Essen. . Viele Kassen senken ihre Beiträge. Die Rückkehr zur hälftigen Finanzierung durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer entlastet Beschäftigte und Rentner.
Weil die Arbeitgeber sich stärker beteiligen müssen und viele Kassen obendrein ihre Beiträge senken, beginnt das neue Jahr für rund 56 Millionen gesetzlich Krankenversicherte mit einer spürbaren Beitragssenkung. Wie stark sie ausfällt, kommt ganz auf die Kasse an. Nachdem am Freitag mit der Techniker auch die letzte große Krankenkasse über ihren Beitragssatz für 2019 entschieden hat, lohnt ein Vergleich der bundesweiten und regional bedeutenden Kassen.
Zwischen der günstigsten und der teuersten Kasse liegt je nach Region etwa ein Prozentpunkt, was für einen Durchschnittsverdiener mit rund 3000 Euro brutto im Monat bei künftig paritätischer Finanzierung 15 Euro im Monat und 180 Euro im Jahr ausmacht.
Der Zusatzbeitrag ist entscheidend
Entscheidend dafür ist der so genannte Zusatzbeitrag, den jede Kasse gemäß ihrer Lage berechnet. Er sinkt im Schnitt auf 0,9 Prozent, der für alle Kassen gleich hohe allgemeine Beitragssatz bleibt bei 14,6 Prozent. Rekordbeschäftigung und kräftig steigende Löhne bescheren den Kassen viele Milliarden an Zusatzeinnahmen, was aber nichts an den großen Unterschieden ändert.
So kann zwar manch teure Kasse ihren Zusatzbeitrag überdurchschnittlich senken, allen voran die Hamburger Securvita um 0,6 auf 1,1 und die Bochumer Viactiv um 0,5 auf 1,2 Prozent. Doch etwa die bereits recht teure DAK bleibt bei 1,5 Prozent und damit im Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen um neue Mitglieder ziemlich abgeschlagen. Die DAK ist nach wie vor die drittgrößte Kasse in Deutschland, hat in den vergangenen Jahren wegen ihrer hohen Zusatzbeiträge aber rund eine halbe Million Versicherte verloren.
Techniker senkt Zusatzbeitrag auf 0,7 Prozent
Die mit elf Millionen Versicherten führende Techniker Krankenkasse hat ihre Konkurrenz am Freitag einmal mehr geschockt – und ihren Zusatzbeitrag auf 0,7 Prozent gesenkt. Das ist der niedrigste Satz unter den Branchengrößen, die Barmer nimmt als Nummer zwei nach wie vor 1,1 Prozent. Die bundesweit geöffnete BKK Verbund plus ist derzeit mit 0,5 Prozent Zusatzbeitrag am günstigsten.
Den größten Spareffekt für die Versicherten hat aber die Entscheidung der Bundesregierung, wie in der Renten- und Arbeitslosenversicherung auch im Gesundheitswesen zur paritätischen, sprich hälftigen Finanzierung zurückzukehren. Bisher teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer bzw. Rentner und Rentenversicherung nur den allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent, ab Januar auch den Zusatzbeitrag. Arbeitnehmer werden dadurch laut Bundesregierung um rund 5,5 Milliarden Euro entlastet, Rentner um 1,3 Milliarden Euro. Entsprechend hoch ist umgekehrt die Belastung für die Arbeitgeber und die Rentenversicherung.
Versicherte teurer Krankenkassen profitieren
Wer bei einer vergleichsweise teuren Kasse versichert ist, profitiert davon besonders. Dem DAK-Versicherten etwa nimmt der Arbeitgeber 0,75 Prozentpunkte ab, dem TK-Versicherten nur 0,35 Punkte. Teure Kassen tun ihren Versicherten mit hohen Zusatzbeiträgen nach der Rückkehr zur Parität auch nur noch halb so weh, was den Wettbewerb um die niedrigsten Beiträge abschwächt.
Für die Versicherten lohnt damit mehr denn je ein Vergleich nicht nur der Beitragssätze, sondern auch der Leistungen: Alle Kassen machen freiwillige Zusatzangebote, die einen mehr, die anderen weniger. Vor allem werden sehr unterschiedliche Akzente gesetzt, die im Einzelfall für den Versicherten entscheidend sein können, etwa wenn er auf alternative Heilmethoden schwört. Zahlt meine Kasse Osteopathie, beteiligt sie sich an Homöopathie, übernimmt sie Impfungen für Fernreisen? Wer eher aufs Geld schaut, sollte dagegen gezielt nach Bonusprogrammen suchen.