Witten. Die Hardware für die Nachrüstung von Euro-5-Diesel-Pkw in Deutschland soll im Sommer kommen – aber nur für wenige Modelle.

Besitzer von Euro-5-Diesel-Pkw müssen weiter auf grünes Licht für eine Hardwarenachrüstung warten. Die Zulassung der notwendigen Nachrüstsätze zieht sich hin. „Die eingegangenen Anträge auf Erteilung einer Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) zur Umrüstung von Diesel-Pkw sind noch nicht vollständig“, heißt es am Montag auf Anfrage der WESTFALENPOST aus dem Bundesverkehrsministerium (BMVI) in Berlin.

Dabei wähnte man sich beim Wittener Unternehmen Baumot Technologies bereits im Frühjahr 2018 dem Ziel ganz nah. Das Tochterunternehmen der Baumot Group AG hatte für das Volumenmodell VW Passat einen BNOx-Filter mit Vorwärmung entwickelt, der bessere Werte ablieferte als Fahrzeuge mit Euro-6-C-Norm. Auch Mitbewerber warten aktuell noch auf eine Straßenverkehrszulassung. Aktuell erfüllt kein System die Kriterien für eine Zulassung durch das Kraftfahrtbundesamt.

Kriterien erst seit Januar klar

Verkehrsminister Andreas Scheuer hatte lange den kostengünstigeren Hersteller-Software-Updates den Vorzug vor einer deutlich effektiveren Hardware-Nachrüstung mit Systemen von Drittanbietern gegeben. Kurz vor Weihnachten 2018 legte das BMVI dann doch Kriterien fest, nach denen eine Straßenverkehrszulassung durch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) möglich sein sollte. „Es ist Sache der Nachrüsthersteller vollständige Anträge vorzulegen. Dann kann das KBA innerhalb von zwei Wochen die Genehmigung erteilen“, lässt Scheuer mitteilen, der sich jüngst erneut skeptisch zur Hardware-Nachrüstung äußerte. Im Gegensatz zu seiner Kabinettskollegin, der Bundes-Umweltministerin Svenja Schulze. Die hatte sich bereits vor einem Jahr das Baumot-System im Wittener Entwicklungszentrum unter die Lupe genommen und „zur Vermeidung von Fahrverboten für unumgänglich“ befunden.

Baumnot-Vorstand Stefan Beinkämpen macht Besitzern alter Dieselmodelle weiter Mut – jedenfalls, wenn sie einen Daimler oder einen Pkw der Volkswagengruppe fahren. Diese beiden Hersteller bezuschussen aktuell eine Hardware-Nachrüstung, so dass es sich für Anbieter bislang auch nur lohnt, für diese Marken Nachrüstsätze serienreif zu entwickeln. Baumot will weiter mit dem Volumenmodell Passat starten, für das man bereits vor über einem Jahr das System vorgestellt hatte. Dass sich die Beantragung und Zulassung nun weiter hinzieht, habe mit damit zu tun, dass eben erst seit Januar die letztendlich zu erfüllenden Kriterien für eine ABE aus vom Ministerium im Bundesanzeiger veröffentlicht wurden.

Start mit VW Passat und Mercedes E-Klasse

Baumot ist neben HJS (Menden) und Dr. Pley (Bamberg) einer der führenden Anbieter im Bereich Abgasnachbehandlung.

Beim Thema Reduktion von Stickoxiden, wie sie gegen Emmissionen in vielen deutschen Innenstädten gefordert werden, hat sich Baumot Technologies zunächst auf ausgewählte Fahrzeuge von Daimler und Volkswagen beschränkt, weil diese Hersteller bis zu 3000 Euro Zuschuss gewähren wollen.

Im ersten Schritt sollen im Sommer 2019 Nachrüstsätze für das Volumenmodell VW Passat auf den Markt kommen. Damit verbunden ist voraussichtlich auch die ABE für Modelle wie Audi A4 oder Skoda Oktavia. Ähnlich bei Daimler, wo die Modelle der E-Klasse sowie der Sprinter Nachrüstsätze bekommen sollen.

Hohe Anforderungen

„Die technischen Anforderungen sind hoch“, sagt Beinkämpen. Es musste noch einmal nachgebessert werden. Insbesondere, um die Grenzen beim zulässigen Mehrverbrauch einzuhalten. Der NOx-Kat funktioniert mit einer eigenen Vorwärmung. Diese Heizung benötigt Energie, so dass der Verbrauch des Fahrzeugs steigt. Maximal sechs Prozent dürfen dies sein, was bei verbrauchsarmen Modellen eine echte Hürde zu sein scheint. Baumot hätte sich hier eine absolute statt relative Begrenzung gewünscht. „Diese Grenze ist bei einem Auto mit hohem Spritverbrauch leichter einzuhalten als bei einem mit niedrigem“, erläutert der Baumot-Vorstand, der zuversichtlich ist, im Juni das System durch den TÜV zu bekommen, um dann den Antrag beim KBA vervollständigen zu können. Die Lieferkette, die Baumot mit Partnern aufgebaut habe, stehe. Ab Juli könnte die Genehmigung für den Einbau der Hardware-Nachrüstungen dann endlich vorliegen. Beinkämpen ist überzeugt, dass Baumot und den Mitbewerbern auf dem Markt der Nachrüster ein gutes Geschäft winkt, auch wenn nicht alle 1,3 Millionen Euro-5-Diesel in Deutschland umgebaut werden. „Das europäische Ausland schaut schon darauf, was wir machen“, sagt der AG-Vorstand.