Oberhausen. . Oberhausen hat gezielt Gewerbeflächen aufgebaut. OB Schranz kann nun Edeka und den „größten Fitness-Tempel der Welt“ in die Stadt holen.
Der Chor der Ruhrgebietsstädte ist selten so gleichstimmig: Sie klagen über das knappe Angebot von Gewerbeflächen. Eine Ausnahme gibt es aber doch: Oberhausen hat noch Platz und konnte deshalb in jüngerer Vergangenheit vorzeigbare Fische an Land ziehen – darunter ein Edeka-Zentrallager und das weltgrößte Fitnesscenter von McFit-Eigentümer Rainer Schaller.
„Wir haben noch Flächen. Wir sind nicht ausverkauft“, sagt Oberbürgermeister Daniel Schranz zufrieden. Seine Wahl an die Spitze der Stadt fand 2015 ein bundesweites Echo, weil er nach fast 60 Jahren SPD-Dominanz der erste CDU-Politiker auf dem Oberhausener OB-Sessel ist. „Der Strukturwandel hat Oberhausen besonders hart getroffen“, sagt Schranz. „Wir haben fast alle 57.000 Montan-Arbeitsplätze verloren.“ Doch der Wirtschaftsstandort hat sich wieder gefangen.
Nur Dortmund hat mehr Zuwachs
„Oberhausen hat allen Grund, mit Wachstum und Expansion zu rechnen“, betont Ruhrgebiets-Wirtschaftsförderer Rasmus C. Beck. Zwischen 2012 und 2016 sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt um 10,8 Prozent gewachsen. Das durchschnittliche Plus im Ruhrgebiet lag bei sieben Prozent. „Nur Dortmund hatte mehr Zuwachs“, sagt Beck. Zugleich steigerte Oberhausen das Angebot verfügbarer Gewerbeflächen. „Das ist genau der richtige Weg“, meint Beck.
Für die Stadt zahlt sich nun aus, dass sie angesichts der hohen Nachfrage im Ruhrgebiet Investoren drei Brachen anbieten kann, für die sich seit Jahrzehnten kaum jemand interessierte. Zum Beispiel in Sterkrade. „Das Kohlenlager lag Jahrzehnte brach, weil die Erschließung fehlte“, sagt Schranz. Nun kommt die 8,3 Millionen teure Umgehungsstraße und mit ihr Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka, der auf 290.000 m2 ein Zentrallager mit bis zu 1500 Arbeitsplätzen bauen will. Rund 500 ziehen 2021 vom Standort in Moers nach Oberhausen Investition: über 100 Millionen Euro.
Den Ladenhüter in Sterkrade gleich an der Autobahn A3 konnte die Stadt versilbern, weil sie mit der Logport-Gesellschaft des Duisburger Hafens, die zahlreiche andere Flächen in der Region entwickelt, eine starke Partnerin fand. Land NRW, Stadt Oberhausen und Logport teilen sich nun die Kosten für die Umgehungsstraße, die nicht nur den Lkw-Verkehr aufnehmen, sondern überdies die Anwohner vom Lärm entlasten soll.
Ganz in der Nähe hat der britische Industrieimmobilien-Konzern Segro 21 Hektar von Thyssenkrupp erworben. 2008 wollten die Essener dort ein Röhrenlager bauen. Die Pläne zerschlugen sich aber. Jetzt plant Segro auf dem Areal 130.000 m2 Hallen. Bis Ende des Jahres sollen die ersten 20.000 m2 für Logistikfirmen und anderes Gewerbe fertiggestellt sein. Segro baut ohne konkrete Mieter. Investitionen auf Vorrat hat es im Ruhrgebiet bislang selten gegeben. Wirtschaftsförderer Beck spricht deshalb von einem „wichtigen Vertrauensbeweis für den Immobilienstandort Ruhrgebiet“.
500.000 Übernachtungen pro Jahr
Das Highlight soll freilich „The Mirai“ werden. In der Nähe des Centro will der Eigentümer der Sportstudio-Kette McFit, Rainer Schaller, voraussichtlich 2020 den „größten Fitness-Tempel der Welt“ eröffnen. In dem Center, das rund um die Uhr öffnen will, sollen mehr als 400 Arbeitsplätze entstehen. Geplant sind auch eine Indoor-Laufbahn in acht Metern Höhe, Messen und Kongresse.
Die Neue Mitte, in der bis 1997 mit Stahl, Kohle und Kokerei das industrielle Herz Oberhausens schlug, hat sich zu einem ökonomischen und kulturellen Anziehungspunkt weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus entwickelt. „Mit 500.000 Übernachtungen pro Jahr sind wir ein attraktives Ziel des Städtetourismus geworden“, sagt OB Schranz. Centro, Gasometer, Köpi-Arena, Metronom Theater, Sea Life Aquarium – nach Angaben des Stadtchefs ist die Neue Mitte inzwischen „das größte Urban-Entertainment-Center Europas“. Und das Einkaufs-, Freizeit- und Unterhaltungsangebot soll weiter wachsen: Decathlon Sport, die Möbelketten XXXLutz und Poco zieht es ebenso zur Neuen Mitte wie ein weiteres Hotel.
„Wir sind exemplarische Stadt des Wandels“, schwärmt Schranz, der natürlich auch Rückschläge zu verkraften hat. Mit der Verlagerung der Verwaltung des Chemiekonzerns Oxea ins Steuerparadies Monheim fehlt Oberhausen jährlich auf der Einnahmenseite ein ordentlicher Millionenbetrag. Der Oberbürgermeister lässt sich durch die Abwanderung seinen Optimismus aber nicht nehmen. „Edeka kommt trotz des hohen Gewerbesteuer-Hebesatzes nach Oberhausen“, sagt er.