Essen. . Stiftungschefin Ursula Gather deutet Veränderungen bei Thyssenkrupp an. Die Einheit des Unternehmens sei „kein Selbstzweck“.

Krupp-Stiftungschefin Ursula Gather zeigt sich offen für Veränderungen beim Essener Industriekonzern Thyssenkrupp. Das lässt sich aus einem Brief ablesen, den Gather an die Mitglieder des Stiftungskuratoriums geschrieben hat.

Zwar hat die Stiftung sich stets gegen eine Zerschlagung ausgesprochen, traditionell stehe sie aber auch für Wandel im Konzern. Insofern sei die in der Stiftungssatzung beschriebene „Einheit“ der Firma „kein Selbstzweck“, sondern habe sich „dynamisch am langfristigen Wohl des Unternehmens zu orientieren“. Schon oft in der Geschichte des Unternehmens habe es Zukäufe, Trennung von Firmenteilen oder Fusionen gegeben. „Solchen Entscheidungen ist es zu verdanken, dass Krupp heute noch existiert“, betonte Gather in dem Brief an das Kuratorium, zu dem unter anderem NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gehört.

Viele Käufe und Verkäufe in der Vergangenheit

Eine Liste der Krupp-Stiftung zeigt: Allein seit Beginn der 1990er-Jahre hat es bei Thyssenkrupp zehn große Firmenverkäufe und Übernahmen gegeben, darunter die Trennung von der Edelstahlsparte, den Wohnimmobilien oder vom Lokomotivbau.

Mit rund 21 Prozent ist die Krupp-Stiftung größter Einzelaktionär des Essener Industriekonzerns, der Geschäfte rund um Aufzüge, Autoteile, Industrieanlagen, Werkstoffhandel und Stahl betreibt. Der zweitgrößte Aktionär ist der schwedische Finanzinvestor Cevian, der sich einen weit reichenden Konzernumbau wünscht.

Suche nach neuem Aufsichtsratschef

Spekulationen ranken um einen Verkauf des Werkstoffhandels oder eine Abspaltung des Aufzuggeschäfts. Unlängst hat Thyssenkrupp beschlossen, die traditionsreiche Stahlsparte in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem indischen Konzern Tata einzubringen.

Nach dem Rückzug von Thyssenkrupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner befindet sich der Konzern seit Wochen in einer Führungskrise. Die Berufung eines neuen Aufsichtsratschefs, bei der neben der Krupp-Stiftung und Cevian auch die IG Metall eine wichtige Rolle spielen dürfte, gilt als Richtungsentscheidung für das Unternehmen.