Essen. . Auch Anbieter in Innenstädten im Ruhrgebiet setzen mittlerweile auf Aktionen zum „Black Friday“. Doch die Verbraucherzentrale NRW ist skeptisch.

Wer in dieser Woche einkaufen geht, wird wohl weder in der Stadt noch im Internet an einer amerikanischen Werbewelle vorbeikommen: der so genannten ­„Cyber Week“. Jedes Jahr rufen die Amerikaner am Freitag nach Thanksgiving den Black Friday und am darauffolgenden Montag den Cyber Monday aus. Schon lange lässt sich auch der deutsche Einzelhandel diese zusätzlichen Shopping-Feiertage vor dem Adventsgeschäft nicht entgehen. Ob die kleineren Läden darunter leiden oder selbst profitieren, wird in den Einkaufsmeilen des Ruhrgebiets unterschiedlich bewertet, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergab.

Allerlei Begrifflichkeiten sollen Kunden anlocken. Mit „Friday-Wahnsinn“ wirbt ein großes Elektronik-Unternehmen für das vermeintliche „Shoppingevent des Jahres“. Eine große Möbelkette ruft zur „Black-Friday-Week“ auf. Selbst Lebensmittel-Händler verkünden eine „Black Week“. Manche Online-Plattformen bieten eigenen Angaben zufolge bis zu 90 Prozent Rabatt.

Stichproben von Verbraucherschützern

Seit einigen Jahren versuchen auch stationäre Händler, an den Einkaufsfeiertagen teilzuhaben. Sie werfen ebenso mit Rabatten und durchgestrichenen „unverbindlichen Preisempfehlungen“ um sich. Die Verbraucherzentrale NRW zeigt sich skeptisch und verweist auf Stichproben. So hätten sich 50-Prozent-Rabatte häufig „eher nur als 20-Prozent-Rabatte“ herausgestellt, berichtet Verbraucherschützer Georg Tryba. Er geht davon aus, dass auch in lokalen Einkaufszentren eine Flut von Angeboten auf mögliche Kunden einprasseln wird. Deshalb sei Vorsicht geboten: „Wenn man sich zum Beispiel einen neuen Fernseher kaufen will, sollte man sich vorher auf Preisvergleich-Portalen schlau machen, um das wirklich günstigste Angebot herauszufiltern.“

Allerdings möchte nicht jeder Händler mitmachen. So zum Beispiel in Essen-Rüttenscheid. „Zu manchen Händlern passen diese Shopping-Feiertage, zu manchen aber auch einfach nicht“, sagt Rolf Krane von der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR). Knapp 400 Einzelhändler gibt es im Stadtteil im Essener Süden. Die Kunden auf der „Rü“ seien laut Krane eher nicht als Schnäppchenjäger zu verstehen. „Sie sind eher auf das Besondere, gute Qualität und Freude am Shoppingerlebnis aus.“ Je kleiner ein Geschäft sei, umso „schwerer ist es, unter den unfairen Bedingungen im Vergleich zu Onlineriesen einen Preiswettbewerb zu gewinnen“, gibt Krane zu bedenken.

Andrang wie an verkaufsoffenen Sonntagen erwartet

In der Duisburger Innenstadt nehmen viele Einzelhändler die „Cyber Week“ in ihre Planungen auf. Über 40 Händler werden voraussichtlich in den Einkaufszentren Forum und Königsgalerie den Kunden spezielle Angebote unterbreiten. „Um das Jahr 2013 herum war das ausschließlich ein Online-Ding“, sagt Center-Manager Jan Harm mit Blick auf den Trend aus den USA. Mittlerweile steige auch das Interesse der Kunden in den klassischen Länden. Harm erwartet einen Andrang, der vergleichbar mit verkaufsoffenen Sonntagen sei. „Es ist noch nicht soweit, dass man diese Tage mit Adventssamstagen vergleichen kann. In den nächsten Jahren könnte es aber bald soweit sein.“

In Bochum registriert Jenny Duggen von der IHK Mittleres Ruhrgebiet zunehmend Händler, die auf eine „Multi-Channel-Strategie“ setzen: „Das bedeutet, sie bieten ihre Rabatte sowohl online als auch in den Shops vor Ort an.“

Verbraucher sollten sich nach Einschätzung von Georg Tryba in den kommenden Tagen keinesfalls unter Druck setzen lassen. Auch nach der „Cyber Week“ werde es genügend Sonderaktionen geben, sagt er voraus. „Es ist nie gesagt, dass es jetzt wirklich die günstigsten Preis gibt. Die Aufregung ist teilweise völlig übertrieben.“