Mülheim/Duisburg. . Durch den Umbau der Siemens-Kraftwerkssparte sollen in Mülheim 741 Stellen wegfallen. Sparprogramm trifft auch Duisburg.
Die geplante Umstrukturierung der kriselnden Siemens-Kraftwerkssparte wird das Ruhrgebiet hart treffen. In Mülheim sollen 741 der 4500 Arbeitsplätze wegfallen. In Duisburg ist noch unklar, wie viele der 2400 Stellen gestrichen werden. In der Nacht zu Dienstag hatten sich Vorstand und Betriebsräte auf Verhandlungen über einen Sozialplan verständigt. Die Sondierungsgespräche hatten sich seit November hingezogen. Siemens-Vorstand Janina Kugel zeigte sich gestern optimistisch, dass der Umbau der Kraftwerkssparte bis Ende September beschlossen werden kann. Die Pläne sehen vor, dass weltweit 6900 der 30.000 Stellen wegfallen. Siemens will so einen „großen dreistelligen Millionen-Betrag“ sparen.
Von den Ergebnissen der harten Verhandlungen mit dem Betriebsrat profitieren vor allem die Standorte in Ostdeutschland. Die politisch umstrittene Schließung des Industrieturbinen-Werks in Görlitz ist vom Tisch. Auch in Leipzig und Erfurt soll es weitergehen. Auch die Produktion im Berliner Dynamowerk soll Bestand haben. Teile der Fertigung sollten eigentlich nach Mülheim verlagert werden. Allein das Werk in Offenbach steht vor dem Aus. „Wir haben wichtige Meilensteine erreicht“, sagte Kugel, die gestern nicht länger mit betriebsbedingten Kündigungen drohte.
Bazzoli: „Vom Kahlschlag weg“
Während die Siemens-Beschäftigen in Ostdeutschland aufatmeten, reagierte der Mülheimer Betriebsratsvorsitzende Pietro Bazzoli nüchtern. „Die Arbeit fängt jetzt erst an“, sagte er. In den nun anstehenden Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich müsse es jetzt darum gehen, „möglichst viele Beschäftigte im ersten Arbeitsmarkt“ zu halten. Der Fachkräftemangel auch in NRW erhöhe dafür die Chancen.
Auch wenn der Siemens-Vorstand an seinem Plan festhält, im Mülheimer Dampfturbinen- und Generatorenwerk 741 Stellen zu streichen, ist Bazzoli davon überzeugt, dass der Betriebsrat viel erreicht habe. „Die Arbeitgeber sind vom Kahlschlag weg“, sagte er. Ermutigend sei, dass der Standort an der Ruhr nicht mehr allein von der schwächelnden Energiebranche abhängig sei. Die Mülheimer Siemensianer beschäftigen sich nach Angaben des Betriebsrats inzwischen auch mit Schiffsantriebstechnik, großen Papierwalzen und der Wartung großer Bagger.
Schließungen im Osten vom Tisch
Im Ungewissen bleiben dagegen die 2400 Beschäftigten im Duisburger Siemens-Werk, das Kompressoren für die Gas- und Ölindustrie herstellt. „Ich kenne keine Abbauzahlen für Duisburg. Wir sind davon abhängig, was an anderen Standorten passiert“, sagte die Betriebsratschefin Nadine Florian.
Zu den Umbauplänen von Siemens gehört auch der Umzug des Essener Werks. Die ersten der knapp 500 Mitarbeiter sind bereits in Mülheim angekommen. Ihre mittelgroßen Turbinen werden sie künftig dort bauen.