Essen. Das Dauertief bei den Sparzinsen erschüttert das Vertrauen vieler Anleger. Bankexperten warnen aber davor, Erspartes zu Hause deponieren.

Die Sorge um den Euro und das Dauertief bei den Sparzinsen erschüttert das Vertrauen vieler Anleger in das Finanzsystem. Am WAZ-Telefon schilderten unsere Leserinnen und Leser immer wieder, dass sie ihr Erspartes vom Konto abgehoben haben und lieber zu Hause aufbewahren. Die Experten des Bankenverbands raten davon freilich ab, weil Geld auf Konten über Einlagensicherungsfonds geschützt sei. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Der Dax hat seit Jahresbeginn rund 16 Prozent verloren. Macht es jetzt Sinn, in Aktien einzusteigen?

Das lässt sich schwer vorhersehen. Es gibt eine Reihe politischer Risiken wie den Brexit und den Handelsstreit mit den USA. Wer etwas Risikobereitschaft und ein langen Atem mitbringt, kann sich nach und nach Aktien kaufen. Man sollte aber nicht alles auf einmal in Aktien investieren, sondern zeitlich gestaffelt. So kaufen Sie zu unterschiedlichen Kursen. Langfristig bietet eine breit gestreute Aktienanlage die besten Renditechancen.

Ich habe einen Fondssparplan mit Aktienfonds und musste Verluste hinnehmen. Sollte ich den Sparplan abbrechen?

Nein, wenn Sie langfristig Vermögen aufbauen möchten, sollten Sie durchhalten. Sie kaufen bei niedrigen Kursen mehr Fondsanteile für Ihre Sparrate. Dadurch ergibt sich langfristig ein günstiger Durchschnittskurs.

Welche Rendite bringen Aktien langfristig?

In der Vergangenheit haben breit gestreute Aktienanlagen im Schnitt etwa sechs bis acht Prozent inklusive Dividenden pro Jahr gebracht. Der Dax hat sich beispielsweise von 1.000 Punkten Ende 1987 bis heute auf über 10.000 Punkte erhöht. Hätte man damals 10.000 Euro in den Dax investiert, wäre daraus einschließlich der Dividenden in den 30 Jahren ein Vermögen von 100.000 Euro enttanden. Das ist freilich keine Garantie für die Zukunft, aber Aktien bieten die höchsten Renditechancen.

Gibt es abseits von Börsenpapieren Anlagemöglichkeiten mit erkennbaren Zinssätzen?

In den USA hat die Zinswende bereits stattgefunden. Vor wenigen Tagen hat die Zentralbank zum vierten Tag in diesem Jahr den Leitzins erhöht. Er liegt jetzt bei 2,25 und 2,5 Prozent. Zweijährige Staatsanleihen bieten dort knapp drei Prozent, während in Deutschland bei Staatsanleihen die Rendite negativ ist. Andererseits müssen Sie das Währungsrisiko berücksichtigen, denn der US-Dollar schwankt stark. Wenn der Kurs fällt, ist der Zinsvorteil dahin.

Ich überlege, Schweizer Franken zu kaufen. Was meinen Sie dazu?

Die Zinsen sind in der Schweiz noch niedriger als in Deutschland. Außerdem würden Sie sich ein Wechselkursrisiko einhandeln. Kaum etwas kann man so schwer vorhersagen, wie die Entwicklung von Wechselkursen. Als Beimischung können Fremdwährungen bei entsprechender Risikobereitschaft geeignet sein.

Soll ich meine Immobilie verkaufen und das Geld in Gold anlegen?

Legen Sie Ihr Vermögen nicht einseitig an. Eine breite Streuung ist wichtig und sinnvoll, um das Risiko zu verteilen. Eine Immobilie kann regelmäßige Einkünfte bringen. Gold bringt dagegen keine Zinsen und ist starken Wertschwankungen ausgesetzt. Zu verdienen wäre nur an einem steigenden Goldpreis, und keiner weiß, wie der sich entwickelt. Als Beimischung eines breit angelegten Vermögens ist Gold sinnvoll.

Was eignet sich als kurze Anlage?

Da empfiehlt sich ein Tagesgeldkonto. Leider müssen Sie dabei weitgehend auf Zinsen verzichten, sind aber auf der sicheren Seite. Vergleichen Sie ruhig die Angebote verschiedener Kreditinstitute.

Soll ich meine Notgroschen in Fonds anlegen?

Besser nicht. Eine Reserve für Notfälle sollte nicht nur schnell verfügbar, sondern vor allem ohne Schwankungsrisiko angelegt werden. Beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto. Fonds sind für einen mittel- bis langfristigen Anlagezeitraum geeignet, auch weil dabei Kosten anfallen.