Essen. . Zu Weihnachten und Silvester erwartet der Telekommunikationskonzern Vodafone einen neuen Rekord bei Grüßen per SMS und Messenger-Diensten.
Auch wenn die Postkarte und der handgeschriebene Brief bei weitem noch nicht ausgestorben sind: Die meisten Grüße, Fotos und Videos an Heiligabend und Silvester gehen inzwischen digital rund um den Globus. Zum Jahreswechsel 2017/18 verzeichnete etwa der Massenger-Dienst WhatsApp einen Rekord von 75 Milliarden verschickter Nachrichten. Darin enthalten waren 13 Milliarden Bilder und fünf Milliarden Videos. Deutschlands zweitgrößter Telekommunikationsanbieter Vodafone erwartet, dass die Datenleitungen in den letzten Tagen dieses Jahres noch heißer laufen werden.
Der Düsseldorfer Konzern hat Bilanz gezogen, und die Datenmengen des Jahres addiert und ist dabei auf gigantische Zahlen gestoßen. Das Ergebnis: Nie zuvor wurden Smartphones, Festnetz und Internet so intensiv genutzt wie 2018. Mehr als 28 Milliarden Mal telefonierten Vodafone-Kunden – allein im Mobilfunknetz, durch das 580 Millionen Gigabyte Daten rauschten. Um diese unvorstellbare große Menge plastisch zu machen, hat das Unternehmen gerechnet: Gespeichert auf DvDs und übereinander gestapelt würde ein fast 150 Kilometer hoher Turm entstehen. Rekordtag war laut Vodafone allerdings nicht Weihnachten oder Silvester, sondern der 23. Februar – ein ganz normaler Freitag. Die meisten Daten flossen 2018 übrigens in Nordrhein-Westfalen. Die Marke von 105 Millionen Gigabyte machte NRW zum deutschen Spitzenreiter.
Trotz der Hochkonjunktur für Messengerdienste wie Whatsapp, Instagram oder Twitter ist die gute alte SMS immer noch beliebt. „Die SMS ist kein altes Eisen. Unsere Kunden versenden noch immer jeden Tag rund sechs Millionen Kurznachrichten in 160 Zeichen“, sagt Hannes Ametsreiter, Deutschlandchef von Vodafone. Er geht aber dennoch davon aus, dass immer neue Kommunikationswege den Alltag der Menschen prägen werden. Seine Voraussage: „In zehn Jahren ist es für uns wahrscheinlich ganz normal, dass wir unsere Freunde als Hologramm besuchen. Und mit ihnen reden, als wären wir tatsächlich vor Ort.“
Was nicht bedeuten wird, dass SMS und Messenger mit der Hologramm-Technologie auf einen Schlag verschwinden werden. Ametsreiter erwartet ein Nebeneinander der Kommunikationswege und bietet Einblick in seine eigenen Gewohnheiten. „Viele Weihnachtsgrüße verschicke ich mit meinem Smartphone“, sagt der Manager. Oft schreibe ich aber auch heute noch ganz klassisch eine Weihnachtskarte.“
1550 LTE-Masten aufgestellt
Mit der Nutzung vieler Kanäle steht Ametsreiter offenbar nicht allein. In diesem Jahr ist die Datennutzung im gesamten Mobilfunknetz im Vergleich zu 2017 um nahezu 50 Prozent gewachsen. Der laufende Ausbau des leistungsfähigen LTE-Standards macht das Surfen und Herunterladen von Filmen und Musik schneller. Die Datenübertragung über das LTE-Netz nahm um satte 66 Prozent zu. Die Telekommunikationsriesen Telekom und Telefonica haben kräftig in den LTE-Ausbau investiert. Allein Vodafone hat 2018 bundesweit 1550 neue LTE-Masten an den Start gebracht.
Von dem schnellen Netz profitieren aber nicht nur private Nutzer, die bequemer streamen und schneller große Nachrichten verschicken können. Nutznießer ist vor allem auch die Industrie. Über das Internet der Dinge hat Vodafone inzwischen bundesweit 78 Millionen Maschinen miteinander vernetzt. Allein in diesem Jahr kamen nach Angaben des Unternehmens rund 18 Millionen hinzu.
Und die Entwicklung bleibt nicht stehen. Ab 2021 soll das noch schnellere 5G-Netz funken. Im Frühjahr 2019 will der Bund die begehrten Frequenzen versteigern. 5G wird Roboter miteinander vernetzen und Produktionsausfälle vermeiden. In Städten melden intelligente Sensoren freie Parkplätze und vermeiden unnötigen Verkehr. Und Lkw melden, wenn Temperatur und Reifendruck nicht stimmen, um Unfälle zu vermeiden. „Das Internet der Dinge wird unseren Alltag ein Stück sicherer und besserer machen“, wagt Ametsreiter einen Ausblick. „Aber 5G wird keine neue Zeitrechnung einläuten.“
Debatte um Funklöcher
Und was rät der Vodafone-Deutschlandchef dem verzweifelten Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der sich für die Funklöcher in Deutschland schämt und deshalb aus dem Auto mit Amtskollegen nicht mehr telefonieren will? „Bei Autos mit gepanzerten Scheiben und Türen, entscheidet weniger die Netzabdeckung entlang der Strecke, ob ein Telefonat erfolgreich ist. In diesem Fall ist es für das Mobilfunksignal extrem schwer ins Auto zu gelangen. Ein Repeater kann das Signal auch in so einem Fahrzeug verstärken, damit es in ähnlicher Form verfügbar ist, wie in jedem normalen Auto.“
Ametsreiter nimmt das deutsche Netz in Schutz: „Die Netze in Deutschland sind gut. Jeden Tag führen unsere Kunde rund 78 Millionen Gespräche in unserem Mobilfunknetz. Mehr als 99,65 Prozent dieser Telefonate sind erfolgreich.“ Dennoch gebe es Nachholbedarf: „Auch ich ärgere mich, wenn ich manchmal noch immer aus der Leitung fliege oder im Schneckentempo surfe. Deshalb bauen wir unser Mobilfunknetz jetzt mit einem neuen Verfahren noch intelligenter aus. Mit künstlicher Intelligenz und basierend auf den alltäglichen Netzerfahrungen unserer Kunden“, kündigt der Vodafone-Deutschlandchef an.