Hagen. Unternehmen will wieder durchstarten. Neuer Eigentümer schafft Eigenmarken und Schaufenster-Puppen ab. Neueröffnung in Recklinghausen geplant.

Vier Eigentümerwechsel, zwei Insolvenzen: Die Modehauskette Sinn-Leffers hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Jetzt will das Unternehmen durchstarten, nennt sich in Sinn um, schafft die Eigenmarken und Schaufenster-Dekoration ab und will wieder wachsen. Am 5. September öffnet in Recklinghausen die 21. Filiale.

Ganze Generationen zwischen dem Ruhrgebiet und dem Sauerland kleideten sich bei der 1850 gegründeten Textilkaufhauskette Sinn ein. Die Turbulenzen begannen, als Sinn und Leffers 1997 fusionierten. Seither gaben sich die Eigentümer die Klinke in die Hand: Schickedanz-Gruppe, Karstadt-Quelle, Deutsche Industrie-Holding und Rudolf Wöhrl. Nach der zweiten Insolvenz führt nun Friedrich-Wilhelm Göbel die Geschäfte. Das Unternehmen gehört seiner Familie und Investoren.

Friedrich-Wilhelm Göbel, Generalbevollmächtigter von Sinn.
Friedrich-Wilhelm Göbel, Generalbevollmächtigter von Sinn. © Michael Kleinrensing

Ende Juli endet das erste volle Geschäftsjahr unter Göbels Regie. Er ist zufrieden. „Wir hatten einen Umsatz von 201 Millionen Euro eingeplant. Das Ziel werden wir auch erreichen. Wir arbeiten profitabel“, sagt der Generalbevollmächtigte dieser Zeitung. Seit der Übernahme hat Göbel die traditionsreiche Modekette auf links gedreht. Auffälligste Neuerung: Zum 1. August benennt sich Sinn-Leffers in Sinn um. Die alten Schilder an den 20 Filialen, zwölf davon in NRW, werden gerade abmontiert.

„Sinn Leffers hatte kein klares Sortiment. Die Kommunikation nach außen stimmte nicht, unsere Kundinnen und Kunden hatten kein klares Bild, wofür Sinn steht. Und die Mietkosten waren zum Teil einfach viel zu hoch“, listet Göbel die – aus seiner Sicht – Fehlentwicklungen auf. „Wir haben die Sortimente gestrafft und die Eigenmarken abgeschafft. Darin sehen wir keine Zukunft. Sinn bietet höherwertige Ware an. In diesem Segment legen die Kunden Wert auf Qualität und namhafte Marken“, betont der Eigentümer. Für die 1,4 Millionen Nutzer der Sinn-Kundenkarte hat er eine App mit zusätzlichen Vorteilen entwickelt. „In allen Filialen gibt es WLAN“, sagt Göbel. Überhaupt will die Kette moderner daher kommen und hat das Aus für dekorierte Schaufenster eingeläutet. „Das passt nicht mehr in die Zeit, die Konsumenten reagieren nicht mehr auf Schaufensterpuppen“, ist der Sinn-Chef überzeugt. „In der Filiale Bochum Ruhrpark werden wir damit beginnen. Statt Puppen stellen wir große Bildschirme auf. Sie zeigen Filme über unsere Mode, schaffen eine an die Jahreszeit angepasste Stimmung und bilden eine Verbindung zwischen unserem Geschäft und der Stadt. In Bochum zum Beispiel gibt es Beiträge über Kohle und Stahl“, kündigt Göbel an.

Weitere Eröffnungspläne

„Wir sind kein klassischer Filialist. In unseren Häusern führen wir sehr unterschiedliche Sortimente, um bestmöglich auf die lokale Nachfrage eingehen zu können. Unter anderem deshalb können wir am Markt bestehen“, erklärt Göbel. Ein Schwerpunkt sind Bettwaren und Strümpfe. Bei der Damen- und Herrenmode seien die sogenannten Never-out-of-stock-Artikel eine wichtige Säule. Das sind etwa weiße Herren-Hemden. „Die haben wir stets in allen Größen und verschiedenen Preislagen vorrätig“, sagt der Unternehmenschef. Beratung durch das Personal und die durch die Vorauswahl über das in der Filiale angebotene Sortiment unterschieden sich seine Läden vom Online-Handel.

Göbel ist zuversichtlich, nach den Jahren der Krisen Sinn wieder auf die richtige Schiene gesetzt zu haben. Nachdem er zuletzt seine Filialen in der Bochumer Innenstadt und in Gelsenkirchen-Buer geschlossen hatte, setzt er nun wieder auf Expansion. Am 5. September will Sinn in Recklinghausen ein neues Modehaus eröffnen. Und das soll nicht das einzige bleiben; Göbel: „Es werden sich neue Gelegenheiten bieten. Wir haben weitere Eröffnungspläne.“