Essen. . Bei Thyssenkrupp soll Michael Cesarz das Geschäft mit seillosen Aufzügen zum Erfolg führen. Er vergleicht das Projekt mit einer „Mars-Mission“.
Michael Cesarz, der seit Februar bei Thyssenkrupp ist, hat ehrgeizige Ziele. Als neuer Chef des Geschäftsbereichs für seillose Aufzüge soll der 57-jährige Manager ein Prestigeprojekt des Essener Industriekonzerns zum Erfolg führen.
Die neuartigen Anlagen, in denen Technologie der Magnetschwebebahn Transrapid steckt, sollen der wichtigen Thyssenkrupp-Aufzugsparte mit mehr als 50 000 Beschäftigten einen Schub geben und dem Revierkonzern im Wettbewerb mit den Branchenriesen Otis und Kone Vorteile verschaffen.
Mit den seillosen Aufzügen, die „Multi“ heißen, sieht sich Thyssenkrupp in einer weltweiten Führungsrolle. Der Multi benötigt keine Seile und ist in der Lage, um die Ecke zu fahren. Dabei bewegen sich – ähnlich wie bei einem Metro-System – mehrere Kabinen in den Schächten. Der Multi sei sowohl „Aufzug und Zug“, beschreibt Cesarz die Technologie.
Für 1000 Meter hohe Gebäude
Insbesondere in riesigen Hochhäusern könnte der Seillos-Aufzug zum Einsatz kommen. Cesarz, ein ausgebildeter Architekt, verweist unter anderem auf ein Bauprojekt in Dubai, bei dem ein rund 1000 Meter hohes Gebäude entstehen soll. Bislang gebe es aus physikalischen Gründen Grenzen beim Einsatz von Aufzügen in Hochhäusern, doch der Multi könne beliebig hoch fahren. „Ich könnte theoretisch zum Mond bauen“, sagt Cesarz. Das Projekt Multi nenne er auch „Mission to Mars“: Mars-Mission.
Derzeit erprobt Thyssenkrupp die Seillos-Aufzüge in einem knapp 250 Meter hohen Testturm im baden-württembergischen Rottweil. Aus Sicherheitsgründen werden aber noch keine Menschen, sondern lediglich Sandsäcke transportiert. Für Ende 2021 sei der erste kommerzielle Einsatz in einem Gebäude in Berlin geplant, sagt Cesarz. Danach rechne er mit dem Bau von fünf bis sechs seillosen Aufzügen pro Jahr. Von einem „Massengeschäft“ gehe er nicht aus.
Neuer Geschäftsbereich mit Sitz in Essen
Zum neuen Geschäftsbereich mit Sitz in Essen sollen zunächst etwa 70 Mitarbeiter gehören. Ein eigenes Werk für den Multi sei nicht geplant. Die Einzelteile für die Aufzüge sollen an den Hochhaus-Standorten montiert werden.
Das Interesse an den im Vergleich zu herkömmlichen Aufzügen noch etwa doppelt so teuren Anlagen sei groß, betont der neue Thyssenkrupp-Manager, ein gebürtiger Duisburger, der in der Vergangenheit unter anderem für Handelskonzerne wie Metro und Peek & Cloppenburg gearbeitet hat. Für das Berliner Projekt gibt es allerdings bislang lediglich eine Absichtserklärung, die Vertragsverhandlungen laufen. Aufgabe von Cesarz dürfte es sein, weitere Großaufträge zu gewinnen. Erst dann kann die neue Technologie Geld in die Konzernkasse spülen.