Essen. . Mit dem Projekt „Freiheit Emscher“ soll ein neues Stadtzentrum im Norden des Ruhrgebiets entstehen. OB Kufen sieht eine „historische Chance“.
Es könnte ein Projekt sein, das den Norden des Ruhrgebiets verändert. Im derzeit recht tristen Niemandsland zwischen Bottrop und Essen will der Bergbaukonzern RAG gemeinsam mit den beiden Kommunen nicht weniger als ein neues Stadtviertel errichten. Es soll beispielhaft für den Wandel des Ruhrgebiets sein, betonten die Projektpartner. Auch der Name des Vorhabens versprüht einen gewissen Ehrgeiz: „Freiheit Emscher“.
Vom „größten interkommunalen Stadtentwicklungsprojekt in NRW“ spricht Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU). Seite an Seite mit seinem Bottroper Amtskollegen Bernd Tischler (SPD) will er die Planungen für das Areal in der Nähe von Emscher und Rhein-Herne-Kanal vorantreiben.
Kufen sagt, es gebe eine „historische Chance“ für ein „neues urbanes Zentrum mitten im Ruhrgebiet“. Um das von der Kohle geprägte Gelände rund um den RAG-Hafen für Unternehmensansiedlungen attraktiv zu machen, müssen allerdings noch Altlasten beseitigt und Glasfasernetze verlegt werden. Auch eine neue Autobahn-Ausfahrt an der A42 gilt als wichtig für die Aufwertung des Gebiets. Derzeit sind Bottrops Gewerbeflächen weitgehend ausverkauft.
Arbeiten und Wohnen am Wasser
Die hochwertigsten Flächen liegen nach Einschätzung der Projektbeteiligten zwischen dem Kanal, dem Hafen und der Emscher. Sie tragen die Namen „Sturmshof“ und „Coelln-Neuessen“. Insbesondere die Nähe zum Wasser soll potenzielle Investoren anlocken. Markus Masuth, dem Chef der RAG-Immobilientochter, schwebt für die Zukunft eine Mischung aus „Natur und Kultur, Landschaft und Architektur, Arbeiten, Wohnen und Freizeit“ vor.
RAG-Vorstandsmitglied Jürgen-Johann Rupp betont, „Freiheit Emscher“ sei „ein besonderes Projekt“ für den Bergbaukonzern, der in diesem Jahr die Förderung von Steinkohle beendet. Mit den beiden beteiligten Städten sei die RAG auch emotional sehr verbunden. „In Essen wurde die RAG gegründet und in Bottrop befindet sich noch das letzte aktive Bergwerk des Ruhrgebiets“, gibt Rupp zu bedenken.
Gastronomie entlang einer Uferpromenade geplant
RAG-Immobilienchef Masuth berichtet, es gebe bereits reges Interesse potenzieller Investoren. Bis zu den ersten Ansiedlungen dürften allerdings Jahre vergehen. Bis Ende 2018 soll ein „Masterplan“ für das Areal vorliegen. Ab dem kommenden Jahr beginne die Umsetzung. Zehn Jahre könnten indes erforderlich sein, um die Pläne in die Tat umzusetzen. Masuth zeigt sich zuversichtlich, dass mehrere Tausend Jobs auf dem Areal entstehen könnten. Dafür sprechen aus seiner Sicht schon die Ausmaße der Fläche, auf die fast 2400 Fußballfelder passen könnten.
Arbeitsplätze direkt am Wasser, daneben Gastronomie entlang einer Uferpromenade – damit wollen die Projektpartner bei Unternehmen punkten, die einen neuen Standort suchen. Jedenfalls sei es nicht das Ziel, weitere Logistikhallen oder Autohäuser zu errichten, sondern Arbeitgeber aus Technologie- und Wissensbranchen für das nördliche Revier zu gewinnen.