Essen. . Mit der Übernahme der RWE-Tochter Innogy durch Eon entsteht ein neuer Energieriese. Die EU-Kommission prüft. Ein ähnlicher Fall wie Thyssenkrupp?

Nach dem Scheitern der geplanten Fusionen Siemens-Alstom und Thyssenkrupp-Tata am Widerstand der EU-Wettbewerbshüter hat der Energiekonzern Eon weiterhin Zuversicht für die angestrebte Übernahme der RWE-Tochter Innogy demonstriert. Die geplante Transaktion mit RWE liege „voll im Zeitplan“, berichtete Eon-Finanzchef Marc Spieker.

Im Januar hatte der Essener Energieversorger Eon die geplante Übernahme des Nachbarkonzerns Innogy bei der EU-Kommission angemeldet. Spieker erklärte, er rechne weiterhin mit einem Abschluss der Transaktion mit der Innogy-Mutter RWE in der zweiten Jahreshälfte. Eon sei zuversichtlich, hierfür die erforderlichen Genehmigungen zu erhalten.

„Das sind ganz unterschiedliche Industrien“

Kritik an dem Deal von Eon und RWE hatten unter anderem die auf Wettbewerbsrecht spezialisierten Juristen Andreas Lotze und Johannes Heyers von der Essener Kanzlei Aulinger geäußert. „Vor allem im Bereich Netz und Vertrieb werden die bisherigen Bemühungen der Liberalisierung des Energiemarktes mit dem beabsichtigten Vorhaben nahezu konterkariert“, urteilten sie. Es bleibe indes abzuwarten, ob die EU-Kommission dem Eon-Konzern Auflagen zum Verkauf von Stadtwerke-Beteiligungen mache.

Eon-Finanzchef Spieker sagte, er erwarte keine „nennenswerten Auswirkungen“ für Eon. Vergleiche etwa zur gescheiterten Stahlfusion von Thyssenkrupp mit Tata seien nicht zulässig, sagte Spieker in einer Telefonkonferenz: „Das sind ganz unterschiedliche Industrien.“ Die EU-Kommission prüft die Übernahme derzeit „vertieft“ und will nach derzeitigem Stand bis Ende August entscheiden.

Eon und Innogy haben Probleme in Großbritannien

Eon und RWE haben einen umfangreichen Austausch von Geschäftsfeldern vereinbart. Eon will die Strom- und Gasnetze sowie das Endkundengeschäft von Innogy übernehmen. Im Gegenzug erhält RWE die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien von Eon und Innogy und wird zudem mit knapp 16,7 Prozent an Eon beteiligt. Den RWE betreffenden Teil des Geschäfts haben die EU-Kommission und das Bundeskartellamt bereits genehmigt – ohne Auflagen.

Ähnlich wie die RWE-Tochter Innogy steht auch Eon im Geschäft in Großbritannien unter Druck. Das Ergebnis dort sank in den Monaten Januar bis März wegen des scharfen Wettbewerbs sowie der im vergangenen Spätherbst eingeführten Preisobergrenzen erheblich. „Im ersten Quartal haben wir in Großbritannien etwas über 200.000 Kunden verloren“, berichtete Spieker.

Beim Konzernüberschuss verbuchte Eon insgesamt im ersten Quartal einen deutlichen Rückgang um 55 Prozent auf 393 Millionen Euro. „Abgesehen vom Sonderfall Großbritannien haben wir im Kerngeschäft eine solide Entwicklung gezeigt“, betonte Spieker.