Essen. . Sonderkündigungsrecht bei Eigentümerwechsel: Finanzchef Spieker will „das Gespräch mit jeder Kommune“ suchen. Werben um freie Innogy-Aktionäre.

Nach den Hauptversammlungen von Innogy und RWE hat Eon nun das Angebot zur Übernahme der RWE-Tochter veröffentlicht. Eon bietet demnach den freien Innogy-Aktionären 40 Euro je Aktie. Die Annahmefrist läuft bis 6. Juni. Wie berichtet, will RWE seine 77 Prozent an Innogy dem Nachbarn Eon verkaufen und die Geschäfte aufteilen: Eon soll Netz und Vertrieb, RWE die Erneuerbaren Energien erhalten.

Aktionärsschützer hatten auf der Innogy-Hauptversammlung das Angebot als zu niedrig kritisiert und 46 bis 50 Euro gefordert. Eon-Finanzchef Marc Spieker weist das im Gespräch mit dieser Zeitung zurück: „Wir bieten im Vergleich zum Kurswert vor Verkündung der Transaktion eine Prämie zwischen 20 und 30 Prozent – je nach Auslegung. Das ist ein hochattraktives Angebot.“

Ob es bei einer Beherrschungsvereinbarung ein höheres Angebot geben könne, wie die Aktionärsschützer prognostizierten, lasse sich derzeit nicht vorhersehen. Möglich sei letztlich auch eine Verschmelzung beider Konzerne, bei der die restlichen Innogy-Aktien in Eon-Papiere getauscht würden, so Spieker.

Eon erhöht seine Kundenzahl mit Innogy auf 50 Millionen

Die möglichen Risiken für ihren Mega-Deal versuchen die Branchenführer derzeit zu minimieren. Zuletzt hatte eine Mitteilung von Innogy über einen Interessenten am tschechischen Netzgeschäft für Aufsehen gesorgt. Und Zweifel genährt, Mitbewerber könnten RWE und Eon bei ihren Plänen noch in die Quere kommen. In den Angebotsunterlagen von Eon heißt es nun, RWE könne Innogy die lukrative Tochter vorher abkaufen, um sie für Eon zu sichern. „Wir haben Vorsorge getroffen“, sagte Eon-Finanzchef Spieker dazu.

Auch die Möglichkeit der Kommunen, ihre Konzessionsverträge mit Innogy beim Eigentümerwechsel zu kündigen, schreckt den Dax-Konzern nicht. Spieker kündigte an, auf die Kommunen zugehen zu wollen: „Wir arbeiten schon heute bei vielen Regionalversorgern sehr gut mit kommunalen Partnern zusammen und suchen das Gespräch mit jeder Kommune“, sagte er. Und gab sich zuversichtlich, die als RWE-Partner sozialisierten Städte, viele davon im Ruhrgebiet, zu überzeugen. „Wir treten an, die Kommunen als Geschäftspartner für eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Eon zu gewinnen, völlig unabhängig davon, ob im Einzelfall ein Sonderkündigungsrecht besteht oder nicht. Ich bin aber auch sehr zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.“

Eon erhöht seine Kundenzahl mit Innogy auf 50 Millionen und wird damit zu einem der größten Versorger Europas. Besonders das staatlich regulierte Netzgeschäft gilt als risikoarm, Eon will damit künftig 80 Prozent seiner Erträge erzielen. Wird Eon also zur Schwarzbrot-Aktie und RWE zum Zockerpapier? „Es ist richtig, dass wir ein anderes Risiko-Portfolio haben werden als RWE. Für Anleger sehe ich darin nur Vorteile, für sie wird es leichter sich zu entscheiden“, sagt Spieker.