Essen. Die Pflanzenmesse in Essen hat schon wieder Weihnachten im Blick: Im Advent soll es die ersten Weihnachtssterne mit runden Blättern geben.
Die abgeschmückten Weihnachtsbäume des gerade erst zu Ende gegangenen Fests warten zum Teil noch auf ihre Abfuhr, da zeigt die Internationale Pflanzenmesse IPM in Essen bereits die Trends für die nächste Saison. Ein Anbieter präsentiert einen Christbaum, der ganz aus beleuchteten grünen Flaschen besteht. Eine interessante Variante für Allergiker.
Zum Jahresstart versammelt sich die Gartenbau-Branche traditionell zur Weltleitmesse in Essen. Noch bis einschließlich Freitag zeigen rund 1600 Aussteller aus knapp 50 Ländern Neuheiten von der Blumenerde über Trauerfloristik bis hin zu schick gestalteten Gartenlandschaften. Aber auch das für die Branche so wichtige Thema Weihnachten taucht in den Messehallen immer wieder auf. Das Fachpublikum verschafft sich bereits im Januar einen Überblick, was es seinen Kunden zur nächsten Adventszeit anbieten kann.
Weihnachtsstern mit runden Blättern
Beim Weihnachtsstern zeichnet sich eine kleine Revolution ab. Der Stuttgarter Großzüchter Selecta One hat nach eigenen Angaben eine Poinsettie, so der Fachbegriff, entwickelt, die erstmals keine spitzen, sondern runde Blätter hat. Und weil sie so aussehen wie die Ohren einer Maus, hat der neue Weihnachtsstern auch schon seinen Namen weg: Christmas Mouse. Eine Fachjury des Zentralverbands Gartenbau e.V. war von der Idee so angetan, dass sie der Maus am Dienstag in Essen den „IPM Neuheiten Preis“ verlieh.
„Die Christmas Mouse ist eigentlich ein Zufallsprodukt“, verrät Milena Weller, Sprecherin von Select One. Die Züchter im Unternehmen hatten experimentiert, um Weihnachtssterne auch für ein jüngeres Publikum interessanter zu machen. Die neu entstandenen, runden Blätter erinnerten die Experten sofort an das Gedicht von James Krüss: Die Weihnachtsmaus. „Daraus haben wir ein Markenkonzept gemacht“, so Weller.
Die Pflanzenmesse setzt sich aber auch mit sehr viel ernsteren Themen auseinander. Nach der langen Dürre im vergangenen Sommer steht der Klimawandel ganz oben auf der Agenda der Branche. Städte und Gartenliebhaber müssen auf hohe Temperaturen und ausbleibenden Regen reagieren. „Nachdem es sechs Monate fast gar nicht geregnet hat, steigt die Nachfrage nach Klimabäumen enorm an. In den Städten gibt es viel nachzupflanzen“, sagt Ingo Drautzburg von der Baumschule Ley in Meckenheim bei Bonn, die mit ihren 130 Mitarbeitern zu den größten in NRW zählt.
Der rheinische Fachmann macht keinen Hehl daraus, dass er von Neuzüchtungen wenig hält. „Überbetrieblich experimentieren wir gerade mit hitzebeständigen Baumtypen aus Italien. Doch der Test wird Jahre dauern“, so Drautzburg. Das Problem: Pflanzen aus Südeuropa kommen gut mit Hitze und Trockenheit, aber nicht mit Kälte zurecht.
Klimabäume stark nachgefragt
Drautzburg setzt stattdessen auf heimische Baumarten, die in Vergessenheit geraten sind. „Den Städten verkaufen wir im Moment vor allem die Silberlinde“, sagt er. Aber auch die deutsche Eiche hält er für geeignet, den Klimakapriolen hierzulande zu trotzen. Für Gärten rät der Experte zur Hopfenbuche.
Um das Angebot widerstandsfähiger Bäume zu vergrößern, hat die Firma Ley ein Joint Venture mit einer amerikanischen Baumschule geschlossen. „Wir wollen ausprobieren, ob der US-Ahorn mit seinen tollen Herbstfarben für Deutschland geeignet ist“, sagt Drautzburg.
Nach seiner Beobachtung hat sich das Problem Trockenheit schon seit längerer Zeit angekündigt. Drautzburg: „Mittlerweile müssen wir Jungpflanzen in der Baumschule grundsätzlich gießen. Vor einigen Jahren reichte noch der Regen.“
>>> Pflanzen-Branche litt 2018 unter der Hitze
Die Hitze des vergangenen Sommers hat der Blumen- und Zierpflanzen-Branche zugesetzt. Auf Basis der ersten drei Quartale 2018 rechnet ihr Zentralverband für das Gesamtjahr nur mit einem Umsatzplus von 0,5 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro zu Einzelhandelspreisen. Der Schnittblumen-Markt verzeichnete ein Minus von 1,5 Prozent.