Duisburg. . An der Spitze des Duisburger Traditionskonzerns Haniel zeichnet sich ein Generationswechsel ab. Chef Stephan Gemkow will Mitte 2019 gehen.
Der Duisburger Traditionskonzern Haniel steht überraschend vor einem Führungswechsel: Der Vorstandsvorsitzende Stephan Gemkow werde die Beteiligungsholding Ende Juni 2019 verlassen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Sein Nachfolger soll Vorstandsmitglied Thomas Schmidt werden. Der Aufsichtsrat muss die Personalie allerdings noch absegnen.
„Wir bedauern die Entscheidung von Herrn Gemkow außerordentlich“, sagte Franz Markus Haniel, Aufsichtsratschef des Unternehmens, das weit mehr als 600 Familienmitgliedern gehört. Gemkow, der 2012 von der Lufthansa zu Haniel kam, gehe freiwillig und im Einvernehmen, heißt es aus dem Konzernumfeld. Der Manager, der 59 Jahre alt wird, wolle den Weg für einen Generationenwechsel frei machen und habe keinen Anschlussjob.
„Familie und Unternehmen sind Stephan Gemkow zu größtem Dank verpflichtet“, unterstrich Franz Markus Haniel. „Mit Weitblick, Pragmatismus und unternehmerischem Mut hat Herr Gemkow das Unternehmen wieder auf eine solide finanzielle Basis gestellt und die strategischen Weichenstellungen für eine erfolgreiche Zukunft vorgenommen. Damit und mit seiner von Verantwortungsbewusstsein, Geradlinigkeit und Offenheit geprägten Ethik hat er sich schnell das Vertrauen der Gesellschafter, Führungskräfte und Belegschaft erworben.“
Trennung von der Metro
Franz Markus Haniel erinnerte daran, dass Gemkow den Beteiligungskonzern 2012 „in einer äußerst angespannten Situation übernommen“ habe. Weil das Unternehmen hoch verschuldet war, kassierte der Vorstandschef 2013 die Dividende für die Gesellschafter und verkaufte zunächst die Medizintechnik-Firma Celesio. 2015 begann Haniel unter Gemkows Führung, Anteile am Handelsriesen Metro zu reduzieren. Haniel ist der größte Gesellschafter der Metro. Im August dann verkaufte Gemkow weitere sieben Prozent an den tschechischen Milliardär Kretinksy, der die Option auf das gesamte Aktienpaket hat.
Eine Milliarde Euro für Zukäufe
Zuletzt stand Haniel ein Budget von rund einer Milliarde Euro zur Verfügung, um neue Firmen zu kaufen. So übernahmen die Duisburger die Matratzenstoff-Hersteller Bekaert und Desle Clama, den Hygiene-Spezialisten Rentokil Initial und Ende 2017 den Verpackungsspezialisten Rovema und Optimar, einen führenden Anbieter automatisierter Fisch-Verarbeitungssysteme. In Gemkows Amtszeit fiel zudem ndie Gründung von „Schacht One“ – eine Schmiede für Start-up-Unternehmen auf der Essener Zeche Zollverein.
Mitte 2019 soll Thomas Schmidt übernehmen. Der 47-jährige führt derzeit die erfolgreiche Haniel-Tochter CWS Boco, Anbieter für Waschraum-Hygiene und Arbeitskleidung, und sitzt im Haniel-Vorstand. Über seine Nachfolge bei CWS Boco mit Sitz in Duisburg gibt es noch keine Entscheidung.