Düsseldorf. . Das Amtsgericht Düsseldorf hat mit einer Klagewelle wegen ausgefallener und verspäteter Flüge zu kämpfen. Eurowings gelobt Besserung.
Mit mehr als 100 Verspätungen und Flugausfällen pro Tag hat das Jahr 2018 alle bisherigen Negativrekorde gebrochen. Die rechtlichen Auswirkungen bekommt insbesondere das Amtsgericht Düsseldorf zu spüren. Am Sitz der Lufthansa-Billigtochter Eurowings mussten die Richter im vergangenen Jahr eine regelrechte Klagewelle von über 12.000 Fällen rund um Fluggastrechte und Pauschalreisen abarbeiten. 2017 hatte die Zahl noch bei 5000 gelegen.
Weil Kunden immer häufiger Schadenersatz von Airlines und Reiseveranstaltern verlangen, hat sich die Zahl der zivilrechtlichen Klagen am Amtsgericht Düsseldorf mehr als verdoppelt. Nach Angaben von Sprecherin Elena Frick verklagten die Kunden besonders häufig die Fluggesellschaft Eurowings. „Das Unternehmen war über 4000 Mal betroffen, im Jahr zuvor gab es nur etwa 1000 Klagen“, sagte Frick dieser Redaktion. Über die Klagegründe machte die Sprecherin keine Angaben.
Probleme bei der Integration von Fliegern der Air Berlin
Eurowings bezeichnet sich selbst als „die am schnellsten wachsende Airline Europas“. Die Lufthansa-Tochter mit Firmensitz in Düsseldorf hat 78 Maschinen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin übernommen. Doch bei der Integration der Flotte kam es im vergangenen Jahr zu erheblichen Verzögerungen.
Ein Eurowings-Sprecher betonte, dass sich die Probleme auf den vergangenen Sommer konzentriert hätten. „Eurowings gehört seit Beginn des Winterflugplans im Oktober 2018 wieder zu den pünktlichsten und zuverlässigsten Airlines in ganz Europa“, sagte er. Das Unternehmen investiert nach eigenen Angaben aktuell 50 Millionen Euro, um zuverlässiger zu werden. Eurowings spielt in NRW eine herausragende Rolle. Am Flughafen Köln-Bonn absolviert die Lufthansa-Tochter nahezu jeden zweiten, in Düsseldorf mehr als jeden dritten Flug.
Personelle Probleme durch Prozessflut
Die Prozessflut gegen Eurowings stellt das Amtsgericht Düsseldorf vor personelle Probleme. „Wir haben unsere zivilrechtliche Abteilung mit zusätzlichen Richtern verstärkt. Uns fehlen aber weiter Mitarbeiter im mittleren und gehobenen Dienst“, sagt Sprecherin Frick.
Unter Problemen mit Annulierungen und Absagen leidet die gesamte Flugbranche. Nach Berechnungen des Duisburger Beschwerdeportals EUclaim wurden im gesamten Jahr 2018 bundesweit gut 29.000 Flüge gestrichen. 2017 waren es den Angaben zufolge knapp 22.000. Die Hitliste der Verspätungen führten 2018 danach Eurowings (1400), Lufthansa (1040) und Ryanair (900) an. Über 8600 Flieger kamen mehr als drei Stunden zu spät.
Anspruch auf Entschädigung bei Verspätung
Insgesamt hatten über 8600 Flieger mehr als drei Stunden Verspätung. Nach der EU-Fluggastrechteverordnung haben Passagiere dann und bei Komplett-Ausfällen einen Entschädigungsanspruch zwischen 250 und 600 Euro je Strecke. Startflughafen oder ein Sitz der gebuchten Airline müssen in der EU liegen. Ausgenommen sind Verzögerungen, die durch Unwetter und Streiks entstehen.
Verbraucherschützer raten dazu, bei erheblichen Flugverspätungen die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Nahverkehr (SÖP) in Berlin anzurufen, sollte ihre Fluglinie die Entschädigung auf Antrag nicht freiwillig leisten. Geschädigte können aber auch selbst vor Gericht ziehen oder Firmen wie EUClaim oder Fairplane beauftragen, für sie zu klagen.