Essen. . Bei Thyssenkrupp sind jetzt zwei Sitze im Aufsichtsrat verwaist. Auch der frühere Telekom-Chef Obermann ist ausgeschieden – Nachfolger gesucht.
Nach dem Rückzug von Thyssenkrupp-Chefkontrolleur Ulrich Lehner ist nun auch ein weiterer Sitz im Aufsichtsrat des Konzerns leer. Auf Anfrage bestätigte das Unternehmen, dass auch der frühere Telekom-Chef René Obermann aus dem Gremium ausgeschieden sei. Auf der Internet-Seite von Thyssenkrupp taucht anstelle des Namens Obermann nur noch das Kürzel N.N. auf – als Platzhalter für eine bislang unbekannte Person.
Offen ist nach wie vor auch, wer auf den Mitte Juli zurückgetretenen langjährigen Aufsichtsratschef Lehner nachfolgen wird. Die Suche nach einem neuen Chefkontrolleur gestaltet sich schwierig. Auch der Vorstandsvorsitzende Guido Kerkhoff ist offiziell nur als Interims-Chef im Amt.
Gespräche von Krupp-Stiftung und Cevian
Dem Vernehmen nach gibt es Gespräche der beiden Großaktionäre Krupp-Stiftung und Cevian über die künftige Ausrichtung des Revierkonzerns. Der traditionsreiche Essener Ankeraktionär und der schwedische Finanzinvestor dürfen auch bei der Benennung des künftigen Spitzenpersonals die Schlüsselrolle spielen. Der Bochumer Wirtschaftsprofessor Bernhard Pellens ist als Vorsitzender des Nominierungsausschusses im Aufsichtsrat besonders gefordert.
Bei einer Sitzung am Dienstag befasste sich der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat mit der schwierigen Lage der Anlagenbausparte Industrial Solutions. Eine harte Sanierung zeichnet sich ab. Daran ändere sich auch nichts durch einen Großauftrag, den Thyssenkrupp nun in Ungarn erhielt. Dort soll das Unternehmen für den Öl- und Gaskonzern MOL einen Chemiekomplex errichten.
Großauftrag aus Ungarn
MOL investiere insgesamt 1,2 Milliarden Euro, teilte Thyssenkrupp mit. Ein Großteil davon entfalle auf Industrial Solutions. Der Komplex soll im Jahr 2021 in Betrieb. Hergestellt werden soll ein Ausgangsstoff für Produkte in der Auto-, Bau-, Verpackungs- und Möbelindustrie. Mit dem Auftrag werde der Anlagenbau von Thyssenkrupp gestärkt, betonte Industrial-Solutions-Manager Marcel Fasswald.
Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff hat bereits einen Umbau der Sparte angekündigt, zu der auch das Marinegeschäft mit der U-Boot- und Kriegsschiff-Fertigung gehört. Den Abbau von rund 2000 Arbeitsplätzen hatte Thyssenkrupp bereits vor einem Jahr auf den Weg gebracht. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Konzern zusätzliche Stellen streichen wird. Im Herbst will Thyssenkrupp ein Konzept vorlegen.