Bochum. . In Bochum betreibt der Autobauer Opel mit mehr als 700 Mitarbeitern sein Zentrallager für Europa. Der Betriebsrat warnt nun vor einem Kahlschlag.
Die Pläne für eine harte Sanierung von Opel lösen auch am Standort Bochum Unruhe aus. An der Stadtgrenze zu Dortmund betreibt der Autobauer sein europäisches Zentrallager. Mehr als 700 Mitarbeiter sind in den Hallen im Stadtteil Langendreer beschäftigt. „Auch wir in Bochum sehen uns mit der Forderung nach massiven Einsparungen konfrontiert“, berichtet der Bochumer Opel-Betriebsratschef Murat Yaman im Gespräch mit unserer Redaktion.
Im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen meist die Opel-Produktionswerke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach, doch das Sparprogramm „Pace“ hat aller Voraussicht nach auch Folgen für Bochum. „Auf dem Tisch liegt unter anderem die Forderung, dass wir vom Metall- in den Logistiktarif wechseln sollen“, sagt Yaman. „Damit wären erhebliche Einbußen beim Gehalt verbunden. Es geht auch um Themen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Es gibt also viele strittige Fragen.“ Der Betriebsrat wolle „einen Kahlschlag“ verhindern. „Wir werden für den Standort Bochum kämpfen“, sagt Yaman.
„Meine Sorgen sind gewachsen“
Ende 2014 hatte Opel in Bochum die Autoproduktion beendet, geblieben ist aber das Zentrallager. Zum Start im September 2017 bezeichnete das Unternehmen den Standort als „das Herz der Ersatzteilversorgung von Opel in Europa“. Bei Bedarf versorgen die Beschäftigten einen der rund 5200 Opel-Händler in Europa mit Autoteilen wie Keilriemen, Luftfiltern, Getrieben oder Scheinwerfern.
Während Opel noch zu Zeiten des Mutterkonzerns General Motors (GM) die Ersatzteilversorgung wieder ins Unternehmen integriert hat, ist das Logistik-Geschäft bei der neuen französischen Opel-Muttergesellschaft PSA (Peugeot/Citroën) ausgegliedert. „Eine entscheidende Frage lautet: Wo wird sich der Standort Bochum im PSA-Verbund wiederfinden?“, sagt Murat Yaman und fügt hinzu: „Meine Sorgen sind in den vergangenen Wochen gewachsen.“
Derzeit gelte eine Entgelt- und Beschäftigungssicherung bis Ende 2020. „Nach dem Willen der Geschäftsführung sollen aber schon vor Ablauf dieser Frist Einsparungen erzielt werden. Wir stellen uns also auf harte Verhandlungen ein.“
Opel-Chef Lohscheller fordert Zugeständnisse
Opel-Chef Michael Lohscheller erhöht derweil den Druck auf die Beschäftigten. „Wir brauchen Zugeständnisse von den Arbeitnehmervertretern“, wird er von der „Welt am Sonntag“ zitiert. Opel schreibe seit 1999 Verluste.
Derzeit beschäftigt Opel bundesweit rund 19 000 Mitarbeiter. Nach Angaben von Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug will der Autobauer 3700 Stellen in Deutschland streichen. Auch in Bochum läuft ein Altersteilzeit-Programm.
Bundesregierung schaltet sich ein
In den Streit mit dem neuen Mutterkonzern PSA über den Erhalt von Arbeitsplätzen hat sich auch die Bundesregierung eingeschaltet. Arbeitsminister Hubertus Heil und Wirtschaftsminister Peter Altmaier telefonierten mit PSA-Chef Carlos Tavares. Das Gespräch sei „offen, aber konstruktiv“ gewesen, so die Bundesregierung.
Murat Yaman fordert, wenn den Mitarbeitern Sparbeiträge abverlangt würden, müsse es zugleich ein Zukunftskonzept für Bochum weit über das Jahr 2020 hinaus geben. „Bislang bleiben uns die Geschäftsleitung und PSA jedes Konzept schuldig, das über reine Kostensenkungen hinaus eine Zukunftsvision für Opel nach 2020 ist“, sagt Yaman. Und: „Die anstehenden Verhandlungen mit der Geschäftsleitung zum Programm ,Pace‘ sind die schwierigsten Herausforderungen seit dem Ende der Fahrzeugfertigung in Bochum.“