Essen. . Thyssenkrupp bekommt es mit einem Investor zu tun, der wenig zimperlich agiert. Erfahrungen mit Elliott haben Uniper, Haniel und Gea gemacht.

In aller Regel sind internationale Investoren bei Deutschlands großen börsennotierten Unternehmen willkommen. Wenn der US-Hedgefonds Elliott vor der Tür steht, sieht die Sache anders aus. Die Firma des Investors Paul Singer ist dafür bekannt, aggressiv zu Werke zu gehen und dem Management das Leben schwer zu machen. Entsprechend gewarnt dürfte Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger sein, der es nun mit Singer zu tun bekommt. Seit Tagen kursieren Gerüchte, ein Ziel sei, Hiesinger abzulösen.

Den Erwerb eines größeren Aktienpakets bei Thyssenkrupp hat Elliott mittlerweile bestätigt. In einer Mitteilung erhöhte die Singer-Firma zugleich den Druck auf Hiesinger. Es gebe erheblichen Spielraum für Verbesserungen im operativen Geschäft. Dazu werde ein „konstruktiver Dialog“ mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand von Thyssenkrupp angestrebt. Dass es dann bei Höflichkeitsfloskeln bleibt, darf indes als unwahrscheinlich gelten.

Beispiele Gea, Uniper und Celesio

Erfahrungen mit Elliott haben mittlerweile mehrere deutsche Großunternehmen gemacht, darunter die NRW-Konzerne Gea, Uniper und Haniel. Beim Düsseldorfer Anlagenbauer Gea nahm ­Elliott nach Darstellung von Insidern das langjährige Management ins Visier, das wenig später seinen Abgang ankündigte. Beim nordrhein-westfälischen Energiekonzern Uniper macht der US-Hedgefonds derzeit Vorstandschef Klaus Schäfer mit der Forderung nach der Einsetzung eines Sonderprüfers zu schaffen. Elliott hat unlängst den Anteil bei der früheren Eon-Tochter auf rund acht Prozent erhöht. Der US-Investor spekuliert augenscheinlich darauf, im Zuge der Übernahme von Uniper durch den finnischen Fortum-Konzern Kasse machen zu können.

Aktiv war die Singer-Truppe vor wenigen Jahren auch beim Pharmagroßhändler Celesio, einer langjährigen Tochter des Duisburger Haniel-Konzerns. Elliott stieg groß bei Celesio ein und torpedierte zwischenzeitlich eine geplante Übernahme durch den US-Konzern McKesson, obwohl Haniel den Verkauf wollte. In den USA zog sich der frühere Siemens-Chef Klaus Kleinfeld nach einem monatelangen Machtkampf mit Elliott von der Spitze des Metallkonzerns Arconic zurück.

Hiesinger unter Druck

Bei Thyssenkrupp steht Vorstandschef Hiesinger ohnehin unter Druck. Denn die von Hiesinger angestrebte Stahlfusion mit dem indischen Hersteller Tata in Europa verzögert sich. Ursprünglich sollte der Vertrag schon Anfang 2018 unterschrieben werden. Vor gut einem Monat teilte Thyssenkrupp aber mit, das Firmen-Bündnis mit Tata werde möglicherweise erst Ende Juni besiegelt. Damit kann Hiesinger auch erst später als angekündigt seine neue Strategie für den Essener Industriekonzern verkünden.

Seit geraumer Zeit sitzt Hiesinger der schwedische Großaktionär Cevian im Nacken, der einen schnelleren Umbau des Revierkonzerns anmahnt. Mit einem Anteilspaket von rund 18 Prozent ist Cevian der zweitgrößte Einzelaktionär nach der traditionsreichen Essener Krupp-Stiftung mit 21 Prozent. Im Umfeld von Cevian heißt es allerdings, eine gemeinsame Agenda mit Elliott gebe es nicht. Anders als Elliott bleibt Cevian meist über mehrere Jahre hinweg als Anteilseigner an Bord.

Auch Cevian ist unzufrieden

Doch auch Cevian-Mitgründer Lars Förberg hatte sich unlängst ungewöhnlich kritisch zur Arbeit von Hiesinger geäußert. „Der zentrale Verwaltungsapparat ist heute so aufgebläht, dass er ein Viertel des operativen Gewinns aller Sparten auffrisst“, sagte Förberg dem Handelsblatt.

Zu denken dürfte Hiesinger auch gegeben haben, dass die Thyssenkrupp-Aktie nach ersten Meldungen über einen Aktienkauf des als wenig zimperlich geltenden Investors Elliott um fast zehn Prozent gestiegen ist. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die Rede davon, Elliott säge an Hiesingers Stuhl.

Aufsichtsratssitzung zur Stahlfusion Mitte Juni

Auftrieb könnte Hiesinger eine erfolgreiche Stahlfusion verschaffen. Die Verhandlungen mit Tata gehen nun in die heiße Phase. Nach Informationen unserer Redaktion ist bei Thyssenkrupp bereits für Mitte Juni eine Aufsichtsratssitzung geplant, bei der die Vertragsunterzeichnung zum Gemeinschaftsunternehmen mit Tata besiegelt werden könnte. Eine entsprechende Entscheidung wird derzeit in Sitzungen von Arbeitsgruppen und Ausschüssen vorbereitet.

Wenn das Bündnis mit Tata steht, kann Hiesinger auch seine neue Strategie für Thyssenkrupp als Technologiekonzern rund ums Geschäft mit Aufzügen, Autoteilen und Industrieanlagen verkünden.