Essen. . NRW-Ministerpräsident Laschet lobt nach einem überraschenden Besuch in der Essener Konzernzentrale den Strategiewechsel von Thyssenkrupp.
Nach einem Treffen in der Thyssenkrupp-Zentrale in Essen hat Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) Vorstandschef Guido Kerkhoff Rückendeckung gegeben. „Das Konzept, das mir Vorstand und Gewerkschaften gemeinsam vorgestellt haben, ist überzeugend. Es bietet Zukunftschancen für Thyssenkrupp und für Arbeitsplätze in Nordrhein-Westfalen“, sagte Laschet am Samstag nach einem Gespräch, an dem auch Markus Grolms als Vertreter der IG Metall teilgenommen hat.
Tags zuvor hatte Thyssenkrupp die seit Monaten geplante Aufspaltung in zwei Teile abgesagt. Auch die geplante Stahl-Fusion mit Tata ist vom Tisch. Stattdessen steht Thyssenkrupp nun eine harte Sanierung bevor. Konzernchef Guido Kerkhoff kündigte am Freitag an, dass nun 6000 Stellen gestrichen werden sollen – 4000 davon in Deutschland. Für die Aufzugsparte plant Kerkhoff einen Börsengang.
Laschet lobt „gelebte Sozialpartnerschaft“
„Thyssenkrupp zeigt in diesen Tagen, was gelebte Sozialpartnerschaft und Mitbestimmung in der heutigen Zeit bedeuten“, sagte Laschet mit Blick auf eine Vereinbarung von Vorstand und IG Metall. „Auch unter den verschärften Rahmenbedingungen für das Unternehmen haben der Vorstandsvorsitzende Guido Kerkhoff und Markus Grolms als Arbeitnehmervertreter (IG Metall) Handlungsfähigkeit bewiesen mit dem Ziel, das Unternehmen neu zu strukturieren und wettbewerbsfähiger zu machen.“
Laschet, der auch Mitglied im Kuratorium des Thyssenkrupp-Ankeraktionärs Krupp-Stiftung ist, betonte: „Erlöse eines Börsengangs oder aus möglichen Veräußerungen müssen in die Zukunftsfähigkeit von Thyssenkrupp insgesamt investiert werden, damit der überwiegende Teil der Arbeitsplätze gesichert werden kann.“
Vereinbarung von Vorstand und IG Metall
Vorstand und IG Metall beschlossen am Samstag eine Grundlagenvereinbarung zum Konzernumbau. „Der Umbau von Thyssenkrupp ist leider unvermeidbar“, erklärte die Gewerkschaft. „Mit der Grundlagenvereinbarung sind jetzt aber Standards für den fairen Umgang mit den Beschäftigten festgelegt.“ Wenn in Zukunft Unternehmen von Thyssenkrupp verkauft oder verselbständigt werden sollen, müsse in jedem Fall zunächst eine „Fair-Owner-Vereinbarung“ („fairer Eigentümer“) mit der IG Metall getroffen werden.
Präsidium und Strategie-, Finanz- und Investitionsausschuss des Thyssenkrupp-Aufsichtsrats unterstützen die Umbaupläne des Vorstands einstimmig, wie das Unternehmen am Samstagabend mitteilte. „Die vom Vorstand vorgeschlagene Neuausrichtung des Konzerns ist eine verantwortungsvolle Entscheidung, vor der ich großen Respekt habe“, erklärte die neue Thyssenkrupp-Aufsichtsratschefin Martina Merz. „In dieser schwierigen Situation wird es so möglich, die Interessen von Mitarbeitern, Kunden und Aktionären gleichermaßen zu berücksichtigen. Die Ausschüsse werden dem Aufsichtsrat daher empfehlen, dem Vorschlag des Vorstands am 21. Mai zuzustimmen.“