Essen. . Der Essener Elektronikriese und Aldi-Lieferant baut sein Geschäft aus. Service-Plattform hilft Kunden beim Einrichten von Fernsehern und Handys.
Der Fernseher ist schnell bei Aldi gekauft und nach Hause transportiert. Die Probleme kommen dann meist beim Anschließen und bei der Programm-Sortierung. Als erster Hersteller von Elektronikgeräten bietet das Essener Unternehmen Medion für solche Fälle eine Service-Plattform an. Getestet wird sie im Ruhrgebiet und in Hamburg.
Medion zählt sich selbst zu den „führenden Anbietern in Deutschland“. Mit Computern, Notebooks, Tablets, Fernsehern, Küchengeräten, Mobilfunk-Tarifen und Musik-Download-Plattformen machte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2017/2018, das am 31. März endete, weltweit einen Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro. Mit 955,6 Millionen Euro entfiel der Löwenanteil auf Deutschland. Der Geschäftsbericht weist ein Konzernergebnis von 31,2 Millionen Euro aus.
Mehr als 500 unterschiedliche Produkte
„Wir bieten mehr als 500 unterschiedliche Produkte an“, sagt Sandro Fabris, Leiter des Produktmarketings. Bis auf den Fabrikverkauf in Essen und den Online-Shop betreibt Medion keine eigenen Läden. „Die Aldi-Filialen sind unsere bekannteste Vertriebsschiene“, so Medion-Manager Thomas Heiermann. Die Produkte stehen aber auch bei Ketten wie Conrad und vielen Onlinehändlern in den Regalen.
Über den Elektronikriesen mit seinen 1043 Mitarbeitern, von denen rund 900 in der Essener Zentrale beschäftigt sind, ist wenig bekannt. Gründer und Vorstandsvorsitzender Gerd Brachmann, 1959 in Bochum geboren, tritt so gut wie nie in der Öffentlichkeit auf. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker machte sich 1979 selbstständig. 1996 lieferte er den ersten Personalcomputer an Aldi, was seinerzeit wahre Anstürme auf die Filialen auslöste. 2011 verkaufte Brachmann die Mehrheit seiner Aktien an den chinesischen Elektronik-Konzern Lenovo. Inzwischen verfügen die Chinesen über knapp 88 Prozent der Stimmrechte am börsennotierten Unternehmen.
Lenovo-Konzern hält 88 Prozent an Medion
„Medion wird für eine chinesische Firma oder eine Aldi-Marke gehalten. Das stimmt aber gar nicht“, betont Manager Fabris. „Wir sind eine Marke aus dem Herzen des Ruhrgebiets. Das haben wir auch mit einer Fernseh-Kampagne deutlich gemacht. Sie lief Anfang des Jahres“, sagt er.
Mit den chinesischen Gesellschaftern von Lenovo im Unternehmen fühle sich Medion wohl. „Die Zwei-Marken-Strategie hat sich bewährt. Wir kannibalisieren uns nicht“, so Fabris. Mit der neuen Service-Plattform geht Medion jetzt neue Wege. „Wir wollen Mehrwert für die Kunden schaffen“, kündigt Manager Heiermann an. „Viele Produkte sind selbsterklärend. Sie bekommen aber auch immer mehr Funktionen.“
Beratungsbedarf wächst
In der Aldi-Filiale gibt es aber niemand, der die neuen Möglichkeiten des Tablets erklären kann, den Sendersuchlauf beim Fernseher in Gang setzt oder beim Export der Daten auf das neue Smartphone hilft. Gegen eine Gebühr können Medion-Kunden im Ruhrgebiet nun die Dienste des Start-up-Unternehmens Mila nutzen. „Viele Kunden haben keine Zeit oder keine Lust, sich mit dem Einrichten neu gekaufter Geräte zu beschäftigen“, sagt Mila-Gründer Christian Viatte. Sein Unternehmen schult Privatpersonen im Umgang mit Medion-Produkten. Kunden können mit ihnen einen Termin vereinbaren. „Bei komplexen technischen Fragen kommen unsere professionelle Technikdienstleister“, so Viatte. Nach seinen Angaben sind auf der Mila-Plattform aktuell mehr als 10.000 Partner registriert – darunter professionelle Unternehmen, qualifizierte Studenten, Rentner und Quereinsteiger. Sie bearbeiten schon jetzt über 10.000 Aufträge pro Monat.
Die 60-minütige Einrichtung eines Smart TV etwa kostet 49 Euro, die 90 Minuten dauernde Inbetriebnahme eines Notebooks inklusive Datentransfer 69 Euro. Viatte ist davon überzeugt, dass Themen wie Smart Home und Connected Life den Beratungs- und Servicebedarf in der Bevölkerung enorm wachsen lassen werden. Mila-Gründer Viatte: „Der Markt wacht langsam auf.“