Essen. . Der Strompreis im Großhandel erreicht ein Sechs-Jahres-Hoch. Versorger müssen mehr im Einkauf zahlen. Das könnte Folgen für Verbraucher haben.

Auf Verbraucher könnten nach Einschätzung des Vergleichsportals Check24 weiter steigende Strompreise in Deutschland zukommen. Strom sei im Großhandel so teuer wie seit sechs Jahren nicht mehr, berichtet der Online-Dienst.

Die hohen Einkaufspreise könnten die Energieversorger zu Preisanhebungen veranlassen, vermutet Check24-Experte Oliver Bohr. „Verbraucher zahlen schon seit langem Rekordpreise für Strom. Sie müssen sich langfristig auf weitere Preissteigerungen einstellen“, sagt Bohr unter Verweis auf die Preise an den Strombörsen. „Wann diese Entwicklung beim Endkunden ankommt, hängt von der Einkaufspolitik der einzelnen Versorger ab.“

Experten sehen Wende am deutschen Strommarkt

Bislang trieben vor allem Netzentgelte, Steuern und Abgaben den Strompreis für Verbraucher in die Höhe. Als Grund für die gestiegenen Einkaufspreise, die Versorger derzeit zahlen müssen, nannte Check24 höhere Kosten für CO2-Zertifikate, die Unternehmen beim Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid vorweisen müssen.

Branchenexperten sehen eine Wende am deutschen Strommarkt. „Lange Zeit war Strom aus fossilen Kraftwerken extrem billig und die erneuerbaren Energien haben zu steigenden Strompreisen bei den Endverbrauchern geführt“, berichtet Thorsten Lenck, Strommarkt-Experte des Berliner Instituts Agora. „Das ändert sich jetzt angesichts steigender Preise für CO2 und für Brennstoffe. Im Gegensatz dazu kostet Strom aus neuen Wind- und Solarkraftwerken inzwischen weniger als Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken.“ Die zunehmende Produktion erneuerbarer Energie wirke daher „als Bremse gegen zukünftige Strompreisanstiege“, sagt Lenck.

Claudia Kemfert mahnt Preissenkung an

Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mahnt sogar sinkende Strompreise für Deutschlands Haushalte an. „Steigende Einkaufspreise dürfen keine Ausrede für steigende Strompreise für Verbraucher sein“, sagt sie. Denn die staatliche Erneuerbare-Energien-Umlage, die sich aus der Differenz zum Börsenpreis errechnet, werde sinken.

Zudem seien in der Vergangenheit fallende Börsenpreise nicht von den Versorgern an die Verbraucher weitergegeben worden – mit der Begründung, dass Einkaufsverträge über längere Zeiträume geschlossen werden. „Dies muss nun auch bei steigenden Börsenpreisen der Fall sein“, sagt Kemfert. Daher müsse der Strompreis für die Verbraucher aufgrund einer niedrigeren EEG-Umlage sinken.

Strompreise im Ruhrgebiet über dem Durchschnitt

Derzeit zahlen Stromverbraucher im bundesweiten Durchschnitt rund 1400 Euro pro Jahr für 5000 Kilowattstunden (kWh), berichtet Check24. Das sei etwa ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren.

Die Preise der Strom-Grundversorger im Ruhrgebiet sind nach Angaben des Vergleichsportals meist überdurchschnittlich. Für Mülheim und Essen (Innogy) seien es jährlich 1527 Euro, in Duisburg und Bochum (Stadtwerke) 1550 Euro beziehungsweise 1459 Euro. In Bottrop und Gelsenkirchen (ELE) fallen 1573 Euro an. Durch einen Anbieterwechsel könnten Verbraucher nach Berechnungen von Check24 zwischen 30 und 35 Prozent der jährlichen Kosten sparen.