Essen. . Der neue Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff will alle Geschäften „unter einem Dach“ weiterführen – zugleich deutet er Veränderungen im Konzern an.

Thyssenkrupp-Interimschef Guido Kerkhoff ist Befürchtungen entgegengetreten, der Industriekonzern könnte bei der geplanten Neuausrichtung zerschlagen werden. In einer internen Mitarbeitermitteilung, die unserer Redaktion vorliegt, schreibt Kerkhoff, der Thyssenkrupp-Vorstand habe vom Aufsichtsrat ein klares Mandat bekommen, „den bisherigen Weg bis auf Weiteres fortzusetzen - mit allen Geschäften. Unter einem Dach.“

Unter dem Druck von Finanzinvestoren hat Aufsichtsratschef Ulrich Lehner zu Wochenbeginn seinen Rückzug angekündigt. Auch Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger ist zurückgetreten.

Thyssenkrupp-Interimschef Guido Kerkhoff demonstriert angesichts der Turbulenzen beim Essener Industriekonzern Handlungsfähigkeit und wirbt bei Mitarbeitern und Aktionären um Vertrauen.

„Müssen unsere Rendite steigern“

Kerkhoff zeigt sich zuversichtlich, Ergebnisverbesserungen vorweisen zu können. „Auch uns als Vorstand ist bewusst, dass wir unsere Rendite steigern müssen, um das Vertrauen des Kapitalmarkts in unser Unternehmen zu stärken – und wir wissen, dass wir das schaffen können“, erklärt Kerkhoff in dem Schreiben. „Kurzfristige Renditemaximierung auf Kosten der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist nicht unser Ziel.“

Er appelliert an die Beschäftigten: „Thyssenkrupp in die Zukunft zu führen, geht nicht ohne Ihre Unterstützung. Wir haben in unserer über 200-jährigen Geschichte schon viele Höhen und Tiefen erlebt – gemeinsam können wir auch diese derzeit nicht einfache Situation meistern.“

„Die Konzernzentrale wird sich verändern müssen“

Der Nachfolger von Heinrich Hiesinger an der Spitze von Thyssenkrupp kündigt zugleich Veränderungen in der Essener Hauptverwaltung an: „Die Konzernzentrale wird sich verändern müssen.“ Die Ausgliederung des Stahlbereichs habe zur Folge, dass „einige Tätigkeiten an den Stahl abgegeben werden“. Schon seit einiger Zeit gibt es Spekulationen zu möglichem Stellenabbau in der Zentrale. „Unsere Verwaltungskosten sind einfach zu hoch“, räumt Kerkhoff ein.

Unumwunden spricht Kerkhoff auch über den Sanierungsbedarf in der Anlagenbausparte. „Industrial Solutions ist aktuell unser Sorgenkind“, schreibt Kerkhoff. „Hier brauchen wir einen Turnaround – beim Marinegeschäft und insbesondere im Kernanlagenbau.“ Die Anzahl der Großaufträge sei in den vergangenen Jahren „immer weiter zurückgegangen. Daher müssen wir uns in Zukunft eher auf kleinere und mittelgroße Aufträge und auf das margenstarke Service-Geschäft ausrichten.“