Essen. . Die neue Gesundheits-App „Vivy“ startet für 13,5 Millionen Kassen-Kunden. Die Datensicherheit der App ist noch nicht endgültig geprüft.

Die Techniker Krankenkasse (TK) machte den Anfang: Sie war die erste Kasse, die eine Gesundheitsakte als Handy-App entwickelte. Ab dieser Woche stellen 14 weitere gesetzliche und zwei private Krankenversicherungen ihren rund 13,5 Millionen Versicherten eine App zur Verfügung, mit der die Kunden ihre Gesundheitsdaten abrufen können. In der digitalen Akte „Vivy“ können etwa Befunde, Laborwerte und Röntgenbilder gespeichert und mit dem behandelnden Arzt geteilt werden, heißt es in einer Mitteilung der Krankenkassen. Das Angebot sei kostenlos.

Die App soll an Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen erinnern. Ein Medikamentencheck soll mögliche Wechselwirkungen anzeigen, nachdem man den Code auf der Packung oder dem Medikationsplan eingescannt hat. Auch Überweisungen, U-Hefte oder der Mutterpass könnten in der App gebündelt, Fitnesstracker mit ihr gekoppelt werden. An den Start gehen die Allianz Private Krankenversicherung und die Barmenia. Auf Seiten der gesetzlichen Kassen starten außer der DAK-Gesundheit die Innungskrankenkassen IKK classic, IKK Nord, IKK Südwest sowie mehrere Betriebskrankenkassen.

Verbraucherzentrale NRW hat bisher keine Bedenken

„,Vivy’ wird im Praxisalltag vieles einfacher machen, Doppeluntersuchungen vermeiden und mehr Transparenz schaffen“, sagt der Vorstandschef der DAK-Gesundheit, Andreas Storm. Auch die Verbraucherzentrale NRW hat bisher keine Bedenken gegen die App: „Es ist ein Angebot, das mehrere Anwendungen kombiniert und dadurch eine Hilfestellung für Menschen leistet, die ohnehin gerne ihr Handy nutzen. Da die Nutzer die Daten selbst anfordern müssen, sehen wir noch keinen Automatismus durch die App“, sagt Regina Behrendt von der Verbraucherzentrale NRW.

Die Daten seien sicher, nur die Nutzer würden über deren Verwendung entscheiden, betonen die Verantwortlichen. Die Versicherer, der beteiligte IT-Dienstleister Bitmarck oder die Vivy GmbH hätten keinen Zugriff darauf. Es sei als sichere Plattform zertifiziert und als Medizinprodukt zugelassen.

Sicherheitssystem bisher noch nicht geprüft

Unabhängige Stellen wollen das noch nicht bestätigen. Das Sicherheitssystem wird von der Landesbeauftragten für Datenschutz NRW derzeit geprüft, teilt Pressesprecher Daniel Strunk mit. „Noch können wir nichts über die Sicherheit der App sagen. Bei solch einem elektronischen Aktensystem fordern wir jedoch absolute Transparenz für die Patienten.“ Auch die Berliner Beauftragte für Datenschutz hat die Prüfungen der App noch nicht abgeschlossen. Laut Sprecherin Dalia Kues habe es bereits Beschwerden gegeben, die nun geprüft würden.

Dass eine solche App sinnvoll sein könnte, zeigt eine Forsa-Umfrage, der zufolge zwei Drittel (69 Prozent) der Bundesbürger nicht wissen, wann ihr nächster Impftermin ist.

Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will, dass gesetzlich Versicherte spätestens ab 2021 generell auch per Handy oder Tablet ihre Daten einsehen können. Angebote für elektronische Gesundheitsakten hatten neben der Techniker Krankenkasse (TK) bereits die AOK vorgestellt.