Ruhrgebiet. . Semesterticket, Gebühren, Wohnen, Essen – das Studentenleben wird immer teurer. Die TU Dortmund ist im Revier am günstigsten, Bochum am teuersten

Sechs Semester bis zum Bachelor in Regelstudienzeit: Zeit zum Lernen und auch Zeit, die den Geldbeutel belastet. WG-Zimmer, Semesterbeitrag, Mittagsessen in der Mensa – die Lebenshaltungskosten fallen je nach Stadt unterschiedlich aus, auch an den drei großen Ruhrgebiets-Unis. Wir haben die Kosten verglichen und Studierende gefragt, wie sie ihr Studium finanzieren.

Besonders die Mieten gehen ins Geld, ebenso die Semesterbeiträge aus Nahverkehrsticket und Pauschale fürs Studierendenwerk und den Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta). Obwohl es deutlich teurere Universitätsstädte in Deutschland gibt, reichen bei vielen das Bafög oder der Unterhalt nicht aus, um alle Kosten zu decken. Drei Studierende geben einen Einblick, wie sie ihr Studium finanzieren.

Ein Studium und vier Jobs

Tim studiert an der TU Dortmund Lehramt für Berufskollegs. „Ich bekomme kein Bafög, aber meine Eltern unterstützen mich ein bisschen“, sagt der 29-Jährige. Das reiche aber nicht zum Leben. Er hatte einen Studienkredit, weil seine Leistungspunkte nicht reichten, wurde er aber nicht verlängert. Jetzt macht Tim vier Nebenjobs. Das Lernen komme dabei oft zu kurz. „Mein Stundenplan ist bis auf das Kleinste durchgetaktet. Da leidet oft der Schlaf.“

Dabei ist Dortmund die günstigste Uni im Ruhrgebiet, wie die Sozialerhebung der deutschen Studierendenwerke zeigt. Ein Zimmer im Wohnheim kostet im Schnitt 215 Euro, in Bochum sind es 257 Euro und in Essen und Duisburg sogar 293 Euro. Auch bei den Mieten außerhalb der Studentendörfer liegt Dortmund mit durchschnittlich 309 Euro vor Bochum (320 Euro) und Essen (347 Euro).

Ein weiterer Kostenfaktor sind die Semestergebühren. Darunter fallen der Sozialbeitrag für die Studierendenwerke, eine Asta-Abgabe und das Semesterticket. In den vergangenen Jahren sind die Beiträge stetig angestiegen. An der TU Dortmund ist der Semesterbeitrag binnen zehn Jahren von 206 auf nun 299,22 Euro für das kommende Sommersemester geklettert. Aber immer deutlich günstiger als in Bochum, mit 333,38 Euro.

Die Ruhr-Uni in Bochum hat die höchsten Semesterbeiträge im Revier.
Die Ruhr-Uni in Bochum hat die höchsten Semesterbeiträge im Revier. © Hans Blossey

Sebastian (29) studiert Kommunikationsdesign, er erhält Bafög. Trotzdem hatte er im ersten Semester Probleme, die Studiengebühren zu bezahlen. „Es hat sich drei Monate ins Studium gezogen, bis die erste Bafög-Zahlung kam. Bei der Semestergebühr wurde ich ausnahmsweise unterstützt“, sagt er. Heute legt er monatlich 50 Euro für die Semestergebühr zurück. Bisher könne er sich sein Studium ohne Nebenjob finanzieren.

Vor allem das VRR-Semesterticket wird immer teurer

Die Semestergebühren steigen an allen drei Revier-Unis regelmäßig an, seit 2009 um jeweils rund 50 Prozent, wobei die Uni Duisburg-Essen mit 56 Prozent den größten Sprung gemacht hat. Hauptgrund ist das immer teurer werdende Semesterticket. Der Verkehrsverbund-Rhein-Ruhr (VRR) hat den Ticketpreis jährlich erhöht. Das Semesterticket kostet aktuell im VRR-Gebiet 204 Euro. „Wir haben gemerkt, dass immer mehr Studierende den Härtefallantrag stellen“, sagt Aylin Kilic,Asta Uni Duisburg-Essen. Dafür müssten die Studierenden aber ihre Ausgaben offenlegen, was für viele eine Hürde sei.

Der Sozialbeitrag für die Studierendenwerke ist der zweite dicke Posten bei den Semestergebühren. In Dortmund ist er am günstigsten, wurde aber jüngst auch kräftig von 68 auf 83 Euro erhöht. „Gründe waren gestiegene Personalkosten sowie Kostensteigerungen bei den Instandhaltungen“, erklärt das Studierendenwerk in Dortmund. Dagegen seien die Zuschüsse des Landes unverändert geblieben. Zudem müsse man der gestiegenen Studierendenzahl mit dem Ausbau einer zeitgemäßen Gastronomie und mehr Wohnungen gerecht werden.

Zum Semesterbeitrag der TU Dortmund gehören noch einige kleine Beträge zum Beispiel für die Studentische Selbstverwaltung (7,28 Euro), den Studierendensport (0,51 Euro), die Theater-Flat (1,50 Euro) oder den Fahrradverleih (1,50 Euro). Gut zwölf Euro kommen so noch hinzu.

Das Tagesgericht kostet in der Dortmunder Hauptmensa 1,60 Euro. Auch hier ist Dortmund günstiger als Duisburg-Essen (3,30 Euro) und Bochum (3,11 Euro).

Für Lena* noch zu teuer, sie hat selten in der Mensa gegessen. Nach ihrem Jura-Studium in Bochum ist die 28-Jährige nun Referendarin. Auch sie hat jedes Semester etwas Geld für den Semesterbeitrag gespart. Obwohl sie den Bafög-Höchstsatz von 675 Euro bekam.

Finanztipps von Studenten für „Arbeiterkinder“

Während der Vorbereitung auf das Examen musste sie monatlich 155 Euro für einen Wiederholungskurs (Repetitorium) bezahlen. Dies sei nicht im Bafög eingeplant, aber notwendig, um die Prüfung zu bestehen. „In der Zeit hatte ich 80 Euro für Essen und Freizeit übrig.“

Lena und Sebastian engagieren sich bei der Organisation Arbeiterkind.de, um künftige Studierende zu beraten. „Arbeiterkind“ unterstützt Jugendliche aus Familien, in denen die Eltern nicht studiert haben. Lena und Sebastian gehen in Schulen und geben viele Tipps. Sie wissen, wovon sie sprechen.

* Name von der Redaktion geändert