Bottrop/Mülheim. . Viele Tierpensionen sind in den Sommerferien ausgebucht. Haustier-Wirtschaft boomt: Für den Tierbedarf geben Halter 4,8 Milliarden Euro aus.

In den Sommerferien stehen viele Tierhalter vor der Frage, wer den Hund oder die Katze im Urlaub betreuen kann. Ein vorübergehendes Zuhause finden Stubentiger und Fellnasen in tierischen Pensionen. Einen Einblick in einen besonderen Sommer-Job bieten Tierpensionen der Region.

Betreiberin Susanne Schütze spielt mit den Gasttieren Maila und Jasper.
Betreiberin Susanne Schütze spielt mit den Gasttieren Maila und Jasper. © Kai Kitschenberg

Für Maila und Jasper gibt es im Garten der Bottroper Tierpension V.I.P. kein Halten mehr, wenn Susanne Schütze den Ball wirft. Die beiden Hunde stürmen los. Dann schnappt Maila zu, packt als erste den Ball. „Wir verbringen viel Zeit mit den Tieren“, sagt Schütze, die seit zehn Jahren das Tierhotel leitet. Auch wenn die Betreuung kein reines Saisongeschäft darstelle, so Schütze, häuften sich vor und in den Ferien die Buchungsanfragen für die tierischen Lieblinge – „doch für die Sommerferien sind wir ausgebucht“, enttäuscht Schütze bis zu zwölf Halter täglich.

Tierpensionen mit Familienanschluss

Marko Bodem und drei Gasthunde bei einem Spaziergang in Mülheim
Marko Bodem und drei Gasthunde bei einem Spaziergang in Mülheim © OLAF FUHRMANN

Die Pfoten-Villa in Mülheim ist ebenfalls in den Ferien bis auf das letzte Körbchen ausgebucht. Für Inhaber Marko Bodem bedeutet die Zeit einen 24-Stunden-Dienst: „Nachts schlafen die Hunde bei mir oder einem Mitarbeiter.“

Auf Familienanschluss kann sich auch Golden Retriever Jasper in Bottrop freuen. Für 14 Tage hat er eingecheckt. Als er den Schwimmteich in der großzügigen Hotelanlage erblickt, schlägt nicht nur sein Hundeherz höher – auch seine Rute wedelt schnell von links nach rechts. Für den Aufenthalt zahlt Herrchen 49 Euro pro Tag.

Um fünf Uhr morgens beginnt der normale Arbeitstag

Dafür erwarten die Besitzer auch etwas. Zwinger gibt es hier keine. Vielmehr dürfen sich die Hunde in kleinen Gruppen auf dem 5000 Quadratmeter Grundstück frei bewegen. Bei acht Hunden ist die Kapazitätsgrenze erreicht.

Ab 22 Uhr herrscht Nachtruhe in der Tierpension V.I.P. und die flauschigen Gäste sollen auf ihren Zimmern bleiben – doch winselnde „Notfelle“ bleiben nicht aus: Bei Heimweh „darf ein Hund auch mal bei mir schlafen“, sagt die Betreiberin. Ansonsten beginnt um fünf Uhr morgens der normale Arbeitstag mit den Tieren, erklärt Schütze.

In Deutschland leben 9,2 Millionen Hunde

Gerade zu den Ferienzeiten planen Herrchen und Frauchen vorausschauend: „Die Weihnachtsferien sind bereits bis 2022 ausgebucht“, sagt Schütze.

Tierische Mitbewohner, das ist in Deutschland keine Seltenheit: „Heute lebt in fast jedem zweiten Haushalt ein Heimtier“, sagt Georg Müller, Vorsitzender des Industrieverbandes Heimtierbedarf (IVH). Die beliebtesten Haustiere der Deutschen sind die Katze und der Hund. 13,7 Millionen Samtpfoten und 9,2 Millionen bellende Vierbeiner lebten laut IVH 2017 in deutschen Haushalten.

Haustier-Wirtschaft boomt

Ein Anhaltspunkt für die Wertschätzung der Haustiere sind die Ausgaben, die Besitzer für ihre tierischen Begleiter aufwenden. Laut IVH lag der Umsatz der Heimtiernahrungs- und Bedarfsindustrie 2017 bei 4,8 Milliarden Euro. Für das Geschäft mit Tierpensionen, Tierhotels und Hundetagesstätten gibt es bisher nur eine Schätzung: Ihren Umsatz beziffert die Universität Göttingen in einer Studie aus 2014 auf jährlich 65 bis 70 Millionen Euro. Die Tendenz dürfte steigend sein – denn laut Udo Kopernik vom Verband für das deutsche Hundewesen mit Sitz in Dortmund nimmt die Zahl der Vierbeiner weiter zu, zuletzt laut IVH um 600 000 Hunde in nur einem Jahr.

Der hohe Stellenwert der Haustiere führt letztlich auch zu einem „Boom in der Pensionsbranche“, meint Ralf Unna, Vizepräsident des Landestierschutzverbandes. Dies rufe auch einige „schwarze Schafe“ auf den Plan, denn: „Der Begriff Tierpension ist nicht geschützt“, sagt der Veterinär.

Woran erkennen Tierhalter einen seriösen Betreiber?

Wer sicher gehen möchte, sollte zwingend nach einem „Sachkundenachweis nach Paragraf 11 Tierschutzgesetz“ fragen, rät Unna. Dieser bestätige, dass der Pensionsbesitzer sich fachlich auskenne. Außerdem empfiehlt er: „Tiere sollten nur in Pensionen gegeben werden, bei denen nach dem Impfstatus des Tieres gefragt wird.“

Diesen Nachweis verlangt auch Marko Bodem in der Pfoten-Villa. Um sich zu überzeugen, dass der eigene Hund in der Pension gut aufgehoben ist, verpflichtet er Halter zu einer Begehung und die Vierbeiner zu einem Probetag: „Die Harmonie der Gruppe soll nicht gestört werden“, so Bodem. Maximal sechs Hunde können zeitgleich ihren Urlaub in der Pfoten-Villa verbringen – für 33 Euro pro Tag.