Bottrop. . Die Revierstädte legen mit der RAG die Machbarkeitsstudie für ihr Großprojekt auf der Stadtgrenze vor. Hoffen auf Förderung durch Ruhrkonferenz

Den Revier-Städten gehen seit Jahren die Gewerbeflächen aus. Nun entwickeln Essen und Bottrop gemeinsam die größte Freifläche, die es im Herzen des Ruhrgebiets noch gibt: „Freiheit Emscher“ erstreckt sich nördlich und südlich des Rhein-Herne-Kanals über die Stadtgrenze hinweg auf 17 Quadratkilometern. Die Städte haben mit der RAG jetzt die Machbarkeitsstudie vorgelegt.

Die Erwartungen an das erste interkommunale Projekt sind riesig, getrieben von einer viel beachteten Präsentation auf der Münchner Immobilienmesse Expo Real. Zwischen Emscher, Rhein-Herne-Kanal und Bergeborbeck liegt der noch recht verwilderte „letzte Industriedschungel“, wie Gernot Pahlen ihn nennt, Projektleiter der RAG Montan Immobilien. Hier soll ein neues „urbanes Zentrum“ entstehen – mit fünf Gewerbegebieten, Wohnsiedlungen, Kanalpromenade, viel Grün und eigener Autobahnausfahrt.

Bergbau-Vergangenheit kostet viel Zeit

Die Größe des Projekts dehnt aber auch den Zeitrahmen: Die Zukunftsvision komplett umzusetzen, wird „bis 2040 oder 2050“ dauern, wie Bottrops Planerin Ursula Dickmann sagt. Sie setzt darauf, möglichst rasch Kanalufer und Grün zu entwickeln, um das Areal unter dem Motto „Leben und Arbeiten am Wasser“ attraktiv zu machen. Dabei hoffen die Planer auf Impulse durch die Internationale Gartenausstellung in der Metropole Ruhr 2027.

Zeit rauben wird die Bergbau-Vergangenheit des Areals. Die Schachtanlage Prosper II gehört zu Prosper-Haniel, die im Dezember als letzte Zeche geschlossen wird. Stilllegung, Rückbau, bergbaurechtliche Freigabe und Flächensanierung dauern.

Das größte Potenzial für die Ansiedlung wissensbasierten Gewerbes sieht die RAG auf zwei Flächen, die nördlich und südlich des Kanals noch als Kohlelager dienen. Als erstes kann weiter im Süden die 26 Hektar große Fläche Emil Emscher entwickelt werden, hier soll die Vermarktung bereits 2020 beginnen.

Verkehrsanbindung als größte Herausforderung

Das größte Problem wird die Verkehrsanbindung des Gebiets, in dem heute viele Wege im Nichts enden. Ein Gewerbestraßennetz soll den Lastverkehr Richtung Autobahn 42 und B224 lenken. Von Nord nach Süd soll eine „Umwelttrasse“ neue Verkehrswege beschreiten: Auf ihr soll nur emissionsarmer Verkehr fahren, etwa strombetriebene Busse und Straßenbahnen sowie Elektroautos und Fahrräder. Diesel und Benziner sollen draußen bleiben.

Was dem Projekt noch fehlt: Geld. Die Städte allein können es nicht stemmen, wie die Planer betonen. Allein die Infrastruktur koste „einen hohen dreistelligen Millionenbetrag“. Essens Projektplaner Steffen Lenze stellt klar: „Wir brauchen Fördermittel.“ Anzapfbar wären diverse Töpfe für Stadtentwicklung und Flächensanierung. Die Planer hoffen aber, dass „Freiheit Emscher“ ein Leitprojekt der Ruhrkonferenz des Landes wird. Dann würde es als Ganzes betrachtet, das gelingen muss, um dem nördlichen Ruhrgebiet eine Perspektive zu geben.