Bochum. . Das „Quaz“ in der Bochumer Opel-Ausbildungswerkstatt hat schon 700 Zugewanderte qualifiziert. Vier-Städte-Initiative fordert Zusage des Landes.

Das große Opel-Schild ist inzwischen abgeschraubt und durch den Namen Quaz.ruhr ersetzt worden. Nach der Stilllegung der Autoproduktion in Bochum lernen Flüchtlinge aus 38 Ländern in der Ausbildungswerkstatt Deutsch und lassen sich beruflich qualifizieren. Doch das von einem breiten Bündnis getragene Projekt ist gefährdet, weil das Land NRW die finanzielle Förderung offenbar nicht verlängern will. Die Macher von Quaz schlagen Alarm.

Die Städte Bochum, Herne, Hattingen und Witten stehen hinter Quaz, Industrie- und Handelskammer, Handwerk, Kirchen, Job Center und Bundesagentur für Arbeit. „Es ist das größte Projekt zur Qualifizierung von Flüchtlingen in Deutschland“, sagt Eric Weik, Quaz-Vorsitzender und Chef der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Er hatte Vertreter des Landtags nach Bochum eingeladen, um ihnen diese „Erfolgsgeschichte“ zu zeigen.

Minister Laumann schlägt Einladung aus

Nach Weiks Angaben schlug allein der zuständige NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Einladung aus, habe auch keinen Mitarbeiter schicken wollen. Der Vereinsvorsitzende ist aufgebracht: „Bevor man etwas platt macht, sollte man es sich wenigstens einmal anschauen.“ Laumann soll öffentlich gesagt haben, dass er die Förderung von einer Million Euro pro Jahr für Quaz einstellen wolle. Sein Ministerium wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern. Ein Sprecher sagte lediglich, dass der Verein „unter Berücksichtigung der geltenden Förderrichtlinie“ einen Antrag auf Förderung über das Jahr 2020 stellen könne, „über den dann entschieden werden müsste“.

Von den rund 700 Zugewanderten, die seit dem Start von Quaz im September 2017 in Bochum einen Qualifizierungsplatz erhalten haben, seien 37 Prozent auf dem Arbeitsmarkt vermittelt worden. „Das ist richtig viel“, sagt Bettina Sommerbauer, Direktorin der Volkshochschule Witten.

Sprache und Ausbildung in Opel-Lehrwerkstatt

Zwölf Millionen Euro aus unterschiedlichen Töpfen stehen dem Quaz bis 2020 zur Verfügung. Damit sollen bis zu 1500 Flüchtlinge und Zugewanderte qualifiziert werden. „Ganz viele von ihnen wollen arbeiten“, sagt Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Schnelle Integrationserfolge könne man aber nur erzielen, wenn man die sprachliche und die berufliche Ausbildung miteinander verschränke. „Mit dem Quaz haben wir diese eine Anlaufstelle geschaffen“, meint Eiskirch.

„Integration wird am Arbeitsmarkt entschieden und nicht in Fortbildungsmaßnahmen“, leistet auch Hernes Stadtchef Frank Dudda (SPD) dem Quaz Schützenhilfe. Für Herne allein wäre ein so breit angelegtes Qualifizierungsprogramm „nicht darstellbar“.

AfD-Anfrage zum Quaz

In der ehemaligen Opel-Werkstatt sind 40 Vollzeit-Stellen entstanden. Einige Ausbilder unterrichten Deutsch, andere bringen den Flüchtlingen Berufsfelder wie Hotel- und Gaststätten, Logistik, Pflege, Elektro, Metall, Garten- und Landschaftsbau nahe. Maximal ein Jahr verweilen die Klienten im Quaz, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Unter ihnen ist auch Abdeslam Eladdouli. Der 41-Jährige kam vor einem Jahr mit seiner deutschen Frau nach Bochum. Das Job-Center vermittelte ihn zum Quaz. Dort lernt er alles rund um Logistik. „In Marokko habe ich 20 Jahre lang als Maler und Dekorateur gearbeitet. Jetzt will ich einmal etwas anderes machen“, sagt Eladdouli.

„Der Spracherwerb ist das zentrale Mittel, um beruflich Fuß zu fassen“, sagt Peter Lübbert, Geschäftsführer der Bochumer Gewerkstatt gGmbH, einer der vier Träger des Quaz. In der Werkstatt werde nur Deutsch gesprochen. Hier hängen Gummistiefel, Arbeitshandschuhe und Helme an der Wand, darunter ein Hinweis mit der deutschen Bezeichnung. „Es gibt kein erfolgreicheres Projekt. Das sieht auch die Agentur für Arbeit so“, betont Bochums OB Eiskirch. Noch im August 2017 hatte auch Minister Laumann in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion den „hohen Innovationsgehalt“ von Quaz gelobt.