Olpe/Köln. . Die Olper Softwareschmiede Open-Xchange will seinen Chatdienst COI zum Konkurrenten von WhatsApp machen – und hat drei Milliarden User im Rücken.
Die Olper Softwareschmiede Open-Xchange (OX) will dem Chatdienst WhatsApp ernsthaft Konkurrenz machen – und die Chancen stehen laut Experten nicht schlecht.
Persönliche Daten sind längst zur heiß begehrten Ware geworden und werden systematisch abgefischt, nicht nur von Google, Facebook und Co. Allein bei WhatsApp sind 1,5 Milliarden Nutzer unterwegs, ohne dass sie wissen, was mit ihren Gesprächen, Bildern und Bewertungen letztlich passiert.
Keine Chance gegen den Chat-Riesen
Bislang hatte niemand eine Chance gegen den Riesen, der mittlerweile unter dem Dach von Facebook zuhause ist. Das wollen die Olper mit „COI“ bald ändern. COI steht für „Chat over IMAP“. Also Kommunikation mittels der Technik, die für die meisten E-Mail-Konten genutzt wird.
Verschiedenste Anbieter haben sich bislang vergeblich als Konkurrenten zur Facebook-Tochter versucht. Darunter etwa die Deutsche Post mit Simsme oder der Schweizer Dienst Threema, der immerhin fünf Millionen Nutzer haben soll – nichts gegen die 1,5 Milliarden. Hier liegt vielleicht das Kernproblem: Auch wenn andere Chatdienste mehr Datensicherheit bieten, sie laufen ins Leere, wenn Freunde, Verwandte und Bekannte ihn nicht auch nutzen.
Mehr bieten als WhatsApp
Rafael Laguna (54), Chef von Open-Xchange, nennt die Grundvoraussetzung für Erfolg: „Die Programme müssen sich so einfach bedienen lassen und mindestens die gleichen Funktionen wie Whats- App bieten, sonst steigen die Nutzer nicht um.“ Das von den Olpern entwickelte Angebot soll sogar mehr bieten als der Konkurrent. Chats können auch ohne Smartphone oder Tablet einfach vom eigenen E-Mail-Konto aus geführt werden. Wechselt man den Mail-Anbieter, nimmt man, anders als bei Facebook und Co. seine Daten und die Chatverläufe einfach mit. Und: Open-Xchange hat im Prinzip bereits eine drei Milliarden Menschen große Community im Rücken.
Keine Hintertürchen fürs Datensammeln
Seit mehr als zwei Jahrzehnten sind Laguna und der OX-Mitbegründer Frank Hoberg Verfechter der Open-Source-Philosophie, auf der einst die Erfindung des Internets basierte, bis Microsoft, Apple und Co. begannen, sich und die Daten ihrer Nutzer abzuschotten.
Anders als beispielsweise bei Microsoft-Produkten, gibt es bei OX keine versteckten Hintertürchen im Programmcode, durch die Daten unbemerkt abgesaugt werden könnten. Mit diesem Ansatz ist das Mitte der 90er-Jahre in Olpe gegründete Unternehmen groß geworden und heute 275 Mann stark.
Drei Milliarden Nutzer im Rücken
Mit OX-Software laufen heute drei Viertel aller E-Mail-Server weltweit. Anbieter wie 1+1 oder Vodafone, Orange in Frankreich oder auch US-amerikanische Kabelanbieter nutzen die Olper Software. Insgesamt laufen rund fünf Milliarden Accounts auf Basis des OX-Programmes. Das entspricht realistisch etwa drei Milliarden Personen, weil viele mehr als ein E-Mail-Konto nutzen.
Diese gigantische Zahl macht Laguna mutig: „2020 dürfte das Jahr von COI werden. Mit ersten Apps für Anwender ist im Herbst dieses Jahres zu rechnen. In zwei Jahren wollen wir WhatsApp bereits nennenswert Marktanteile abgenommen haben.“