Duisburg. . Die nächste industrielle Revolution schleicht sich an: Produktion von Autoteilen im 3D-Druck wird rentabler, so Experten beim 5. Ruhr-Symposium.

Längst bauen in Science-Fiction-Filmen Replikatoren auf Zuruf Gegenstände in Sekundenschnelle, und für manche Sehrweitsehende hat mit der Fertigung im 3D-Druck-Verfahren diese ferne Zukunft bereits begonnen. Tatsächlich lässt die nächste industrielle Revolution aus Kostengründen noch auf sich warten. Aber für die Experten auf dem 5. Ruhr-Symposium der Universität Duisburg-Essen ist der Weg vorgezeichnet, denn die Rentabilität von im 3D-Verfahren gebauten Teilen steigt ständig.

Hinter dem 3D-Druck stecken verschiedene Verfahren, die eigentlich nichts mit einem klassischen Bedrucken zu tun haben. Von einem Laser oder einer anderen Wärmequelle werden winzige Partikel, zumeist Metall oder Kunststoff, verflüssigt und punktweise aneinandergefügt. Ist eine Schicht fertig, wird die nächste darübergelegt. Dies sieht in Zeitraffer dann so aus, als würde ein dreidimensionales Gebilde aus dem Nichts entstehen.

Damit lassen sich Formen realisieren, die man weder gießen noch schmieden kann und ansonsten bestenfalls aufwändig aus einem vollen Materialblock gefräst werden müssten. Vorteile des 3D-Verfahrens sind neben den uneingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten („Geometriefreiheit“) die extreme Leichtigkeit bei gleichzeitig enormer Stabilität.

Das alles hat das Potenzial, die Industrieproduktion radikal zu verändern. Doch außerhalb der Einzel- und Kleinserienfertigung überwiegen noch die Nachteile. Ein eher simples Scheibenwischerteil für den Luxussportwagen Bugatti Veyron aus dem VW-Konzern benötigt allein fürs Laserdrucken 53 Stunden plus langer Nachbearbeitung und müsste 35.000 Euro kosten, vier Bremssättel 250.000 Euro.

„Die künstliche Leber aus dem Drucker kommt“

Doch die 3D-Branche sei von 2011 bis 2017 bereits um den Faktor 5 gewachsen, so Thomas Behr, Leiter der Rohbauentwicklung und des Bereichs Materialien bei Daimler. 2015 könnten, so Behr, einzelne Teile in größeren Stückzahlen in 3D-Technik günstiger werden als bei konventioneller Produktion. Optimistischer für die Kostenentwicklung ist Reinhart Poprawe von der RWTH Aachen. Bei BMW würden bald die ersten 3D-Teile bis zu einer Stückzahl von 100.000 Stück rentabler als der klassische Spritzguss hergestellt – und natürlich besser.

Ein ganzes Auto wird noch lange nicht aus dem „Drucker“ kommen, da sind sich die Experten einig. „Es ist Zukunftsmusik, aber ich bin mir sicher: Die künstliche Leber aus dem Drucker kommt“, prophezeite Ulrich Küsthardt, Chief Innovation Officer von Evonik, den rund 200 angereisten Zuhörern beim 5. Ruhr-Symposium. So viel Zukunft gibt es bislang nicht einmal in Science-Fiction-Filmen.