Düsseldorf. . Der Großhändler Metro will mit digitalen Angeboten für Gastronomen wie Online-Tischreservierungen und Software wachsen.

Olaf Koch will sich an diesem sonnigen Dienstag nicht zu den gewaltigen Umbrüchen bei der Metro äußern. Fragen, an wen er die SB-Warenhauskette Real verkaufen will und ob der tschechische Milliardär Daniel Křetínský ein Übernahmeangebot für die Metro vorlegen werde, sind dem Vorstandschef heute nicht wichtig. Koch will über Digitalisierung reden, die ein wachsendes Geschäftsfeld für den Großhändler wird.

Die Gastronomie ist der größte Kunde der Metro. 1,8 Millionen unabhängige Restaurant-Betreiber mit einem Außenumsatz von 420 Milliarden Euro hat Koch innerhalb Europas als Zielgruppe ausgemacht. Eine Studie der Metro aber hat ergeben, dass die wenigsten Gastronomen die Vorteile nutzen, die ihnen das Internet bietet.

100.000 Restaurants europaweit mit Websites ausgestattet

„Die meisten haben keine eigene Website oder sie müssen viel Geld dafür bezahlen“, sagt Koch. Der Studie zufolge sind 81 Prozent der Gastronomen davon überzeugt, dass digitale Werkzeuge wie eine gute Sichtbarkeit im Netz überlebenswichtig sind. 39 Prozent der Befragten gaben zugleich an, dass sie Probleme hätten, entsprechende Anbieter zu finden.

In diese Lücke will die Metro springen. In den vergangenen neun Monaten hat sie nach eigenen Angaben bereits mehr als 100.000 Restaurants in 14 Ländern kostenlos mit einer Website ausgestattet. „Gastronomen können die Homepage innerhalb weniger Minuten selbst erweitern und brauchen dafür keinerlei Schulung“, sagt Koch. Die Erwartungen des Konzerns seien übererfüllt worden. „Wir hatten uns bis zum Jahresende die Zahl 50.000 zum Ziel gesetzt“, so der Metro-Chef.

Tischreservierung und Personalplanung online

Nun will der Düsseldorfer Handelsriese das Angebot ausweiten und damit auch Geld verdienen. „Dish“ (Digital Innovations and Solutions for Hospitality) heißt die Plattform, die die hauseigene Digital-Schmiede in Düsseldorf in Zusammenarbeit mit 30 Gastronomen entwickelt hat. Sie stellt den Restaurant-Betreibern eine – bislang kostenfreie – Software für Tischreservierungen zur Verfügung. Über sie können die Betriebe aber auch die Kalkulation von Gerichten, Personaleinsatz und die gesamte betriebswirtschaftliche Abrechnung steuern. Die Online-Plattform soll zunächst in Deutschland und Italien starten und ab dem nächsten Jahr europaweit ausgerollt werden. Bis zum Jahr 2020 will die Metro eine halbe Million Unternehmen an die Plattform binden. In die Digitalisierungsstrategie sei bereits ein „mittlerer zweistelliger Millionenbetrag“ Investitionsbetrag geflossen, so Koch.

Voraussetzung sei freilich, betont Koch, dass „Dish“ Zugriff auf die Kassensysteme und damit auf alle Daten des Restaurants erhält. „Damit bringen uns die Gastronomen natürlich Vertrauen entgegen. Daten sind inzwischen die besten Zutaten für den Betrieb“, so der Metro-Chef. Nach seinen Angaben können die Plattform auch Betriebe nutzen, die sich nicht vom Großhändler Metro beliefern lassen. Koch kündigte am Dienstag an, dass er „Dish“ deshalb auch nutzen wolle, um neue Kunden zu gewinnen. Er verweist auf die Marktmacht der Metro mit ihren europaweit rund 21 Millionen Großhandelskunden und mehr als 7000 Außendienst-Mitarbeitern. „Wir wollen eine der größten internationalen Gemeinschaften unabhängiger Gastronomen schaffen und mit neuen Lösungen ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken“, so Koch.