Köln. . Der Markt für elektronische Spiele in Deutschland wächst und wächst. Aber die Zahl der deutschen Entwickler geht weiter zurück.

Nebenan in den Hallen der Kölner Messe tobt die Gamescom, aber auch hinter den Kulissen, am Stand von Electronic Arts (EA), einem der weltweit größten Entwickler von Computer- und Videospielen, geht es zu wie im Taubenschlag. Der Trubel bestätigt, was Jens Kosche, Geschäftsführer von EA-Deutschland, gleich sagen wird. „Der Branche geht es gut, EA geht es noch viel besser.“

Der 49-Jährige, der auch im Vorstand des Verbandes der deutschen Games-Branche sitzt, kann das natürlich mit Zahlen belegen. Im ersten Halbjahr ist der Umsatz mit Computer- und Videospielen um 17 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gewachsen. Und einen Großteil davon hat EA umgesetzt. Ob für Handy, Konsole oder den Computer, ob mobil oder stationär – „wir sind“, ist Kosche überzeugt, „in allen Bereichen gut aufgestellt.“

Altbekannte Spiel-Ideen wie FIFA und Battlefield

Den Löwenanteil des Umsatzes macht die Firma allerdings mit altbekannten Spiel-Ideen. Vor allem mit der Fußballsimulation „FIFA“ und dem Online-Kriegsspiel „Battlefield“, von denen in den nächsten Wochen wieder einmal neue Versionen erscheinen. Schon lange meckern Kritiker, der Branche würde nichts Neues einfallen. Das allerdings will Kosche zumindest für seine Firma so nicht stehen lassen. „Mit jeder neuen Version entwickeln wir die Spiele weiter, bauen neue Features ein, verbessern die Grafik“, stellt er klar.

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In die Zukunft will das Unternehmen beim Vertrieb seiner Produkte zweigleisig fahren. Auf der einen Seite wird es „EA-Spiele noch lange ganz klassisch auf DVD geben“, sagt Kosche. „Die Deutschen lieben es, in der Hand zu halten, was sie gekauft haben.“ Auf der anderen Seite setzt die Firma natürlich auch auf die digitale Verbreitung, ist sogar ganz vorne mit dabei, wenn es – analog zu Musik- und Filmdiensten Spotify und Netflix – um eine Spiele-Flatrate geht. „Bei jungen Leuten geht der Trend immer mehr dazu, etwas nicht zu besitzen, sondern es zu benutzen.“ Bei EA können sie derzeit für 15 Euro im Monat auf über 100 Titel zugreifen, verzichten sie auf aktuelle Blockbuster, sind nur vier Euro fällig.

Firmen kochen eigenes Süppchen

Noch allerdings kochen die großen Videospielefirmen alle ihr eigenes Abo-Süppchen. Das ist für Kosche nicht der Weisheit letzter Schluss und hat in der Vergangenheit weder in der Film-, noch in der Musikbranche funktioniert. „Idealerweise gibt es nur einen Anlaufpunkt für alle Videospiele“, sagt er.

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Sollte es dazu kommen, werden die wenigsten Spiele von heimischen Entwicklern stammen. Denn Deutschland ist zwar weltweit der fünftgrößte Absatzmarkt für Video- und Computerspiele, ein Produktionsstandort aber ist es immer seltener. Der Marktanteil deutscher Games-Produktionen am Software-Gesamtmarkt ist im vergangenen Jahr um einen Prozentpunkt auf 5,4 Prozent gefallen.

Laschet kündigt Förderung an

Kosche nickt, er kennt das Problem. Anders als etwa in Kanada oder Großbritannien habe die Politik in Deutschland die Bedeutung der Games-Branche lange Zeit nicht erkannt, ärgert sich der EA-Chef, sieht mittlerweile aber Licht am Ende des Tunnels. Vor allem in NRW, wo Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) jüngst die Verdoppelung der Fördersummen für die Branche angekündigt hat. „Langsam tut sich etwas“, sagt Kosche. Auch das Image werde besser.

Aber kommt die Unterstützung noch rechtzeitig? Kosche zuckt leicht mit den Schultern. „Irgendwann muss man ja anfangen.“ Zumal die Zahl der potenziellen Spieler ja nicht weniger wird. Ganz im Gegenteil. Mittlerweile nähern sich die Menschen, die mit Videospielen zwar nicht groß, aber erwachsen geworden sind, dem Rentenalter. Was das Zeitbudget naturgemäß erheblich vergrößert. „Und wer schon einmal gespielt hat, den kann man als Kunden leichter zurückgewinnen“, sagt Kosche, denn: „Man erinnert sich auch nach langer Zeit noch an die emotionalen Erlebnisse, die mit dem Spielen verbunden waren.“