Essen. . Hochtief-Hauptversammlung in Essen: Aktionäre loben Konzernchef Marcelino Fernández Verdes für den Einstieg beim Mautstraßen-Betreiber Abertis.

Wie sich die Zeiten ändern: Als Marcelino Fernández Verdes vor acht Jahren in Essen ankam, schlug ihm die Wut der Hochtief-Beschäftigten entgegen. Mitarbeiter reckten Schilder mit dem Schriftzug „ACS? Nein!“ in die Höhe. Groß war die Sorge, der Manager könnte im Auftrag des spanischen ACS-Konzerns nach einer feindlichen Übernahme Deutschlands größtes Bauunternehmen ausplündern.

Mittlerweile bietet sich ein anderes Bild, wenn der Spanier im Ruhrgebiet auftritt. Seit fünfeinhalb Jahren ist Fernández Verdes Hochtief-Chef. Zusätzlich führt er seit einem Jahr auch den Mehrheitsaktionär ACS. Bei der Hochtief-Hauptversammlung in der Essener Messe erhielt der Konzernchef viel Lob für die Entwicklung des Unternehmens. Bei Aktionärsvertretern gilt Fernández Verdes als Erfolgsgarant. Angesichts von Spekulationen, er könnte sich womöglich bei Hochtief zurückziehen, rief Aktionärsvertreter Thomas Hechtfischer dem Spanier zu: „Wir würden Sie gerne behalten.“

„Super-Deal“ mit Konzern der Familie Benetton

Auch die Pläne des Hochtief-Chefs für einen Einstieg beim spanischen Mautstraßen-Betreiber Abertis finden Anklang. Unlängst hat sich Hochtief mit dem zunächst konkurrierenden italienischen Konzern Atlantia auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Abertis-Übernahme geeinigt. „Da haben Sie alles richtig gemacht“, sagte Thomas Hechtfischer, der die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vertritt. Statt eines Bieterkampfs gebe es eine „kluge Vereinbarung“. Joachim Kregel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach von einem „Super-Deal“.

Geplant ist, dass der Mautstraßen-Betreiber Abertis in einer Holding aufgeht, an der Atlantia mit 50 Prozent plus einer Aktie die Mehrheit hält. ACS soll 30 Prozent bekommen, Hochtief 20 Prozent minus eine Aktie. Das Übernahmeangebot ist 18,2 Milliarden Euro schwer. Teil des spanisch-italienischen Bündnisses ist auch, dass Atlantia zum neuen Großaktionär von Hochtief wird. Im Laufe des Jahres soll der Konzern, der zum Imperium der Modeunternehmer-Familie Benetton gehört, 24,1 Prozent der Hochtief-Aktien erhalten. Der Anteil von ACS soll auf knapp über 50 Prozent sinken.

Ein Hauch von Real Madrid in Essen

Wie stark sich Atlantia in Essen einmischen wird, ist unklar. Hochtief-Chef Fernández Verdes, der seine Rede in Essen wie in den Vorjahren auch auf Englisch vortrug, versprach weiter steigende Gewinne und weckte Hoffnungen auf eine höhere Dividende.

Das Aktionärstreffen wurde übrigens vom Vize-Präsidenten des spanischen Fußballklubs Real Madrid, Pedro López Jiménez, geleitet. Er ist ebenso wie Hochtief-Chef Fernández Verdes ein enger Vertrauter von ACS-Boss Florentino Pérez, der Präsident des Bayern-Bezwingers ist.