

Strengere Klimaschutzauflagen werden nach Einschätzung von Ford-Werke-Chef Gunnar Herrmann drastische Folgen für Kunden und Beschäftigte der Autoindustrie in Deutschland haben. Elektroautos seien deutlich teurer als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, sagte Herrmann bei einem Auftritt vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf voraus. Außerdem werde die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche spürbar sinken.

Die Autoindustrie sieht der Ford-Manager vor einem tiefgreifenden Umbruch. Er gehe davon aus, dass viele Länder im Jahr 2040 „keine Verbrenner mehr zulassen“. Schon für das Jahr 2030 rechne er mit einer Vielzahl von Städten, in denen Fahrverbote für Benziner oder Diesel-Fahrzeuge gelten. „Uns bleiben also faktisch nur noch zehn Jahre, um diese alte Industrie faktisch neu aufzustellen“, bemerkt der Chef der Ford-Werke mit Blick auf Europas Autohersteller.

Sparprogramm für Ford-Standort Köln

Nach der Schließung von Opel in Bochum ist Ford mit der Fiesta-Produktion in Köln neben dem Sprinter-Werk von Daimler in Düsseldorf die letzte große Autofabrik in NRW. Rund 18.000 Mitarbeiter beschäftigt der US-Autobauer im Rheinland, weitere 6000 in Saarlouis. Schon bis zum Jahr 2020 soll sich die Zahl der Arbeitsplätze von Ford in Deutschland stark verringern. Der Abbau von etwa 5400 Arbeitsplätzen ist beschlossene Sache. Ford setzt dabei unter anderem auf Vorruhestandsverträge, Altersteilzeit, Abfindungen und Job-Börsen.

Nach Darstellung von Ford-Werke-Chef Herrmann wird der Jobabbau in Deutschland auch nach dem aktuellen Sparprogramm weitergehen. Bei den aktuellen Stellenstreichungen gehe es um „die erste Ebene, um eine Minimum-Profitabilität sicherzustellen und schwarze Zahlen zu schreiben“. In den kommenden Jahren werde es „sicherlich zu weiteren Veränderungen kommen“. Über die übliche Fluktuation könnten etwa 1000 Mitarbeiter jährlich ausscheiden.

Ford will im Europageschäft aus der Verlustzone

Um in Europa aus der Verlustzone zu kommen, hat der US-Konzern ein Sanierungsprogramm angekündigt. Auch Werkschließungen sind möglich. Motoren- und Getriebewerke seien nur bei voller Auslastung effizient, betont Herrmann. Es gebe bei Ford Überlegungen, „zwei, drei Werke zu einem zusammenlegen“. Grundsätzlich sei die Schließung von Standorten zwar möglich, berichtet der Ford-Manager. Ein solcher Schritt sei aber ein „sündhaft teures Unterfangen“ und die allerletzte Möglichkeit.

Durch die politischen Vorgaben zur Verringerung des Klimagases Kohlendioxid werde der Automarkt umgekrempelt, sagt Herrmann. Denn die Ziele seien lediglich mit einer zunehmenden Elektrifizierung der Fahrzeuge zu erreichen. „Wir gehen in eine Planwirtschaft über“, merkt Herrmann an. Für einen Autohersteller wie Ford, der keine Premium-Fahrzeuge produziere, sei die Entwicklung „extrem kritisch“. Denn es sei fraglich, ob potenzielle Kunden die absehbar höheren Preise für Elektroautos bezahlen werden.

Elektroautos deutlich teurer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor

Das große Volumen der Fahrzeuge verkaufe Ford derzeit zu Preisen bis 30.000 Euro. „Das Preissegment – speziell um die 20.000 Euro – wird bei einer hundertprozentigen Elektrifizierung mehr oder weniger komplett verschwinden“, warnt Herrmann. „Das heißt aber auch, dass wir unseren potenziellen Kunden, den wir heute halten, gleich mitabschaffen.“

Ein Auto, das derzeit „etwas über 20.000 Euro“ koste, liege preislich als Plug-in-Modell ungefähr bei 33.000 Euro. Bei einem voll elektrifizierten Fahrzeug würden schon 40.000 Euro fällig, rechnet Herrmann vor. Es sei fraglich, ob diese Preisklasse der Einkommensstruktur eines Großteils der Kunden entspreche.