Essen. . „Ein brauner Karton. Darin eine Pflanze, ein Bilderrahmen und ein paar persönliche Dinge. Ich ziehe meine Jacke an, mache das Licht aus und blicke noch einmal zurück ins leere Zimmer. Ich verlasse das Gebäude; ich verlasse Innogy.“ Was im Augenblick noch Fiktion sei, könnte nach Einschätzung des Betriebsrats der RWE-Tochter Innogy bald schon Realität sein. In einem Schreiben an die Beschäftigten des Essener Energiekonzerns warnten die Arbeitnehmervertreter unlängst eindringlich vor betriebsbedingten Kündigungen nach der Übernahme durch den Rivalen Eon.

„Ein brauner Karton. Darin eine Pflanze, ein Bilderrahmen und ein paar persönliche Dinge. Ich ziehe meine Jacke an, mache das Licht aus und blicke noch einmal zurück ins leere Zimmer. Ich verlasse das Gebäude; ich verlasse Innogy.“ Was im Augenblick noch Fiktion sei, könnte nach Einschätzung des Betriebsrats der RWE-Tochter Innogy bald schon Realität sein. In einem Schreiben an die Beschäftigten des Essener Energiekonzerns warnten die Arbeitnehmervertreter unlängst eindringlich vor betriebsbedingten Kündigungen nach der Übernahme durch den Rivalen Eon.

Entsprechend groß ist der Druck, wenn sich die Vorstandschefs Johannes Teyssen (Eon), Rolf Martin Schmitz (RWE) und Uwe Tigges (Innogy) voraussichtlich schon am heutigen Donnerstag an einem geheimen Ort zu Verhandlungen mit hochrangigen Gewerkschaftern von Verdi und der IG BCE treffen werden. In dieser Form hat es ein solches Gespräch noch nicht gegeben.

Tarifvertrag noch in diesem Jahr?

Nach dem Willen von Verdi-Bundesvorstandsmitglied Andreas Scheidt sollen die Beschäftigten von Eon, Innogy und RWE in absehbarer Zeit Klarheit zur Zukunft ihrer Arbeitsplätze haben. „Wir befinden uns in Kontakt mit den Unternehmensführungen und wollen möglichst schnell mit den Verhandlungen beginnen“, sagte Scheidt unserer Redaktion. „Unser Ziel ist, bis zu den Sommerferien eine Grundsatzvereinbarung mit den drei Unternehmen zu erreichen. Möglichst bis zum Herbst sollte der Tarifvertrag für Eon, Innogy und RWE stehen.“ Scheidt, der auch Vize-Aufsichtsratschef bei Eon ist, stellte klar: „Die Transaktion findet nur dann unsere Zustimmung, wenn die betroffenen Beschäftigten Arbeitsplatz- und Tarifsicherheit haben.“ Der Arbeitsplatzabbau müsse „sozial abgefedert“ sein. „Das heißt: ohne betriebsbedingte Kündigungen.“

Eon und RWE hatten sich im März darauf geeinigt, die RWE-Tochter Innogy mit ihren rund 42 000 Beschäftigten untereinander aufzuteilen. Nach der Übernahme von Innogy durch Eon will sich RWE auf die Stromerzeugung konzentrieren. Zu Eon gehören dann künftig die Geschäfte mit Vertrieb und Netzen. Eon soll damit etwa 70 000 Beschäftige haben und RWE knapp 23 000. Eon rechnet damit, dass „maximal“ 5000 Jobs wegfallen werden. Bei RWE soll es im Zuge der Transaktion keinen Stellenabbau geben.

Da sich Eon-Chef Teyssen weigert, einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zuzusagen, sind die Arbeitnehmervertreter besorgt. Rasch nach Bekanntwerden des Bündnisses von Eon und RWE forderten die Innogy-Konzernbetriebsräte Jürgen Wefers und René Pöhls, „dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden und entsprechende Regelungen ­tarifiert werden“.

Dem Vernehmen nach hat das Innogy-Management ins Gespräch gebracht, einen unabhängigen Vermittler einzuschalten, um Lösungen für die strittigen Themen zu finden. Als Beispiel für eine solche Moderation wird die Übernahme des Autozulieferers Continental durch den Familienkonzern ­Schaeffler genannt. Ex-Kanzler Gerhard Schröder war dabei vor einigen Jahren aktiv, um den Zusammenschluss zu begleiten. Ob Eon, Innogy und RWE tatsächlich einen Vermittler benötigen, könnte ebenfalls ein Thema beim Treffen von Teyssen, Schmitz und Tigges sein.