essen. Das Methacrylat-Geschäft soll an den amerikanischen Finanzinvestor Advent veräußert werden. Der Aufsichtsrat muss dem aber noch zustimmen.

Zahltag für den Essener Spezialchemiekonzern Evonik: Sein vor einem Jahr zum Verkauf gestelltes Methacrylat-Geschäft mit der weltbekannten Marke Plexiglas geht für drei Milliarden Euro an den amerikanischen Finanzinvestor Advent. Darauf hätten sich die beiden Unternehmen „im Wesentlichen“ geeinigt, gab Evonik am Montagabend nach Börsenschluss in einer Ad-hoc-Mitteilung bekannt. Zuvor waren entsprechende Informationen in Finanzkreisen durchgesickert, so dass sich der MDax-Konzern gezwungen sah, sie zu bestätigen. „Der Kaufvertrag wird derzeit beurkundet“, heißt es in der Mitteilung. Der Aufsichtsrat müsse noch zustimmen.

Verkauf betrifft insgesamt 3700 Beschäftigte - auch am Standort Marl

Der vereinbarte Preis übertrifft die Erwartungen um mindestens eine halbe Milliarde Euro. Damit bringt der Deal Vorstandschef Christian Kullmann bei seinem Umbau des Konzerns ein großes Stück weiter. Seit 2016 hat er mehrere Spezialsparten von US-Chemiekonzernen sowie ein komplettes Unternehmen für insgesamt knapp fünf Milliarden Dollar zugekauft. Einen Großteil dieser Investitionen spielt der Methacrylat-Verkauf nun wieder ein.

Evonik trennt sich nicht nur von der renommierten Marke Plexiglas, sondern von einem großen Geschäftsbereich mit insgesamt 3700 Beschäftigten – immerhin ein Zehntel der gesamten Belegschaft. Die größten Werke stehen in Darmstadt, Weiterstadt und Worms, kleinere Mengen werden auch im Chemiepark Marl produziert.

Verkauf kommt rechtzeitig zur Vorlage der Bilanzzahlen

Die tagsüber bereits genährte Erwartung des Milliardendeals ließ die Evonik-Aktie am Rosenmontag um 2,5 Prozent zulegen. Noch im November hatte die Börse den jüngsten Zukauf alles andere als positiv aufgenommen: Der Ruhrgebietskonzern hatte das auf Wasserstoffperoxid spezialisierte US-Unternehmen PeroxyChem samt 600 Beschäftigten für umgerechnet rund 550 Millionen Euro übernommen. Zu teuer, befanden die Finanzmärkte seinerzeit und monierten den auf über drei Milliarden Euro gestiegenen Schuldenberg von Evonik.

Kullmanns Einkaufstour in den Staaten begann 2016 mit der Übernahme des Spezialadditiv-Geschäfts von Air Products für 3,8 Milliarden Dollar. Ein Jahr später kam das Kieselsäure-Geschäft des US-Unternehmens JM Huber für 630 Millionen Dollar hinzu. In den Jahren zuvor hatte der Essener Konzern mehrfach Zukäufe angekündigt, war aber nicht fündig geworden.

Die Erfolgsnachricht vom hoch dotierten Verkauf des Methacrylatgeschäfts kommt genau rechtzeitig zur Vorlage der Bilanzzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr, die Kullmann am Dienstag in Essen vorlegen will.