Mülheim. . Ein Jahr nach dem Auftakt fördert „Starbuzz“ in Mülheim 13 junge Unternehmen. Handelsriesen erhoffen sich neue Ideen für den Einkauf der Zukunft.

Ohne Auto einkaufen und dennoch keine schweren Tüten tragen müssen – für Tobias Lochen ist das Teilen von E-Lastenrädern keine Vision mehr. Mit seiner jungen Firma Sigo plant er ein Pilotprojekt in Darmstadt, hat den Prototypen aber auch schon dem Bochumer Wohnungsriesen Vonovia vorgestellt. Sigo ist eines von 13 Start-up-Unternehmen, die vom „Starbuzz“-Programm in Mülheim gefördert werden.

Handelsriesen wie Aldi Süd, Lidl, Tengelmann und Fressnapf haben sich erstmals zusammengetan, um Gründer zu unterstützen, die Geschäftsideen für die Zukunftsfelder Internethandel und Logistik haben. Erfahrene Mentoren aus 35 Partner-Institutionen, darunter auch die Hochschule Ruhr West und die Industrie- und Handelskammer zu Essen, beraten die Gründer, öffnen ihnen Türen zu Beteiligungskapital und potenziellen Kunden. Fördergelder fließen aber nicht. „In der Mischung liegt das Spannende. Bei Starbuzz treffen junge und etablierte Unternehmen aufeinander“, sagt der Mülheimer Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier, der das Programm gemeinsam mit der Plattform Ruhr-Hub 2017 ins Leben gerufen hatte.

Die Gründer von Onsuma: Angelo Canzaniello (links) und Miachael Haase.
Die Gründer von Onsuma: Angelo Canzaniello (links) und Miachael Haase. © André Hirtz

„Als wir vor einem Jahr gefragt wurden, ob wir mitmachen, haben wir nicht lange gezögert“, betont Stefan Book, Geschäftsführer beim Discounter Aldi Süd. „Wir wollen junge, kluge Köpfe fördern“, so Book. Unter ihnen sind auch Angelo Canzaniello und Michael Haase. Sie haben die Online-Supermarkt-Plattform Onsuma gegegründet. Über ihre Internetseite können Kunden virtuell Lebensmittel einkaufen und einen Warenkorb befüllen. „Wir vergleichen die Angebote der Online-Anbieter nach Preis und Verfügbarkeit und sagen dem Kunden, wo er diesen Warenkorb am besten einkaufen kann“, erläutert Canzaniello. „Sollten Produkte gar nicht verfügbar sein, schlagen wir Alternativen vor.“ Am Ende entscheide der Verbraucher selbst, bei welchem Online-Händler er einkauft. Onsuma bestellt im Namen des Kunden. „Wir machen die Arbeit und du sparst Zeit und Geld“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.

Während der Service der Gründer für die Kunden kostenlos ist, zahlt der ausgewählte Händler eine Vermittlungsprovision. Drei namhafte Onlinehändler – food.de, Allyouneed und mytime.de – hat Onsuma bereits an der Angel. „Mit weiteren Unternehmen stehen wir in Verhandlungen“, sagt Canzaniello. Das Unternehmen setzt auf das Wachstum des Online-Lebensmittelgeschäfts, das in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eher hinterher hinkt. „Es gibt immer mehr Anbieter. Das Geschäft ist eine Wette auf die Zukunft“, so Canzaniello.

Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).
Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). © Federico Gambarini

Finanziell haben die beiden Jungunternehmer Onsuma aus eigener Kraft gestemmt. Fachliche Unterstützung erhalten sie nun über Starbuzz. „Über das Netzwerk haben wir direkten Zugang zu Händlern, Wirtschaftsprüfern und Experten für Produktgestaltung“, sagt Michael Haase. „Uns werden hier die Türen geöffnet.“ Auf dem Campus der Unternehmensgruppe Tengelmann in Mülheim, die Starbuzz bislang Unterschlupf geboten hat, können die Jungunternehmer aus Nürnberg einen Raum nutzen. Demnächst will Starbuzz in die Mülheimer Innenstadt umziehen.

Lob für das Programm kommt von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). „Innovationen und Digitalisierung sind Treiber in allen Branchen, und Starbuzz ist ein tolles Beispiel dafür, wie diese Chance in NRW in Kooperation mit Start-ups für traditionelle Handels- und Logistikunternehmen genutzt werden kann“, sagt er.

-----------------------------------------------------------------

Ruhr-Summit in Bochum - das größte Gründer-Treffen der Region

  • Die Start-up-Szene des Ruhrgebiets trifft sich am 11. und 12. Oktober zum dritten Mal beim „Ruhr-Summit“ in der Bochumer Jahrhunderthalle. Erwartet werden 1500 Teilnehmer aus mehr als 50 Nationen. Der Gründer-Gipfel wird von den Industrie-und Handelskammern des Ruhrgebiets organisiert.
  • Initiatoren der Konferenz sind die 360 Online Performance Group, das Startup-Portal RuhrGründer sowie das Wirtschaftsbündnis Initiativkreis Ruhr. Im Fokus des Gipfels soll die Vernetzung der Start-ups mit etablierten Unternehmen stehen.