Essen. . Evonik-Chef Christian Kullmann zeigt sich vor der Europawahl besorgt: „Die Gefahr, dass europafeindliche Kräfte an Einfluss gewinnen, ist real.“
Der Chef des Essener Chemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, formuliert ein flammendes Plädoyer für Europa. „Der Fortbestand und der Ausbau einer starken Europäischen Union sind aus unserer Sicht zentrale politische Aufgaben unserer Zeit“, sagte Kullmann in unserem Interview. Die Brexit-Abstimmung, bei der die Wähler für einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU stimmten, habe gezeigt, welche Risiken es gebe, mahnte Kullmann. „Die Abstimmung in Großbritannien ist auch so ausgegangen, weil es nicht gelungen ist, junge Menschen zu mobilisieren. Das gleiche Risiko besteht nun in Europa – und für die Wahlen Ende Mai.“
Herr Kullmann, welche Bedeutung hat Europa für den Essener Chemiekonzern Evonik?
Christian Kullmann: Wir sind ein deutsches Unternehmen, fest im Ruhrgebiet verwurzelt. Aber wir sind inzwischen auch ein Weltkonzern, der 83 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands macht und Mitarbeiter auf der ganzen Welt hat. Europa spielt in unserer Aufstellung eine ganz zentrale Rolle. Und der Fortbestand und der Ausbau einer starken Europäischen Union sind aus unserer Sicht zentrale politische Aufgaben unserer Zeit.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem Brexit-Referendum?
Kullmann: Wie wertvoll etwas ist, spürt man leider oft erst, wenn es nicht mehr da ist. Am Beispiel Brexit werden wir alle konkret erleben, was es heißt, wenn das Friedens- und Wohlstandsprojekt Europäische Union aufgekündigt wird. Britische Mitarbeiter von uns, die jahrelang in Deutschland arbeiten und leben, werden plötzlich zu Ausländern gemacht und müssen um ihr Aufenthaltsrecht bangen. An den Grenzen wird es wieder intensive Personenkontrollen geben, und auch der Warenverkehr wird massiv behindert werden. Das kann niemand wollen.
Rufen Sie die Beschäftigten von Evonik zur Wahl auf?
Kullmann: Die Abstimmung in Großbritannien ist auch so ausgegangen, weil es nicht gelungen ist, junge Menschen zu mobilisieren. Das gleiche Risiko besteht nun in Europa – und für die Wahlen Ende Mai. Die Gefahr, dass europafeindliche Kräfte an Einfluss gewinnen, ist real. Deshalb rufen wir unsere Mitarbeiter, gemeinsam mit dem VCI, dazu auf, wählen zu gehen: für ein starkes Europa und für eine gute Zukunft.