Essen. . Verbraucherzentrale NRW zweifelt an guten Noten auf vielen Vergleichsportalen. Oft leiten sie Kunden zu Onlineshops wie Amazon und Ebay weiter.

Wer im Internet nach Schnäppchen stöbert, kann wegen des scheinbar unerschöpflichen Angebots schon mal den Überblick verlieren. Bei vielen Anbietern müssen Kunden sich durch seitenlange Listen mit unterschiedlichen Varianten ein und des selben Produkts arbeiten. Qualitätsunterschiede lassen sich meist nur schwer erkennen. Die daraus resultierende Verwirrung der Verbraucher machen sich zunehmend andere Anbieter zunutze. Vergleichsportale versprechen, nahezu alles, was es im Netz zu kaufen gibt, unabhängig zu testen. Die Verbraucherzentrale NRW warnt jedoch eindringlich davor, dubiosen Onlinetestern zu vertrauen.

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„Via Google versuchen Nischen- und Vergleichsseiten massenhaft, Reibach zu machen“, warnen die Verbraucherschützer. Auf mehr oder weniger aufwendig gestalteten Seiten würden auffallend viele Bestnoten vergeben. Links führten oft direkt zu Verkaufsportalen wie Amazon, Ebay oder Otto. Klicken Kunden dann tatsächlich auf „kaufen“, erhalten die Betreiber der Testseiten eine Provision.

Amazon verspricht den Seitenbetreibern eigenen Angaben zufolge über ein sogenanntes „Partnerprogramm“ eine Gewinnbeteiligung von bis zu 12 Prozent. Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass auch der Onlinehändler Otto Vergleichsportalen Provisionen für Neukunden zahle.

Bekannte Portale werden weit unten angezeigt

Viele Seitenbetreiber erhoffen sich dadurch ein lukratives Einkommen. Und so liefert eine Google-Suche mit dem Stichworten „Test“ und „Teekanne“ auf sieben Seiten verschiedene Warentester. Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass diese Seiten so konzipiert seien, dass sie bekannte Prüfportale wie Stiftung Warentest oder Ökotest weit nach hinten verdrängen. Mit seriösen Produktvergleichen hätten sie dagegen wenig zu tun: „Getestet wird hier allenfalls, wie leicht Leute zum Kauf verführt werden können.“

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Bitkom-Sprecher Christoph Krösmann hält dagegen, dass Google tendenziell nur solche Seiten weit oben in den Ergebnissen anzeige, „mit denen Nutzer positive Erlebnisse hatten“. Wie genau der Algorithmus von Google funktioniert, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Wenn Nutzer jedoch länger auf einer Webseite verweilten und eventuell sogar einen Kauf darüber tätigten, werte Google das positiv, so Krösmann.

Verbraucherzentrale: Seiten „ohne Sinn und Verstand“

Anleitungen, wie Seiten möglichst Google-freundlich gestaltet werden können, gibt es überall im Netz, oft sogar umsonst. „Amazon verscherbelt E-Books zum Thema gratis. Auf eBay lassen sich halb eingerichtete Domains für unter 15 Euro kaufen“, berichtet die Verbraucherzentrale. Außerdem gebe es zahlreiche Videos zu dem Thema auf Youtube. Das Ergebnis seien Seiten „ganz ohne Sinn und Verstand“, wie die Verbraucherschützer am Beispiel eines Schokoladenvergleichs aufzeigen: Ein Portal sah die selbe Sorte sowohl auf dem ersten als auch auf dem letzten Platz des Tests.

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Ganze 72 Prozent der Internetkäufer befragen Vergleichsportale, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Ihnen schadeten unseriöse Seiten, die nur darauf ausgelegt seien, auf Händlerseiten weiterzuleiten, kritisiert die Verbraucherzentrale. Auch das Bundeskartellamt fordert mehr Transparenz im Netz: „Es fehlt oft an einer Aufklärung der Verbraucher darüber, wie die Reihenfolge der Suchergebnisse und die Empfehlungen der Vergleichsportale im Einzelnen zu Stande kommen“, kritisiert Behördenchef Andreas Mundt. „Dies kann zu Fehleinschätzungen der Verbraucher führen.“