Essen. . Die Post will ihr Paketgeschäft mit der Billigtochter DHL Delivery zusammenführen. Verdi fordert Angleichung der Löhne, Post will Kosten sparen.

Der Deutschen Post droht in der Paketzustellung ein neuer Konflikt um verschiedene Löhne für gleiche Arbeit. Die Gewerkschaft Verdi fordert in den laufenden Tarifverhandlungen für die Post-Billigtochter DHL Delivery eine Angleichung: Die Löhne der rund 13.000 Delivery-Beschäftigten sollen auf das höhere Niveau des Post-Haustarifs angehoben werden. Die Post will dagegen die Kosten im Paketgeschäft senken statt erhöhen. Umgekehrt befürchten deshalb Post-Angestellte nun, dass ihre Gehälter bei einer Angleichung unter Druck geraten könnten.

Die Post hatte 2015 die DHL-Regionalgesellschaften unter dem Dach Delivery ausgegliedert und den niedrigeren Logisitk-Tarif für die Paketzusteller gegen heftige Proteste durchgedrückt. Post-Chef Frank Appel will nach wie vor die Kosten im Paketgeschäft senken und plant dafür seit geraumer Zeit eine neue Volte: Er will das Paketgeschäft der Post AG und der Billigtochter Delivery in gemeinsamen Gesellschaften zusammenführen. Dadurch könnten einige Jobs in der Verwaltung gestrichen werden. Nur was passiert dann mit den derzeit sehr unterschiedlichen Löhnen der Paketzusteller?

Einigungsverfahren ist ergebnislos beendet worden

Für die Post kommt offenbar nur eine kostenneutrale Angleichung infrage, der Betriebsrat äußerte in einem internen Schreiben, das dieser Redkation vorliegt, die Sorge vor einer neuen, niedrigeren Entgeltstufe im AG-Haustarif. Bei Neueinstellungen könnte sie dann für AG- und Delivery-Beschäftigte gleichermaßen gelten und langfristig das Lohnniveau bei der Muttergesellschaft senken.

Das vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelte Einigungsstellenverfahren zur Zusammenführung von DHL Delivery und Post-Paketgeschäft zwischen dem Management und dem Konzernbetriebsrat ist ergebnislos beendet worden.

Ein DHL-Paketzusteller
Ein DHL-Paketzusteller © Daniel Karmann,dpa

Das Management will die Zusammenlegung trotzdem durchziehen, was bedeuten würde, dass in gemeinsamen Betrieben zwei unterschiedliche Tarife gelten würden. „Den geltenden Regelungen entsprechend ist es uns möglich, in der Paketzustellung solche gemeinsamen Betriebe zwischen der Deutschen Post AG und den Tochtergesellschaften der DHL Delivery GmbH einzurichten“, erklärte das Unternehmen.

Der Delivery-Fahrer würde laut Verdi dann die gleiche Zahl von Paketen für teils deutlich weniger Geld ausfahren, bis zu zwei Stunden die Woche länger arbeiten und weniger Urlaubgeld erhalten. Das will die Gewerkschaft verhindern und fordert in einem Schreiben an die Beschäftigten, das dieser Zeitung vorliegt: „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag.“

Der Bonner Dax-Konzern bestätigte dieser Zeitung, an seinem Plan für die Zusammenlegung des Paketgeschäfts festzuhalten. „Derzeit ist allerdings noch nicht entschieden, wann eine solche Betriebsorganisation umgesetzt wird“, hieß es. Dass sie bereits zum 1. April komme, wie die Tageszeitung „Welt“ ohne Angabe von Quellen berichtete, dementierte ein Verdi-Sprecher gegenüber unserer Zeitung, „das stimmt nicht“. Auch betriebsbedingte Kündigungen seien ausgeschlossen, erklärten Post und Verdi einhellig.

Verdi: „Vor uns liegen schwierige Verhandlungen“

Weit auseinander liegen die Tarifpartner aber bei der Bezahlung der Kollegen, die künftig in einem Betrieb für verschiedene Firmen arbeiten sollen. Formal kann die Post die Integration der Billigtochter in den Mutterkonzern ohne Tarifeinigung umsetzen. Bleibt es bei der Parallel-Struktur mit zwei Tarifen, wird Verdi freilich ein möglichst dickes Plus für die Delivery-Beschäftigten herausholen wollen. Alternative wäre eine neue Entgeltstufe im Haustarif für alle.

Das Post-Management macht in diesen Verhandlungen stets das niedrigere Lohnniveau der Konkurrenz im umkämpften Paketgeschäft geltend. Dem kann die Gewerkschaft das Argument entgegenhalten, dass die Anbieter zu diesen schlechten Konditionen schon heute kaum noch neues Personal fänden.

„Vor uns liegen schwierige Verhandlungen“, heißt es in dem Verdi-Brief an die Beschäftigten der Post AG und der Delivery-Regionalgesellschaften. Als ihr oberstes Ziel nennt die Gewerkschaft, „dass die inzwischen rund 13.000 Beschäftigten der DHL Delivery Gesellschaften in die Haustarifverträge der Deutschen Post AG übergeleitet werden.“